(Unknown) Comedy
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Durch Schall und Rauch
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Ich wollte was schreiben über:
Ich würde gerne wissen, was ich gemeint hab, als ich in mein Notizbuch schrieb:
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La disposition des matières est nouvelle. Non-Casual Blogging.™

 
Ich hatte den strangesten Traum heute Nacht. Ich träumte, dass ich wieder zur Schule gehen würde und in einem der Hörsäle für Biologie, Chemie oder Physik säße, dort wo die Stuhlreihen wie in einem Atrium nach oben gehen. Die Stunde war vorbei und wir alle wollten aufstehen, um rauszugehen, da kommen schon die nächsten rein. Aber es sind keine Schüler, sondern feierlich gekleidete Erwachsene, die sich augenscheinlich zu einer Taufe einfinden. Der Schulhörsaal ist zu einer Kirche geworden. Es ist die Taufe des Kindes einer Ex-Freundin, die hier stattfinden soll und ich erblicke ihre Verwandten, die mich auch sehen und auch erkennen. Ich mache mich natürlich so schnell es geht vom Acker, doch da fällt mir auf, dass der Organist das passende Lied nicht spielen kann, da ihm die Noten fehlen. Es wird laut gemurmelt und ich versuche mich durch die Stuhlreihen hinaus zu mogeln, als man mich anspricht und mir zuruft, ich solle doch dabei helfen herauszufinden, wie dieses Lied geht. Währenddessen kommen auch sie und ihr Mann hinein und setzen sich, es ist so, als sähen sie mich gar nicht. Ich rufe über die Menge hinweg: "Keine Ahnung wie das Lied geht, wahrscheinlich irgendwas mit A-Moll und G-Dur." Tatsächlich stimmt das und die Feier kann beginnen. Ich verlasse den Raum.

"More than two, take a cup", sagt der pixelig animierte Barkeeper in dem Computerspiel, als er mir die Tür zur Bar öffnet. Er weiß nicht, dass ich vorhabe, gleich ein Verbrechen zu begehen. Außerdem weiß der Spieleentwickler anscheinend auch nicht, dass das Wortspiel "More than two, take a cup" ausgesprochen überhaupt keinen Sinn ergibt. Schon geschrieben ergibt es eigentlich wenig bis gar keinen Sinn - so wie der ganze Traum, denn ich versuche irgendjemandem mit meinem Auftreten in einem Computerspiel etwas zu beweisen.

Ich stehe mit Freunden in einem Geschäft und dort parkt ein Rolls Royce, der einer alten Frau gehört, die gerade dort einkauft. Ich fange an, mich über den Rolls Royce lustig zu machen, der komplett aus Holz ist und aussieht wie eine Schrankwand bei Rentnern in den 80er Jahren. Da sagt die alte sehr gut betuchte Frau hochnäsig zu mir: "Jaja, sich hier lustig machen können Sie, aber nicht mal wissen, was ein Gundelknochen ist."

Und dann könnte und sollte man natürlich etwas darüber schreiben, wie SEO die Welt verändert hat. Die Welt war die Welt und dann kam der Buchdruck und das war bis zum Film und Radio auch alles schön und gut. Diese Verbreitungsmedien machten noch ein paar Unwahrscheinlichkeiten wahrscheinlicher (Luhmann), und dann kam bis zum Internet lange nichts mehr. Das Internet ist dann einfach alles gleichzeitig "alles gleichzeitig". Und die Lesbarkeit des allumfassenden Seins indexiert Google. Damit dort das Sein von allem und jedem und alles auffindbar ist und gehört wird, mache ich mich durch SEO auffindbar. Und damit ändern sich Inhalte noch einmal maßgeblich. Der Autor schreibt nicht mehr, weil er schreibt wie er schreibt, sondern er schreibt, damit er von Maschine gefunden wird.

Tschüß, Mond!

Alles passiert hier. Die Iteration auf Wordpress ist tot.

Es war eigentlich alles super, bis der Techniker kam. Ich hatte ihn vom Küchenfenster aus beobachtet, wie er in seinem Auto saß und die Melodie von „Centerfold“ von The J. Geils Band beim Aussteigen pfiff. Der Techniker hätte gut jemand sein können, der sich die Playboy Centerfolds in die Spindtür hängen würde, aber es gab keine Spinds mehr. Keine Spinds, keinen Eierschutz, keine Pille. Den Altkanzler Schröder hatte man auf dem Fußballfeld den Spitznamen „Acker“ gegeben. Wie hatte man wohl den Techniker gerufen? Aber ich ließ ihn ins Haus und ging mit ihm in den Keller, damit er den Trockner reparieren konnte. Er war ein witziger Typ. Kein Ring am Finger, also würde er am Abend alleine in seiner Wohnung sitzen. Traurig irgendwie. „Das sind alles Kneipenwitze“, sagte er, nachdem er einen Witz gemacht und ich nicht gelacht hatte. Schlange da? Schon lange da verstehste? Ich lachte beherzt und fühlte mich gut. Den ganzen Tag über hatte ich Kopfschmerzen gehabt, aber ich dachte bei seinen Witzen gar nicht mehr daran. Er tauschte Pumpe und Elektronik aus und ließ den Trockner laufen. Keine Fehlermeldung mehr. Aber da tauchte plötzlich ein Geruch auf. „Da stimmt was nicht“, sagte Centerfold. Es roch nach verschmortem Gummi. „Das ist die neue Elektronik.“ Ich zuckte mit den Schultern und sagte: „Schade.“ Er schrieb alles auf und machte noch ein Foto von den kaputten Teilen. „Es muss nochmal jemand kommen, der die neue Elektronik, die jetzt verschmort riecht, austauscht.“ Ich schaltete den Trockner aus, den wir zum Test hatten laufen lassen. Der Geruch verschwand. Beim Rausgehen rief Centerfold mir zu: „An ihrer Stelle würde ich den Trockner nicht benutzen.“

Oben in der Küche stellte ich den Reis, der inzwischen kalt geworden war, wieder an und goss etwas Wasser nach. V. saß mit J. auf dem Sofa: „Und, geht der Trockner wieder?“ Ich schüttelte den Kopf. „Wir haben Pech mit dem Trockner.“ Die Geschichte ließ keine großen Kommentare zu. „J. ist nach dem Schlafen komischerweise schlecht drauf.“ Er war weinerlich und ließ sich nur schwer ablenken oder bespaßen. F. warf sich vor ihm auf den Boden. Ein kurzes Lachen. A. machte den Clown für ihn. Ein kurzes Lächeln. Tanzt für ihn, ihr Narren, witzelte ich. Alle lachten, bis auf J. Meine Kopfschmerzen waren wieder da. Ich ließ mich aufs Sofa fallen und nahm mein Handy zur Hand. Je weniger Licht, desto weniger fielen die Risse im Display auf. Es war früher am Nachmittag auf den Küchenboden gefallen, ich hatte es hektisch aufgehoben, konnte aber keine zusätzlichen Risse erkennen. „Na toll“, hatte V. gesagt, „bei dir passiert nichts, und bei mir geht gleich das Display kaputt.“ Ich versuchte die Risse zu ignorieren und öffnete mein Spiel, in dem ich Aufträge für die Produktion von Brot, Schmuck, Essen und andere Waren beauftragen musste. „Es riecht hier so komisch verbrannt, hast Du was auf dem Herd“, fragte V. Ich sprang wie wild auf, lief ich in die Küche, aber da war der Reis schon am dampfen wie verrückt. Ich schaute aus dem Fenster, das Auto des Technikers war natürlich längst weg. Er würde nicht allein sein, dachte ich mit dem dampfenden Topf in der Hand. Als er mir zurief, ich solle darauf achten, dass nichts anbrennt, hatte ich gesehen, dass sein Hund auf der Beifahrerseite saß.

Teil des Problems ist, dass jeder versucht die ganze Welt durch ein Smartphone zu verstehen. Und das funktioniert nicht. Das Smartphone eignet sich für bestimmte Komplexitäten nicht. Mehr muss man über bestimmte Diskurse in den sozialen Netzwerken nicht wissen.

Was war in meiner Musiksozialisation wirklich wichtig? Immer wieder stoße ich, wie ein Archäologe, auf vergessene Elemente meiner Musiksozialisation. Manchmal sind es strukturelle Elemente, manchmal inhaltliche.

Jedes Mal, wenn ich mir sicher bin, ich hätte das Puzzle meiner musikalischen Vergangenheit zusammengesetzt, taucht ein neues Stück auf, für das auch eine Lücke da ist. Dazu gehören auch oft guilty pleasures.

Ich kam unlängst auf die Musik der Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV). Wie ich darauf kam? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß nur, dass ich schon viel früher hätte drauf kommen müssen, weil ein guter Freund eine Zeitlang bei Treffen immer „Tirili tirilo tirila“ gesagt hat. Einfach so zwischendurch. Ich dachte damals: EAV, klar. Aber dass sie eine Zeitlang sehr wichtig für mich waren, hatte ich vergessen.

Thus,

To the hill

To the hill

To the hill

Bedeutet nicht nur, dass man für seine Sünden büßen muss, sondern auch, dass man am Kreuz Vergebung erfährt.

Ich wollte gerade etwas twittern darüber, was jetzt getan oder nicht getan werden sollte. Irgendetwas über intrinsische Motivation und dass die nicht durch einen erhobenen moralischen Zeigefinger erreicht werden kann. Ich wollte damit nicht sagen, dass die erhobenen moralischen Zeigefinger kein Recht haben – sie haben das wahrscheinlich höchste Recht, das man im Moment haben kann. Aber das interessiert niemanden. Ich glaube nicht, dass es einem Twitterer gelingt durch einen Tweet die Meinung eines Andersdenkenden wirklich nachwirkend zu ändern. Tweets können sicherlich inspirierend wirken, aber zumeist erreichen sie wahrscheinlich bereits Gleichgesinnte. Ich wollte in meinen Tweet auch etwas unterbringen über meine Sattheit über die Anprangerung der AfD. Ich bin mittlerweile der festen Überzeugung, dass man die kleine AfD damit größer macht. Alles, wofür die AfD steht ist abzulehnen. Aber jeder, der es wissen sollte, weiß es bereits. Diejenigen, deren Meinungen zu ändern wären, sind über Twitter nicht erreichbar. Ich bin dafür, diese Partei nicht weiterhin kostenlos durch das Teilen deren Inhalte zu unterstützen. Es gibt einen Haufen toller toleranter Menschen in Deutschland – und die sind in der Mehrheit. Was ich glaube, das getan werden sollte? Die Regierung sollte in die Richtung steuern, alle in Deutschland lebenden Menschen am Reichtum Deutschlands teilhaben zu lassen. Dann könnte es gut sein, dass viel mehr Menschen die Kraft aufbringen sich für andere Mitmenschen und darüber hinaus für die Umwelt einzusetzen.

Es gibt Künstler und Werke, die ich jetzt seit fast 30 Jahren nicht mehr von meiner Seite lasse. Es ist mir erst in den letzten 1-2 Jahren aufgefallen, dass meine Suche nach neuen Künstlern und Werken oftmals nichts mehr hervorbringt, was dann auch lange bei mir bleibt. Stattdessen sind die Künstler und Werke, die mir schon in meiner frühen Jugend viel bedeuteten, diejenigen die mir auch jetzt immer noch viel bedeuten. Zwischendurch habe ich gedacht: Ich mache mich jetzt auf die Suche nach diesen und jenen neuen Musikern, Schauspielern, Filmen, Theaterstücken, Büchern, die für mich so viel bedeuten wie XY. Aber das hat nur sehr selten geklappt. Mittlerweile weiß ich, dass viele der Künstler und Werke aus meiner Jugend mich bis zu meinem Ende begleiten werden. Ich kann es mir einfach nicht anders vorstellen. Ich gebe diesen Künstlern und Werken auch gerne den Raum, den sie in mir ausfüllen wollen.

Herzlich Willkommen zu der Party, von der ich nichts weiß.

Pub-Musik = Pop-Musik. So zumindest ist es im Falle von „Landscape of our lives“ dem zweiten Album von The Boys of Summer, einer sechsköpfigen Band aus Berlin. Wie ein Unplugged-Event klingt „Landscape of our Lives“, viele musikalische Ideen sprudeln da durcheinander.

The Boys of Summer aus Berlin: Urban-Folk deluxe
Mit der Stimmung in dem Song, die der Band den Namen gegeben hat, ist die Musik von „The Boys of Summer“ aber kaum zu vergleichen. Das Stück von Don Henley, das für den Bandnamen Pate stand, ist melancholisch und verwaschen. Davon ist bei The Boys of Summer fast nichts zu hören. Glasklar ist dieses Album produziert und versucht fast durchgehend zum Tanzen anzuregen. Mitreißend für einen After-Work-Abend im Pub – mit kleinen nachdenklichen Elementen, so mäandert „Landscape of our Lives“ manchmal etwas verloren dahin. Als Hochzeitsband würden The Boys of Summer sicherlich beste Stimmung zaubern. Vielleicht ist das aber auch gleichzeitig ein Problem – bei Hochzeitsbands passt keiner so richtig auf, weil ihnen ein wenig der Charakter fehlt und die eigentliche Musik woanders spielt. Charakteristisch ist die Stimme von Sänger und Hauptsongwriter Stephan Albrecht aber auf jeden Fall. In den besten Momenten klingt sie ein wenig wie die von Kai Wingenfelder von Fury in the Slaughterhouse. Der Musik fehlt allerdings eine Portion Intensität und Schweiß. Aber vielleicht sind Intensität und Schweiß auch einfach bei der Aufnahme auf der Strecke geblieben.

Trauriger Robert the Robot: Wo ist der Schmalz?
Ist man beim letzten Stück „Robert the Robot“ angekommen, wünscht man sich, dass sich The Boys of Summer soundtechnisch etwas mehr getraut hätten: mehr Reverb, ein bisschen Delay, ein bisschen „Raum“ für alle Instrumente – „Landscape of our Lives“ krankt daran, dass oftmals noch die Vorstellung vorherrscht, alles Rauschen, alle Fehler, aller Krach müsste aus der Musik verschwinden, damit es sauber klingt. Live sind The Boys of Summer sicherlich mitreißender als auf diesem Album.

Mark Kozelek erzählt sich selbst auch auf diesem Album seine alltäglichen Geschichten – dabei scheint er inzwischen davon schon ziemlich gelangweilt zu sein.

Sun Kil Moon – jetzt mit Extra-Langeweile
Die letzten Sun Kil Moon Alben klangen erschreckend gleich. In die Länge gezogene musikalische Tropen, unterlegt von einem relativ dumpf aufgenommenen Gebrabbel. Langweilige und interessante Geschichten und Anekdoten geben sich spätestens seit dem Album „Universal Themes“ die Klinke in Hand. Mark Kozelek wird nicht müde, die ihm wichtigen Dinge des Alltags auch uns Hörern zu verkünden. Auf diesem Album auch die inzwischen sicherlich überall angekommene Weisheit, dass es längst zu viele Streaming-Portale wie Netflix und Amazon Prime gibt. Wer gerne ein wenig wegdösen will, kann bei diesem Album gerne genau weghören.

Mark Kozelek – bald wie Bob Dylan?
Interessant wäre es, wenn Mark Kozelek seine langen Geschichten besonders deutlich erzählen würde, oder wenn es andere produktionstechnische Feinheiten gäbe, an denen man sich festhalten könnte. Aber nichts: Sun Kil Moon eiern vor sich her als hätte man nichts besseres zu tun, ganze 90 Minuten lang. Ich meine, vielleicht denkt Mark Kozelek ja, er würde demnächst als der postmoderne Bob Dylan angesehen weil er so lange Texte schreibt. Aber ich glaube das eher nicht. Sun Kil Moon veröffentlichen jetzt das dritte oder vierte Album nacheinander, bei dem eine Art Tagesablauf inkl. aller sinnloser und sinnvoller Gedanken vertont wird. Ein Album davon war spannend – drei Alben davon sind nur noch nervig.

Dass ich nicht mitbekommen habe, dass Twoday offline geht, ist wahrscheinlich Teil des Problems gewesen. Auf jeden Fall ist Twoday jetzt offline und ich komme an meine alten Weblogs Psychospaltung, Itaipu, Psychospa, Lahm, Bipolar und Taumatiae (letztere zusammen mit Viktor) nicht mehr heran. Eine E-Mail darüber, dass die Weblogs abgeschaltet werden, habe ich nicht bekommen, und darüber bin ich dann doch ziemlich enttäuscht, da ich seit den Anfangstagen aktiv mit dabei war, eine Zeit lang auch das bezahlte Weblog genutzt habe und auch im Readme.txt Buch vertreten war. Von 2003 bis 2008 oder so, hat Twoday schon eine ziemlich große Rolle gespielt. Dass sie abtreten, ist eine logische Konsequenz der Entwicklung, die sie selbst maßgeblich mitbegründet haben. Weblogs sind irgendwie wie ein Kochtopf. Jeder hat jetzt eins. Aber inzwischen hat sich der Content auch eher verlagert nach Instagram und Co. Die gesamte Bewegung der heutigen Influencer, des Print-Todes, überhaupt der Idee selbst als Nutzer das Internet mit zu gestalten, ist von den Weblogs ausgegangen. Twoday waren da am Anfang ganz groß mit dabei. Vielen Dank und bis später.

Der Comedian Jim Gaffigan hat es geschafft, innerhalb von nur gut drei Monaten in die Top 50 meiner Lastfm-Charts einzusteigen. Mein Lastfm-Profil besteht immerhin seit August 2005 und ich habe insgesamt 146.466 Songs gescrobbelt. Man könnte vermuten, es wäre relativ schwer, so schnell in die Top 50 aufzusteigen.

Anscheinend schafft ein interessanter Künstler es aber in nur kurzer Zeit. Wie funktioniert das? Die Antwort ist relativ einfach: Durch die Verfügbarkeit auf Spotify.

Wie sah Lastfm bisher bei mir aus?
Der Top-Künstler The Beatles liegt mit 1.633 Scrobbels auf Platz 1. Gefolgt von Lawrence mit nur 10 Scrobbels weniger. So geht es weiter mit den Top 50 bis man mit ca. 500 Scrobbels zur Zeit in die Top 50 aufsteigt. 500 Scrobbels in 3 Monaten bedeutet durchschnittlich mindestens ca. 5-6 Scrobbels pro Tag. Scheint erst einmal nicht so schwierig zu sein, aber da spielen andere Faktoren noch eine Rolle. Ich habe einen sehr breit gefächerten Musikgeschmack und trotz knapp 150.000 gescrobbelter Titel hat der Top Artist nur knapp mehr als 1.600 anteilig davon. Jim Gaffigan hat also doch etwas Besonderes geschafft. Das tägliche mit dem Auto zur Arbeit fahren und die unterhaltsame Art von Jim Gaffigan haben es mir angetan, und ich höre ihn gerne jeden Morgen. Wenn ich nicht Jim Gaffigan gehört habe, waren es die Warner Bros. Records von Richard Pryor, die ich angeklickt habe. Auch Richard Pryor ist mit seinen über 300 gescrobbelten Titeln bei mir in den Jahrescharts bisher ganz vorne mit dabei, und zwar auf Platz 2.

Verfügbarkeit auf Spotify
Auf dem Weg zur Arbeit ist für mich ein komplexeres Narrativ attraktiver als kurze Sinnabschnitte. Banal formuliert: Ich höre lieber jemanden kurze Sketche erzählen als dass ich kurze Pop-Songs höre. Der schnelle Kick der Pop-Songs schmeckt mir morgens nicht, ich möchte die Fahrt zur Arbeit mehr genießen und nicht gefühlsmäßig verkürzen, also höre ich am liebsten jemandem zu. Da bieten sich die Comedians mit ihren Stand-Up Specials wunderbar an. Jeden Morgen also ein Stand-Up Special auf dem Weg zur Arbeit, und in kürzester Zeit kommen 20-30 Scrobbels pro Fahrt dazu. Das Beste dabei ist die Verfügbarkeit auf Spotify: viele Specials sind abrufbar und somit einfach zu konsumieren. Mit diesem schnellen Eintritt hoch in den Charts wird es auch in Zukunft mit anderen Phänomenen weitergehen – vorausgesetzt, das Prinzip Spotify setzt sich weiter durch.

Bequemlichkeit ist alles
Ich habe in kurzer Zeit eine Playlist namens „Comedy“ erstellt, in der ich alle meine Lieblings-Comedians zusammengefasst habe. Mit ein paar Klicks liegt mir ein Großteil der Comedy-Geschichte aus den USA zu Füßen. Für mich als Hörer ist das der bequemste Weg, sich Unterhaltung für die Wege unterwegs zu holen. Und damit auch der Weg, den ich wähle.

Heute Nacht hatte ich einen Traum im Traum. Die 1. Traumebene ist: Ich bin mit meiner Lebensgefährtin und den Kindern im Urlaub. Es ist der Abreisetag und ich fahre mit unserem Mietwagen zu unserer Ferienwohnung zurück, weil wir gerade bei Verwandten von meiner Freundin zu Besuch sind und ich da eigentlich nicht sein will. Es ist auf dem Weg alles verlassen und grau und post-apokalyptisch. Auf halbem Wege begegne ich Wölfen, die so aggressiv sind, dass ich umdrehen muss. (Dieser Teil war viel länger. Die Wölfe kamen immer nach und nach näher und wurden mehr und so…)
Zurück angekommen packen wir, aber ich erfahre von meiner Freundin, dass wir noch zum Essen bleiben müssen. Darüber bin ich sehr erzürnt und streite mit ihr.
An diesem Punkt gehe ich anscheinend ein Nickerchen halten, denn jetzt beginnt der Traum im Traum. Aus Wut verlasse ich also in einem Traum im Traum das Haus der Verwandten und gehe spazieren. Es hängen sehr tief graue Wolken am Himmel, die absolut surreal aussehen (wie die Hologramme bei Black Panther). Ich entdecke die schöne Berglandschaft, alles sieht ein bisschen aus wie im Schwarzwald und ich denke: Ach, ich mache einfach ein paar schöne Fotos. Ich gehe immer weiter und entdecke in den Stein geschlagene Treppen, die hoch bis zu einer Plattform führen, wo ein historisches Gebäude steht und die Leute ins Tal schauen können. In dem historischen Gebäude, das gleichzeitig ein Museum ist, arbeitet ein guter Freund von mir, der mit einer Perücke dort sitzt und für die Touristen einen auf Kolonialist macht. In Reihen stehen Bänke vor ihm, auf denen drei Leute auf polnisch über ihn lästern. Sie wissen nicht, dass er Pole ist und sie verstehen kann. Er blafft sie an und ich gehe dann erst zu ihm hin. Wir begrüßen uns und er freut sich mich zu sehen. „Na, musst Du gleich wieder weiter“, sagt er und wir unterhalten uns kurz. Irgendwie merke ich an dem Punkt, dass es ein Traum im Traum ist und ich sage zu meinem Freund: „Komm, ich mache mit dem Handy ein Foto, und wenn es noch gespeichert ist, wenn ich aufwache, habe ich den Beweis, dass dies ein Traum war.“ Wir diskutieren ein bisschen, aber er erklärt sich einverstanden und ich mache ein Foto von seiner gefakten Urkunde, die er da als Job den Touristen entgegenhält. Ich wache auf und bin in einem Gästezimmer bei den Verwandten und meine Freundin ist auch da und wir gucken Fotos auf dem Handy an und für einen kurzen Moment sieht man das Foto aus dem Traum und ich bin total aus dem Häuschen und dann verändert es sich langsam und wird zu einem anderen Foto. Dann wache ich auf.

Wenn Zeit verstreicht, kann man Dinge besser einordnen. Passiert etwas aktuell, lässt sich immer schwer sagen, was das für die Zukunft bedeutet. Im Nachhinein lassen sich die Dinge besser einordnen.

Etwas Zeit zu geben, scheint gerade nicht wirklich en vogue zu sein. Meistens geschieht alles parallel: Aktion – Reaktion – Kommunikation. Noch absurder wird es, wenn man noch eine Ebene tiefer geht: Einen Kommentar zu etwas lesen, das einen Tag alt ist und das Thema wie eine gegebene Basis behandelt. Alle Stimmen, die derzeit zu den verschiedensten Themen aufschreien, werden gehört, verarbeitet, kommentiert. Was ist mit all diesen Stimmen und Kommentaren dazu in einem Jahr? Lassen sich die Reaktionen dann noch ähnlich formulieren oder würde man sagen: Mit einem Jahr Abstand gestaltet sich das anders.

In 15 Jahren Weblog-Welt ist diese Form der Veröffentlichung von Inhalten im Internet von einem Instrument der Internet-Nutzer zu einem vollständig einverleibten Instrument der Unternehmen und Anbieter geworden. Mit Weblogs stellen Unternehmen Nähe zu ihren potentiellen Kunden und zu Lesern allgemein her. Wer groß ist und geschickt agiert, wird mit seinem Weblog im Internet noch gefunden. Der Rest schreibt unentdeckt in einer Nische und kann nur noch mit Glück entdeckt werden.

The rise and fall and rise of Weblogs
Von Anfang an gab es hier in diesem Weblog Zweifel darüber, ob das was hier passiert, einen Sinn ergibt. Und von Anfang an wurde in diesem Weblog immer wieder die Frage gestellt, was sich eigentlich ändert, wenn geschriebene Texte im Internet veröffentlicht werden – und wie dieses Schreiben auch den Autor verändert. Dabei hat die Form und Struktur ihr eigenes Licht auf mich zurück geworfen und mich auch verändert. Letztlich existieren die beiden Seiten Anbieter und Nutzer immer noch. Auf welcher Seite steht Psychospaltung?

B. Fleischmann ist ein Elektronik-Veteran in Deutschland und heute ist sein neues Album „Stop Making Fans“ erschienen.

Fleischmann und die Elektronik
Damals, 2002 oder 2003 gab es Fleischmann im Vorprogramm von The Notwist und mit den Alben „Welcome Tourist“ und „The Humbucking Coil“ zementierte Fleischmann Deutschland als würdigen Vertreter intelligenter elektronischer Musik, oder auch intelligenter Tanzmusik kurz IDM genannt. Mit der Zeit wandelte sich das allerdings zu einem eher uninspirierten Geplänkel auf folgenden Alben. Außerdem lächelten sich Freunde und ich immer dann verlegen an, wenn der Gesang einsetzt. Muss das jetzt sein, fragten unsere Blicke. Nein ist die Antwort. Und das geht mir persönlich bis heute so mit den Fleischmann-Alben. Auch die Gastsängerin Gloria Amesbauer ändert leider nichts daran. Beide Stimmen wirken ungeübt, ungelenkt und generisch. Wie Stimmen, die selten zum Singen benutzt werden.

Stop making uninspired albums
Das neue Album „Stop Making Fans“ kann nur sehr selten bestechen und wirkt wiederum relativ beliebig. Electronic without a cause. Niemand benutzt elektronische Musik so sehr wie ein reguläres Instrument wie B. Fleischmann. Als hätte er aus Versehen einen Synthesizer anstatt einer Gitarre in die Hand genommen. Das könnte sehr interessant sein, es könnte die Energie von Rockmusik beinhalten oder den Eklektizismus klassischer Musik, aber stattdessen wirkt das neue Album streckenweise wie eine Elektronik-Version der Flippers. Ich war drauf und dran das Album größtenteils als „unhörbar“ zu bezeichnen. Mit dem weiteren Hören wurde ich etwas ruhiger und bemerkte, dass ich als Hörer natürlich etwas „erwarte“ und etwas „möchte“ und es schwierig ist, neue Alben nicht gleichzusetzen mit einem Haufen „neuer Ideen“. Der Klangraum ist den älteren Alben von B. Fleischmann sehr ähnlich, stimmungsmäßig geht es hier aber tendenziell noch fröhlicher zu als bei allen Vorgängern. Trotzdem merkt man im Detail, wie gut B. Fleischmann mit dem Einsatz von Delay und Reverb spielt – ersteres viel und zweiteres weniger. Bei B. Fleischmann klingt kein Elektronik-Track wie der andere und das Album ist im besten Sinne als heterogen zu bezeichnen. Die Stimmung trägt aber nicht über das Album – B. Fleischmann möchte anscheinend auf keinen Fall minor scales (wer mal „The Long Wait“ von Styrofoam in 2003 gehört hat, weiß wie schön traurige Elektronik klingen kann) zulassen, alles ist auf Dur ausgelegt – und irgendwie passt mir das nicht in diesem Winter. Vielleicht wäre eine Release im Mai anders bei mir angekommen.

Tocotronic veröffentlichen mit dem neuen Album Die Unendlichkeit einen unwiderstehlichen Soundtrack zum Widerstand der Welt vor 25 Jahren. Das ist charmant, entspannt und besitzt unterschwellige Sprengkraft.

Tocotronic – Die Unendlichkeit: unendlich charmant
Wenn Tocotronic eins in den letzten 15 Jahren nicht waren dann entspannt. Seit Pure Vernunft darf niemals siegen 2005 versuchten sie, mir etwas beizubringen. So empfand ich jedes einzelne Album mit ein paar wenigen Ausnahmen an Songs. Das hat sich mit dem neuen Album erledigt. Tocotronic gehen hier einen ganz anderen Weg: Autobiografische Geschichten der Bandmitglieder der letzten 30 Jahre strahlen bis in die Gegenwart und eröffnen alten und neuen Hörern vor allem die Möglichkeit, sich selbst ein Bild der Vergangenheit zu machen. Warum das für die Gegenwart relevant ist? Tocotronic sind bis heute schöpferisch tätig geblieben, schreiben Songs und gehen auf Tour. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Das, was Tocotronic damals verkörpert hat, gab viele Versprechen für den Indie-Bereich ab. Gehalten wurden davon wenige. In der damaligen Zeit nahm man es mit Sellout und Authentizität extrem ernst. Bevor es durch das Internet extrem leicht wurde, seine Stimmen und Klänge zu verbreiten. Wer sich da für einen zuerst unnachvollziehbaren Richtungswechsel wie bei K.O.O.K. entschied, musste viel Mut und eine eigene künstlerische Vision mitbringen. Aber von da an ging es auch ein bisschen verkrampft bei Tocotronic zu. Die Band sprach zu mir als Fan, nicht mehr mit mir. Das stieß mich ab. Vom aristotelischen Theater der Einfühlung zum epischen Theater der sichtbaren Äußerlichkeiten. Aber das war nicht stringent genug durchgezogen.

Alles anders auf Die Unendlichkeit. Mehr einfache Struktur, weniger Drama, mehr Zugang, geöffnete Türen, man kann mit Sänger Dirk wieder mitgehen. Bedeutende deutschsprachige Musik. Puh, so eine Bürde und so eine Bedeutung, da schläft man am liebsten gleich ein. Aber auf Die Unendlichkeit ist das mit der Leichtigkeit rundum gelungen. Produziert ist das Album „solide“. Es gibt bei Tocotronic eh nie das, was man die Loudness Wars nennt, aber leider schillern wenige Songs so wie der Opener, das ist schade. Allein die dem Album gleichnamige Single „Die Unendlichkeit“ ist unschlagbar was die Erschaffung eines wundervoll großen Klangraums angeht. Auf „Bis uns das Licht vertreibt“ funktioniert das auch sehr gut. Allein – zum Glück gibt es hier keine reine Funktion. Das neue Tocotronic hat Charme. Die Unendlichkeit ist viel zu attraktiv um zu widerstehen.

Grundsatz-Plateaus
Bei falsch verstandener stillschweigender Übereinkunft der Meinungen im pseudo-subversiven Milieu entstehen Grundsatz-Plateaus, von denen aus ironisch in Richtung Gegner gewitzelt wird. Einverleibt in die Übereinkunft werden dabei auch alle, die sich nicht schnell und deutlich genug von einem dieser Grundsätze distanziert haben. Die landen aber dann schnell auf der Abschussliste der Plateau-Vorsteher. Dabei entsteht Glaubwürdigkeit nicht mehr durch die Sammlung und Widerlegung von Aussagen, sondern einfach durch einen ironischen Tweet. Lies mal, ihr wisst ja, dass ich mich nicht auf diesem Niveau befinde, aber ich begebe mich jetzt trotzdem dort hinein.

Neu aufbauen
Wie man es richtig macht, ist eigentlich seit 100 Jahren klar: Eine Meinung entwickeln, sie hinterfragen, Quellen recherchieren und lesen, diese in der möglichen Widerlegung der Quellen zitieren und die eigene Meinung klar und deutlich ausformulieren. Auf Twitter zum Beispiel relativ unwahrscheinlich möglich, das in diesen wenigen Zeichen hinzubekommen. Deswegen lassen wir das doch einfach und gehen von vornherein davon aus, dass jemand mit den richtigen Retweets und einer schmissigen Kurz-Bio auch die richtige Einstellung hat. Muss man ja nicht jedem beweisen, dass man für die Betrachtung eines wichtigen gesellschaftspolitischen Themas auch die notwendige Denkarbeit verrichten könnte – ein guter Wortwitz reicht eben auch aus.

Niveau sinkt und Glaubwürdigkeit geht verloren
Natürlich tut es das nicht. Und was nun geschieht, ist die Potenzierung der ohnehin schon lichtgeschwindigkeitartigen Zerrüttung wissenschaftlicher Praktiken. Jedes Thema wird auf Twitter gerade Bestandteil der Aussagen von Redakteuren in kleineren oder leitenden Positionen. Die Glaubwürdigkeit der Aussagen geht dabei vollkommen verloren. Und das ist ein weiterer Sarg in den Nagel der Gesellschaft, die nach Fakten lebt und nach Wahrheit und Wissen streben könnte. Wenn alle sich auf ein niedriges Niveau begeben, dann kann ich mir doch aussuchen, nach welcher Moral ich tanzen will. Wieso sollte man sich auf den Weg in reflektierte Meinungen machen, wenn man zu allem zu jeder Zeit und an jedem Ort gleich eine Meinung, ein Kommentar dazu und ein Kommentar zum Kommentar erhält – und zwar nicht von Tweets, sondern gleich als Leitartikel.

Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich in unserem neuen Haus oben in einem großen Gästezimmer gewesen bin. Dort passierten mehrere Dinge. Ich fand einen Schreibtisch, der den Vorbesitzern gehörte und in dem ein Computersystem eingebaut war, mit einem Tower, einer riesigen Tastatur und einem riesigen Bildschirm. Außerdem telefonierte V. mit Freunden in einem Videoanruf und ich kannte die aus dem Bielefelder Westen. Dann lagen da auch plötzlich Handys herum, die jemand dort vergessen hatte. Die ganze Zeit über war ich schon aus einem anderen Traum erwacht und wollte das in dem Traum endlich posten.

Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich, aus einem Traum erwachend, aufschreiben wollte, was ich geträumt habe.

Star Wars: The Last Jedi ist ein solides Puzzle Teil der Star Wars Galaxie. Die wichtigsten Szenen von Star Wars Episode VIII und eine Filmanalyse lest ihr hier.

SPOILER WARNUNG: ACHTUNG! Wer The Last Jedi noch nicht gesehen hat, erfährt hier vieles über die Story und die Umsetzung des achten Teils der Saga.

Star Wars wird viele der Zuschauer den Rest ihres Lebens begleiten. Angefangen 1977 mit dem Start der ersten Trilogie, über die Prequels von 1999 bis 2005 sind jetzt die beiden ersten Filme der Abschluss-Serie von Star Wars erschienen. Eine weitere Trilogie von The Last Jedi Regisseur Rian Johnson ist bereits angekündigt, soll sich aber fernab von der Skywalker-Saga abspielen. Was passiert in The Last Jedi in diesem Jahr 2017 und wie wurde dieser bis dato neueste Star Wars Film umgesetzt?

Star Wars: The Last Jedi – Die Story
Eigentlich mag man am liebsten gleich in all die Details der Bilder und Dialoge von The Last Jedi einsteigen, aber ein bisschen Einleitung muss ja sein. Die Geschichte von The Last Jedi ist tatsächlich relativ schnell erklärt. Der Widerstand gegen die Erste Ordnung ist verschwindend klein und muss vor seinen Verfolgern fliehen. Die Kämpfer um Prinzessin Leia Organa befinden sich auf stetiger Flucht von einem Unterschlupf in den nächsten. Derweil sind die Hauptpersonen des Widerstands und der Ersten Ordnung in ihre eigenen Kämpfe verwickelt: Rey sucht Luke Skywalker, findet ihn und versucht ihn zur Rückkehr zum Widerstand und zur Hilfe im Kampf gegen die Erste Ordnung zu überreden. Dabei möchte sie gleichzeitig ebenfalls ein Jedi-Kämpfer werden und begegnet in telepathischen Visionen immer wieder ihrem Widersacher Kylo Ren. Beide höchstbegabt was den Umgang mit der Macht angeht, liefern sie sich zerfleischende Dialoge über ihrer beiden Plätze im großen Plan der Macht. Kylo Ren wird von obersten Bösewicht der Ersten Ordnung, Snoke, gedemütigt und so noch tiefer in seine inneren Konflikte gestürzt. Die Erste Ordnung möchte um jeden Preis den Standort des Widerstands und Luke Skywalker herausfinden, um endlich die Alleinherrschaft über die Galaxis zu erlangen. Finn kämpft ebenfalls mit seiner Angst vor kämpferischen Auseinandersetzungen und Poe Dameron mit seinem überschäumenden Temperament. Wer lässt sich vom Guten ins Böse verführen und vom Bösen ins Gute retten?

The Last Jedi – Der letzte Jedi ist Luke Skywalker
Auch wenn das mit dem Singular und Plural vielleicht noch nicht für alle Star Wars Fans abschließend geklärt ist: Im Film ergibt sich ziemlich eindeutig, dass mit dem letzten Jedi bis zu einem bestimmten Punkt im Film Luke Skywalker gemeint ist. Auf einer Insel mit einem Jedi Tempel lebt Luke zurückgezogen und überzeugt von seinem eigenen Versagen im selbst gewählten Exil. Im Verlauf des Films wird klar, dass er eine große Mitschuld am Entstehen eines neuen Darth Vader in Gestalt von Kylo Ren beziehungsweise Ben Solo mitzutragen hat. Einen Bösewicht als Kämpfer benötigt die Erste Ordnung beziehungsweise das Imperium immer – dieser Bösewicht ist wiederum aus einem abtrünnigen Schüler entstanden. War Darth Vader teilweise das Ergebnis des Versagens von Obi-Wan Kenobi, so ist Kylo Ren teilweise das Ergebnis des Versagens von Luke Skywalker.

Star Wars – The Last Jedi Der absurdeste Kommentar des Rolling Stone ist wohl das Argument, der Regisseur habe sich zu sehr auf die Bilder verlassen und zu wenig auf die Figurenentwicklung geachtet. Mit dem gleichen Argument könnte man sagen, auf einem neuen Album der Rolling Stones befänden sich unglücklicherweise nur Songs und leider keine Audio-Kommentare zur Entstehung des Albums.

Der Film lädt zu seiner Vorstellung einer Weiterentwicklung des Star Wars Kosmos ein. Er kann und sollte sich nicht um eine Wunschvorstellung von Fans kümmern – welche sollte dabei überhaupt erfüllt werden?

Die Farbe Rot

Finn über Weiß

Waffenhändler

Jedi Bücher zerstört/Man erfährt viel über die Jedi

Wertschätzen was man liebt

I was watching a Blu-ray yesterday when I noticed that it was really a dumb thing to watch a Blu-ray in 2017.

Ein Gastbeitrag von Matthew Theis.

I am experiencing problems with my Fire TV stick lately. Sometimes the Fire TV stick activates itself while watching something else on TV. In some cases all of a sudden the Fire TV stick menu shows up and you have to manually switch back to the source you had been watching before. Same thing was happening yesterday while watching “The first Avenger: Civil War” on Blu-ray. I had already not been amused with how long it took to get the movie playing in the first place. When you insert the Blu-ray disc into the player the disc first loads up. This comes with a lot of noises you’d expect from the Iron Man suit. Engines starting up, cogwheels clinging onto each other, systems reloading. But then the movie was playing. After 15 minutes the Fire TV Stick was probably asking itself what was going on. Who was this devil machine making all these noises? It activated itself and my movie stopped in the middle of a fight. I made the mistake of pushing the “Pause” button on my remote.

The movie stopped and I switched back from the Fire TV menu to the Blu-ray disc player source arriving on a blank screen. I hit the Play button I hit the Pause button. Nothing happened. I couldn’t get the movie or the player to continue playing the movie. There was nothing else I could do but to push the Power button. This worked. The player shut off. Perfect. At this point I was thinking about just taking the player into my hands and hitting it real hard on the drawer just to stop myself from doing stupid stuff like this once again: ordering Blu-ray movies in 2017. But “The first Avenger: Civil War” hadn’t been available on Netflix or Amazon Prime Video except for paying three times as much as ordering the movie on a Blu-ray disc. But I swear I will never do this again. So, I didn’t destroy the player hulklike on the drawer but instead turned it on again, waiting for the Blu-ray disc to load up, looking at the Marvel logo for 35 seconds before the menu shows up, selecting my language, waiting for the NEXT MENU to show up, hitting the Disc Menu button to skip the previews and arriving at the final menu now already feeling like Indiana Jones when he’s in front of the golden statue in Raiders of the Lost Ark. The final menu shows the “Play” option, the real “Play” option, the one that really starts the movie. I was hitting it in complete bliss, now 15 minutes or so had gone since the Fire TV menu had popped up unasked. Then the movie started at 0:00 minutes so I had to fast forward to approx. 15 minutes to arrive at where I left. I will never waste one thought as to why movie streaming services experience a steady growth.

Björk’s neues Album Utopia landet zur rechten Zeit auf der Erde. Aus dem Raumschiff steigt ein fasanenartiges Wesen, aus dessen Poren Regenbogen sprühen. Utopia von Björk schillert und flirrt gegen jede Dunkelheit der Gegenwart an – und bleibt manchmal doch nur fremd.

Live aus dem Dschungel: Utopia von Björk
Das Album bewegt sich in langsamen Tänzen aus Flöten- und Streicher-Sounds gemischt mit elektronischen Beats. Der Titeltrack „Utopia“ beweist die direkte Verbindung von Musik und Flora und Fauna, die Björk auf dem gesamten Album zu transportieren versucht. Wie stellt man am besten eine außerirdische Naturverbundenheit und -nähe in musikalischer Form dar? Utopia liefert dafür eine Blaupause. Klassische Instrumente und daraus hervorgezauberte klassische Klänge – und ebenso elektronische Klänge als Naturgewalt. Freiheit spiegelt sich in fast jedem Arrangement auf diesem Album wider. Während man sich am Anfang noch aus seinem un-natürlichen Alltag bei den Klängen von Utopia windet, hat man sich schnell an das Ausufernde gewöhnt und gibt sich hin. Wenn mal eine Art Beat eintritt, wirkt das fast schon störend. Utopia klingt so ganz und gar nicht düster wie das beispielsweise „Army of me“ vor mehr als 10 Jahren das noch getan hat. Was hier verzerrt im Hintergrund klappert und rattert, erfordert Aufmerksamkeit und verwischt manchmal ein wenig die Reinheit der größtenteils harmonischen und doch wenig poppigen Klänge. Das ein oder andere Mal hätte Björk vielleicht auch ein paar Percussion-Elemente weniger setzen können. Vielleicht ist das auch der Moment eines Künstlers, wenn man schon so ein kaleidoskopiges Werk schafft, in jedem Track auch das Maximum an Wendungen herausholen zu wollen.

Björk: Im Dschungel verlaufen und wiedergefunden
Aber auf die Dauer des Albums verlaufen sich die ganzen Sounds und Gesangsmelodien ein wenig in Beliebigkeit. Aus der Sammlung von Ideen einen roten Faden herauszukristallisieren, fällt schwer. Es muss auch nicht sein. Auf Utopia kann auch jeder Track für sich stehen. Wenn man lange durch den Dschungel gelaufen ist, sieht irgendwann alles gleich aus und man möchte eigentlich nicht noch eine Runde drehen sondern auch mal ankommen. Die Begegnung mit etwas, das auf die Erde gekommen ist um Frieden und Farben zu bringen – so steht man als Hörer im Dschungel vor Björk und ihrem Raumschiff. Und hofft dann darauf, dass ein paar Jahre vergehen und man sich dann vielleicht schon kennt und beim Hören nicht immer alles neu lernen muss.

Während der Mainstream Geschichten aus den Brennpunkten der Clubs erzählt, steht draußen eine Gruppe Rejects und raucht eine nach der anderen. Einer aus dieser Gruppe ist Emmanuel Bevan aka Burial.

Burial – Der Rhythmus ist zurück
Auf der neuen 12″ gibt Burial sich wesentlich clubbiger als auf den schwebenden beiden 12″ davor. Vom Breakbeat und Dubstep hin zum verkratzten Ambient hat es ein paar EPs gedauert, aber mit Subtemple / Beach Fires und Young Death / Nightmarket war es dann soweit: Nachdem die Startraketen abgetrennt wurden, schwebte Burial im Raum. Jetzt ist er mit Pre Dawn / Indoors auf dem Mond gelandet und dort findet eine Party statt. Musik gehört wird nur mit Helm auf. So klingt die 4/4 Bassdrum und die Vocal-Samples auf der neuen 12″.

Pre Dawn / Indoors
Die Titel beschreiben dieses Mal relativ genau, welches Gefühl beim Hören entstehen kann: Irgendwo mitten im erlösenden Techno-Beat taucht die Müdigkeit wie ein Störfaktor auf und möchte, dass man doch nach Hause geht. Auch wenn die Nacht versprochen hat, dass sie niemals enden könnte. Pre Dawn und Indoors sind angefüllt mit lauter Sounds aus dem klassischen Techno, aber hier fehlen die Mitten, hier wurde ziemlich viel Hall hinzugefügt und hier kommt man nicht mit dem schnellen Kick nach Hause. Hier hat sich etwas mit Widerhaken im Kopf festgesetzt: Diese letzten beiden Tracks von Burial sind wesentlich fordernder als alles, was in den letzten 5 Jahren von ihm erschienen ist. Auch wenn sich niemand so richtig traut, eine kritische Rezension zu Burial zu schreiben, war das Echo auf die letzten beiden 12″ eher verhalten. Was fängt man mit Ambient-Recordings an, die so wenig Platz zum Abfeiern bieten?

Kein schneller Kick bei Burial
Auch wenn die Bass Drum mit ordentlich BPM schlägt, gibt es bei Burial nie den schnellen Kick. Auf dieser EP zeigt Emmanuel Bevan – wie erwartet? – einmal mehr, dass es keine vorhersehbare Entwicklung bei der Musik von Burial gibt. Immer wieder neu werden lauter Versatzstücke aus der klassischen britischen Club-Szene der 90er Jahre neu gemischt, neu verwertet, neu aufgelegt.

Karin Dreijer Andersson klingt auf ihrem neuen Album „Plunge“ mehr denn je nach The Knife. Auch wenn das Projekt mit ihrem Bruder seit „Shaking the Habitual“ 2013 nichts Neues mehr veröffentlicht hat, hat Fever Ray auf „Plunge“ eine spürbare Injektion The Knife abbekommen.

Mit nur einem Vorab-Release vor einer Woche, der Single „To the Moon and Back“, hat Fever Ray sich vor dem Album-Release „Plunge“ zurück gemeldet. Visuell sehr eindringlich paart Karin Dreijer Andersson ihre Musik mit einer visuellen Komponente. Nach „Silent Shout“ wurden die Outputs der beiden Geschwister aus Schweden immer mehr ein Gesamtkunstwerk aus Performance, AI, Musik und bewegtem Bild – hinter dem die beiden Personen selbst mehr und mehr verschwinden. Das neue Album „Plunge“ trägt aber eindeutig Karin Dreijer Anderssons Handschrift.

Fever Ray „Plunge“ – Wacht auf!
Ein pulsierendes schwarzes Lullaby war das Debüt-Album von Fever Ray, der Nachfolger „Plunge“ lullt nicht gerade ein. Schneidender sind die Sounds, sie tun mehr weh. Die Stimme sägt sich durch manche Tracks, verschwunden sind nicht die Effekte, auch nicht die Verzerrung, aber die Downpitch-Vocals sind weg. Während das erste Album in sich gekehrt war, ist das neue Album „Plunge“ expressiv. Raus mit den Sounds aus den Synthies, und zwar nicht zu knapp. Manchmal wirkt das Soundgerüst einzelner Songs leider zu verlaufen, als hätte man sich wenig für ein Trademark entscheiden können. Fever Ray kopiert sich nicht, sie erfindet sich neu, trotz relativ limitierten Soundraums.

Plunge mit provokativen Texten
Karin Dreijer wirft mit ihrem neuen Album Fragen auf: Wir sind alle schon so ok mit der Kulturlandschaft im Zwischenmenschlichen, aber IST das eigentlich alles ok? Müssen wir zurück, müssen wir weiter gehen? Auffällig sind bei den Texten immer wieder die Beschreibungen konkreter Szenen, Begegnungen, einem Austausch, einem Dialog. Im Zusammenprall von Mensch auf Mensch knallt es. Karin Dreijer beschreibt das alles vertraut, entfremdet, intim, distanziert. Die ganze Palette zwischenmenschlicher Gefühle rund um Gedanken und dem profan Körperlichen ist Thema. Das ist spannend und aufregend – und existiert in dieser Form nirgendwo sonst in der Popkultur.

Was ist neu am neuen Fever Ray Album?
Hey, what’s new, fragt die Pop-Musik immer wieder. Und meistens muss man antworten: Ähm, gar nichts. Und dann gibt es ein paar Ausnahmekünstler in diesem riesigen Kosmos, die es geschafft haben neu zu bleiben. Neu und bleiben schließen sich eigentlich aus. Das Beständige ist nicht Teil der Popkultur, sondern lediglich vielleicht die Wiedergeburt. Aus den analogen Synthie-Sounds, die jetzt mindestens schon so lange eine Renaissance erleben wie sie tot waren, erwächst bei „Plunge“ ein um die andere komplexe Melodie. Das ist für 2-3 Stücke angenehm, auf Album-Dauer fehlt mir das, was vor 8 Jahren so eindringlich war: Dass hinter diesem Projekt der Blitz einer Idee stand: Bis zum Nachfolger hat man vielleicht denken können: Wie schön dieser Diamant Fever Ray bis jetzt nachglitzert. Aber durch „Plunge“ wirkt das Fever Ray – Werk eher ein klein wenig verwässert. Vielleicht wird durch das dritte Album 2025 alles wieder fokussierter. Bis dahin halten wir uns eher an das Debüt.

Bayon – Stell Dich mitten in den Regen (Ostrock)
In der DDR gab es einige interessante Rockbands, die mehr oder weniger stummen Widerstand mit verklausulierten Texten geleistet haben. Ob Widerstand oder nicht, die Musik vieler Ostrock-Bands ist in der Tradition des Krautrocks gehalten gewesen: Ausufernde instrumentale Passagen, proggige Songstrukturen, erdiger Sound. Beim Anschauen des deutschen Films „Das Leben der Anderen“ fiel mir letztens „Stell Dich mitten in den Regen“ von Bayon auf. Als ich den Film vor 10 Jahren zum ersten Mal gesehen habe, war mir der Song schon aufgefallen und seitdem weicht er nicht von meinen Playern. Ostrock-Bands hatten teilweise sehr schöne Musik zu bieten, zu nennen wären da Karat „Schwanenkönig“ und City „Am Fenster“. Klar haftet diesen Bands teilweise inzwischen etwas sehr Schlagerhaftes an. In einer strengen Sichtweise erkennt man in vielen Postrock-Bands Ursprünge bei den Ostrock-Bands.

City – Am Fenster (Rehearsal-Room Version)
Und wenn wir schon bei Ostrock sind: City haben 1977 einen Klassiker des Ostrocks abgeliefert: „Am Fenster“. Diesen Hit spielt die Band immer noch regelmäßig bei Konzerten, auch wenn das inzwischen Fernsehgarten-Niveau hat. In den 70er Jahren hatten diese Songs natürlich noch einen ganz anderen Hintergrund und auch eine andere Wirkung. Man nimmt Songs aus ihrer Zeit und sie verlieren viel ihrer Bedeutung, ist es nicht so?

Chris Cornell – Pillow of Your Bones
Vor einigen Monaten nahm Chris Cornell sich das Leben. Und ließ mich vollkommen ratlos und wütend zurück. Ich weiß, dass er krank war und sicherlich an einer sehr ausweglosen Situation stand. Jetzt, wo ich erwachsen bin, sehe ich aber: er hatte junge Kinder. Junge Kinder, die dieses Ereignis in ihrem Leben nur sehr schwer verkraften werden. Er reiht sich ein in die Riege toter Grunge-Sänger: Shannon Hoon, Andy Wood, Kurt Cobain, Layne Stayley, Scott Weiland, Chris Cornell. Von allen Bands waren Soundgarden und Nirvana für mich persönlich die beiden größten. Niemals werden mir die Alben von denen langweilig.

Es ist 2017 und im ganzen Post-Rock herrscht gähnende Langeweile? Im ganzen Post-Rock? Anscheinend doch nicht. ASIWYFA bringen mit „The Endless Shimmering“ ein Album raus, welches das Thema Post-Rock etwas anders behandelt.

Post-Rock macht es einem nicht leicht, Unterschiede zwischen Bands und Alben feststellen zu können. Allein ein Trademark-Sound, den sich eine Band aneignet, macht es noch möglich die Bands im Post-Rock derzeit auseinander zu halten. Mogwai klingen immer wie Mogwai, Explosions in the Sky tirilieren mit ihren Gitarren immer so herum und so weiter. Viele Bands gehen da leider in Beliebigkeit unter. Laut leise, verzerrt clean, dramatisch, Reverb und Delay = fertig ist das Post-Rock Album. And So I Watch You From Afar machen es sich da nicht ganz so leicht.

And So I Watch You From Afar – kleine Suiten der Musik
„The Endless Shimmering“ hat anderen Post-Rock Alben etwas voraus: Es wirkt greifbar und lässt Nähe zu. Die großen Elfenbeintürme aus Hall anderer Post-Rock Bands sind unnahbar und man prallt von außen dran ab. Nach 40 Minuten weiß man nicht, was man da eigentlich gerade gehört hat. ASIWYFA ziehen das etwas anders auf: Eine Tonfolge, die nachvollziehbar ist muss nicht gleich seichter Pop sein. Stattdessen wirkt das neue Album von ASIWYFA relativ vertrackt ohne dabei in den Prog-Rock oder Mathcore abzudriften. Viel proggiger kann Post-Rock allerdings auch nicht sein wie das bei „The Endless Shimmering“ der Fall ist. Das neue Album hat etwas von 70s-Rock, viel Post-Rock und ein klein wenig Funk. Die Band aus Nordirland verknüpft ganz geschickt Gitarrensounds verschiedener Genres: leicht verzerrter Overdrive, punktuell eingesetzter Hall und überdacht eingesetztes Delay: Das findet man selten bei instrumentaler Musik. Viel wichtiger ist dabei das aufeinander Hören der einzelnen Gitarren. Bevor es in „Dying Giants“ lauter wird, hört man erst einmal fast nackte Gitarren sich gegenseitig Stories erzählen. Die Melodien passend zueinander und bauen aufeinander auf. Es macht Spaß, dem zu folgen.

ASIWYFA neues Album: Produktion
Niemand reitet mehr auf dem Schritt der Produktion mehr herum als ich. Herrgott, wie wichtig mir der scheiß Produktionssound ist. Aber ich kann nicht anders. ASIWYFA haben das neue Album richtig schön bescheiden und furztrocken produziert. Neutral und doch professionell, nicht übersteuert mit Mastering sondern modern analog würde ich den Sound beschreiben.

Musikalisch zugänglich und näher an The Knife als an bisherigen Fever Ray Veröffentlichungen liegt „To the Moon and back“, die neue Single von Fever Ray. Wie klingt die neue Karin Dreijer Andersson?

Als vor 8 Jahren das Fever Ray-Album erschien, präsentierte sich Karin Dreijer Andersson getrennt von ihrem Bruder Olof Dreijer klanglich düsterer, weniger technoid und allgemein ruhiger als bei The Knife. The Knife war spärlicher kaum tanzbarer Dark Techno, gepaart mit Witch House Vocals und einer aufgeladenen Message gegen Sexismus und anderen Establishment-Machtstrukturen. Fever Ray war die dunkle persönliche Seite von Karin Dreijer Andersson. Was hat sich mit der neuen Single geändert?

Fever Ray „To the Moon and Back“ – Die Musik
„To the Moon and back“ wurde in den letzten paar Tagen mehrfach angeteasert mit Video-Bruchstücken einer Liebes-AI, die schnelle Emotionen und Zuneigungen verspricht – bildlich allerdings trostlos und eher abschreckend komponiert. Der Verlust menschlicher Komponenten in der Gesellschaft – The Knife und Fever Ray thematisieren das immer wieder. Und auch in der neuen Single von Fever Ray findet sich das wieder. Weniger anklagend als vielmehr entlarvend scheint Karin Dreijer zu agieren: Seht her, wohin wir uns gebracht haben. Hätte man früher noch von passenden elektronischen Klängen gesprochen, hat Fever Ray auf dem Debüt-Album eher immer wieder versucht, durch etwas rundere wärmere Töne der Kälte etwas entgegen zu stellen. Funktioniert das auch noch bei „To the Moon and back“? Musikalisch hat die erste Single von Fever Ray wesentlich weniger Ecken und Kanten als die Teaser-Videos das vermuten ließen. Es klappert und scheppert nichts, es geht wenig düster zu in dem recht kurzen 3:33 Minuten Track. Stattdessen fließt der Song relativ gefällig und ohne verstörende Sounds daher. Verfremdete Percussion-Elemente, die man schon von Fever Ray und The Knife kennt, quietschende Analog-Synthies und die leicht verzerrte Stimme von Karin Dreijer bilden ein vertrauensvolles empfangendes Bild. Hey, wird schon alles werden sagen die musikalischen Elemente.

Die neue Fever Ray Single – Die Lyrics
Textlich geht es da schon anders zu. Wer in den letzten Tagen den Weinstein-Skandal mitverfolgt hat, mag sich das Einschleimen von jemandem, der jemanden rumkriegen will, ähnlich vorgestellt haben. Erst schleimen und dann das erniedrigende Ende:

First I take you then you take me
Breathe some life into a fantasy
Your lips, warm and fuzzy
I want to ram my fingers up your pussy

Nicht, dass sexuelle Handlungen dieser Art per se erniedrigend wären. Es geht um den Kontext, in dem sie geschehen. Eine Fremde, eine Distanz, auf die eine Handlung folgt, die normalerweise in großer Vertrautheit erfolgt. Deswegen wirkt die letzte Zeile auch so drastisch: Erst wirkt alles nett und schön, dann plötzlich ist es nicht mehr so schön. Entsprechend horrormäßig brennt sich das Video auch ins Gedächtnis ein.

Fever Ray – neu und verbessert?
Minimale Änderungen in der musikalischen Struktur und ein stärkerer Kontrast zwischen Musik-Welt und Text-Welt schaffen einen spürbaren Kontrast. Wem die Dance-Synthie-Pop Musik von „To the moon and back“ nicht gleich gefällt, dem lässt die Geschichte des Tracks vielleicht die Haare zu Berge stehen. Konzeptionell ganz groß, musikalisch eine geringe Weiterentwicklung nach 8 Jahren.

Seit 2005 tracke ich meine Hörgewohnheiten mit Lastfm. Lastfm registriert, welche Songs man hört und sammelt die entsprechenden Daten auf einer dazugehörigen Plattform. Hier kann man sich dann selbst anschauen, was man so die Woche über gehört hat und auch Gleichgesinnte finden, die einen ähnlichen Musikgeschmack haben. Außerdem gibt es Kommentarfunktionen für die Band-, Alben- und Track-Webseiten. Ich bin ein großer Freund von Lastfm und kann natürlich erst ab 2010 so richtig sagen, dass so gut wie alle gehörten Songs getrackt wurden, da ich 2010 das erste Smartphone gekauft habe. Und bevor ihr innerlich aufschreit und euch fragt, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe: Ja, ich mache mir Gedanken zur Datensammelwut des Internets; ja, ich mache mir Gedanken zu privaten Daten etc. Aber das ist ein anderes Thema. Mein Stand dazu schon seit sehr langer Zeit: Nehmt meine Daten, ich habe nichts dagegen. Kann man geteilter Meinung drüber sein. Aber ich schweife ab. Zurück zur Musik…

Arckanum – Den Förstfödde (Black Metal)
Lustigerweise entdeckte ich am Tage des letzten Listener’s Digest, dass genau an diesem Tag das neue Album von Arckanum „Den Förstfödde“ erschienen war. Allerdings hatte ich da die Mail schon abgeschickt. Aber gleich vorweg: Das neue Album ist m.E. eher mittelmäßig. Es ist vom Sound her toll und es gibt einige richtig coole Tracks, allerdings ist viel Füllmaterial drauf, und man muss sich ein bisschen durchkämpfen zu den coolen Stücken. Wer sich nicht mit Arckanum beschäftigt hat in den letzten 20 Jahren, dem kann ich das Album „ÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞÞ“ von 2009 empfehlen. Der Sound auch auf den Alben danach ist immer gut, die Songs nicht so wirklich.

Quicksand – „Cosmonauts“ und „Illuminant“ (Alternative)
In den 90er Jahren gab es einen Haufen Indie- und Alternative-Rock Bands, die es nicht ganz bis Europa geschafft haben mit ihrer Beliebtheit. In der Welle des Grunge und Alternative-Rock allgemein hatten es die USA besser: Dort bestand ein noch größerer Bedarf an Gitarren-Rock, während Gitarren hier in Europa mit Euro-Dance und Techno in Competition standen. Wie auch immer, eine der Bands, die bei mir damals untergegangen sind, waren Quicksand. Erst vor ein paar Jahren stieß ich dann auf sie und auf alle anderen Projekte des Haupt-Songwriters Walter Schreifels. Quicksand haben schon seit über 20 Jahren kein Album mehr gemacht und bringen im November ihr neues Album „Interiors“ heraus. Die beiden Vorab-Singles sind das Beste, was ich im Alternative-Rock in diesem Jahr gehört habe.

The Drifters – Under the Boardwalk (Oldies / 50s)
Und etwas abseits vom aktuellen Geschehen empfehle ich hier noch die Single „Under the Boardwalk“ von The Drifters. Als wir vor knapp zwei Wochen als Familie hier gepokert haben und dabei auch ordentlich Alkohol floss, haben wir dabei nur 50s gehört. Dieser Song stach für mich dabei heraus.

Und beim nächsten Mal dann wirklich was über Ben Frost hahaha.

Ich bin ein großer Fan von Spotify und seit 5 Jahren dort zahlender Kunde. Dass Geschäftsprinzip von Spotify ist nicht ganz gerecht. Sicherlich bringen die Streams vielen der Künstler wenig aber meistens gar keine Einnahmen ein. Allein die Tatsache, dass ein Künstler seine Musik auf einer starken Plattform verbreiten und sich somit einen Namen machen kann, ist für viele der Anreiz dort zu veröffentlichen. Mit einem Namen kann man dann das Geld durch Live-Konzerte oder Merch verdienen. Oder Vinyl.

Mein Feld der Entdeckungen ist aber seit 5 Jahren Spotify. Ich streame viel, im Durchschnitt sind es ca. 40-50 Tracks am Tag. Am Wochenende ist mal ein Tag ohne dabei, in der Woche mal ein Tag mit 100 Streams. Ich hoffe, damit meinen Beitrag für die Künstler leisten zu können.

Sun Worship – deutscher Black Metal (Metal)
Die Entdeckung der Woche sind für mich Sun Worship aus Berlin. Zufällig handelt es sich hierbei um Black Metal – die Musik, auf die wir uns alle wohl eine Zeitlang sehr gut einigen konnten. Black Metal ist seit 1994 viele Wege gegangen. Einer davon ist das Ablegen jeglicher Attitüden und das Verlassen von Ideologien zugunsten der reinen Musik. Sun Worship aus Berlin sehen aus wie normale Jungs. Musikalisch sind sie aber extrem unterwegs. Das aktuelle Album „Pale Dawn“ knüppelt trocken knapp 40 Minuten durch. Anspieltipp ist „Lichtenberg Figures“. Nicht viele Bands oder Alben der Neuzeit können mich überzeugen. Im Black Metal waren das vielleicht Liturgy oder Xasthur, aber ein Klassiker wie „The Shadowthrone“ ist selten dabei. Auch die deutsche Band Ultha kann ich empfehlen. Sun Worship und Ultha stehen für eine neue Generation deutscher Black Metal Bands, die eher links sind und vom Black Metal rein die musikalische Komponenten ohne Corpsepaint und Ideologie übernehmen.

Borknagar – neues Album „Winter Thrice“ (Metal)
Wo wir gerade bei Metal sind… Borknagar machen wirklich gute Alben. Das neue Album „Winter Thrice“ klingt spitze und kann mit Gastsänger Garm bei zwei Tracks auftrumpfen. Letztes Jahr hatte ich ein seltsames Erlebnis mit dem Album „Arcturian“ von Arcturus. Das Album ließ mich über Wochen nicht los – klang aber insgesamt eigentlich äußerst seltsam.

Mount Kimbie – Love What Survives (Elektronisch/Indie)
Selten mal gibt es eine Abfolge von ein paar Tracks innerhalb eines Albums, die sich von der Qualität her vom Rest des Albums abheben. Bei Mount Kimbie geht mir das aber beim neuen Album „Love what Survives“ so. Und zwar von Track 5-7.
Beim nächsten Mal dann etwas über Ambient a la Ben Frost.

Psychospaltung ist so tot wie Grunge.

Lohnt es sich, in neue Depeche Mode Alben reinzuhören? Darauf kann keine klare Antwort gegeben werden. Wie auch schon bei den Depeche Mode Alben der 80er Jahre klafft eine riesige Lücke zwischen Hit und Füller.

Das neue Depeche Mode Album „Spirit“ möchte atmosphärisch sein und bleibt produktionstechnisch leider mehr als flach. Hier hört man Tracks, bei denen man unwillkürlich denkt: Schön, dass die es noch zusammen ins Studio schaffen. Oder… waren die überhaupt zusammen im Studio?

Depeche Mode Spirit ohne Spritzigkeit
Noch viel weniger als auf „Delta Machine“ bleibt beim Hören von „Spirit“ etwas zurück. Was soll denn auch schon zurück bleiben? Depeche Mode müssen jetzt ja nicht mehr die 80er Jahre Hit Sauce bedienen, sondern können künstlerisch frei agieren. Naja, also gerade bei elektronischer Musik ist es dann ja umso wichtiger, dass etwas als Melodie haften bleibt, nicht im Sinne eines Ohrwurms oder Hits, sondern mehr als ein Eindruck, der hinterlassen wird. Ein besonderer Sound, ein besonderer Beat, eine besondere Vocal Performance.
Nichts davon bleibt nach dem Hören von „Spirit“ hängen. Der Vorgänger „Delta Machine“ ließ bei den ersten zwei Tracks mehr Melodie und Spirit hinein, als das auf Albumlänge bei „Spirit“ passiert. Da ist auch dieses Gospelige teilweise, da ist auch ein tiefer Beat, aber da kratzt zu wenig an der Oberfläche. Depeche Mode tun niemandem mehr etwas mit ihrem Sound an, behäbig schleppen sich Midtempo-Nummern quer über das Album und latschen jede Idee nervtötend in den Synthiesound-Schlamm. Kein Wunder, dass es Depeche Mode Parties gibt, auf denen nur Nummern bis 1997 laufen. Ich würde auch freiwillig kein Album mehr nach dem sehr guten „Ultra“ auflegen.

Jaja, das neue Godspeed Album klingt auch wieder so schön erdig intstrumental-rockig wie die Vorgänger und so weiter, aber mich interessiert eigentlich nur die Tatsache, dass Godspeed zum ersten Mal aus den langen Stücken jeweils drei kurze Stücke gemacht haben.

Das führt zum ersten Mal dazu, dass ein Godspeed-Album mehr als 5 Tracks enthält. Luciferian Towers besteht aus acht Stücken, und ich komm nicht umhin zu glauben, dass das aus dem Kalkül gemacht worden ist, mehr Streams über Spotify zu bekommen. Sollte so etwas Thema von Musik Rezensionen sein?

Godspeed und Spotify
Einen anderen Grund kann ich mir nicht vorstellen. Na klar, künstlerische Freiheit usw. werden jetzt viele rufen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass auch Godspeed ihre Gedanken an die Spotify-Welt verschwenden. Ich selbst finde das ja gar nicht schlimm, ich würde auch jedem Künstler raten, so viele Songs wie möglich auf ein Album zu packen. Man verliert damit schon nicht seine Integrität. Jahrzehntelang musste man darauf achten, dass ein Album nicht länger als 42 Minuten dauert, weil es sonst nicht auf die A-Seite und B-Seite einer Vinyl-Schallplatte passt. Es ist halt komisch für eine Band, die einen ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn auslebt. Das ist auch die Band, deren Ableger Silver Mt. Zion auf dem Album „13 Blues for Thirteen Moons“ iPods mit kurzen Stücken verwirrte. Und jetzt werden das erste Mal die zentralen langen Stücke des neuen Albums in jeweils drei Parts aufgeteilt? Das erinnert mich an einen langen Artikel bei Vulture, der sich mit den Vorteilen veränderter Album-Strukturen bei Spotify beschäftigte. Seitdem kann ich nicht aufhören, Tracks auf neuen Alben zu zählen. Oder noch genauer drauf zu achten, wer sich bei Spotify streamen lässt und wer nicht.

Godspeed Gitarren-Sound
Es fällt natürlich noch wesentlich mehr an diesem Album auf als die Tatsache, dass Luciferian Towers acht Stücke enthält. Die Herangehensweise von Godspeed an den Klang ihrer Alben zahlt sich immer wieder aus: Keine Gitarren auf anderen Instrumental-Rock Alben klingen so kratzig und texturell wie die verzerrten Gitarren bei Godspeed. Man merkt, dass die Aufnahmen nicht über alle Maßen angeglichen werden, sondern dynamisch bleiben. Es ergibt sich ein dynamisch bleibender tiefgehender Rock-Sound, der sehr nach einer Live-Aufnahme im Studio klingt. Warum ist der Sound so wichtig? Wer zuhause nur eine einzige Rock-Band hört, wird keine Probleme damit haben, einen glattgezogenen Gitarren-Sound zu genießen. Wer zwei Bands hört, von der eine eine raue Gitarre und die andere eine glatte Gitarre erklingen lässt, wird auch froh sein. Wer aber 20-30 Rock Bands mag, von denen 25 Bands die Gitarre glattziehen und nur 5 die Gitarre erdiger belassen, wird die 25 Bands bald sehr viel weniger hören und mögen. Gleichförmigkeit führt zu Gleichgültigkeit und mir ist es irgendwann egal, ob die Band Linkin Park oder Avenged Sevenfold heißt, das Gitarren-Brett klingt immer gleich glatt. Anders ist der Klang bei Godspeed You! Black Emperor. Innerhalb einer schwingenden Note kratzt etwas, wird glatt, kratzt wieder und so weiter. Ich kann etwas erkennen, der Sound hinterlässt im Gedächtnis eine Spur. Das ist etwas Besonderes. Dieses Besondere bleibt bei den Alben von Godspeed, so einfallslos manche Passagen auch klingen mögen. Allein die Tatsache unter 1.000.000 Rock-Songs ganz anders vorzugehen, lässt Godspeed auch nach 20 Jahren eine besonders interessante Instrumental-Rock sein.

Medien und Kultur. Früher habe ich gar nicht verstanden, was das alles eigentlich sein kann. Was könnte es denn sein? Was könnte die Kultur der Medien denn sein?

Wenn ich mich umschaue, glaube ich manchmal, unser Verhalten ist stark von nicht-greifbaren Elementen geprägt: Gesten, Manieren, Domestizierung? Was wir zugunsten der Wildheit aufgegeben haben, sind die Regeln des Zusammenlebens. Verstehen und Erlernen geht meines Erachtens nur durch Tradieren.

Medien halten die Zeit an - Was können Medien eigentlich?

Was jeht mich mein Jeschwätz von jestern an. So etwas kann man ja nur sagen, wenn einer Gesellschaft wenige Medien des Tradierens zur Verfügung stehen, die dat Jeschwätz von jestern festhalten können. Filme, Musik und Bücher konservieren Wissen, Unwissen, alles gleichzeitig. Nicht Wahrheiten oder Unwahrheiten werden konserviert. Sondern durch das Konservieren entstehen Kategorien. Die Bücher oder Filme interessiert es nicht, ob etwas angeblich wahr oder unwahr ist. Noch mehr: Niemand glaubt, es vorher zu wissen. Erst nachdem es über ein Medium gewandert ist, kann man überhaupt darüber reden, ob etwas wahr oder unwahr ist. So die steile These neuer Medienwissenschaften.

Der Unterschied der Wissenschaft zu Fake News
Das hier soll nicht in Richtung Fake News Kreation gehen. Ich will nur sagen, dass man untersuchen kann, inwiefern Medien mit ihrem Verfertigen Wahrheiten erschaffen können. Vielleicht gibt es sie doch, die eine Wahrheit. Ich glaube in letzter Zeit, ehrlich gesagt, immer mehr daran. Das Verhältnis der bisher geglaubten wissenschaftlichen “Wahrheiten” und Fake News ist prekär und die beiden wandern auf einem schmalen Grat. Heute nicht Fake News heißt eigentlich, sich den Strukturen der Wahrheitsfindung zu bedienen, sie zu biegen, und nicht dem angestammten Weg folgen? Ist das vielleicht sogar revolutionär? Ich glaube, die Philosophie ist die Erklärung der Antwort, die “Nein!” lautet, noch schuldig. Ich kann sie nicht liefern.

Aber was können Filme, Musik, Bücher überhaupt jetzt? Sie können eine Diskussion darüber anstoßen, denn ohne all die Medien und ihre Apparate, wüssten wir ja gar nicht, was Mensch 2 so sagt, denkt, macht. Alles dem Gesetz oder den Gesetzen der Medien unterworfen? Ich glaube schon.

04.12.15, 08:39 – Ben: Scott Weiland ist tot.
05.12.15, 01:16 – Nico: Das ist schade. Ich höre gerade die sehr gute „Tiny Music“…
05.12.15, 01:22 – Nico: Ich bin ja echt jemand, der nicht wirklich weiß wohin mit sich, und überhaupt wohin mit etwas… Aber, was ich immer sehr, sehr lieben werde: „It’s A Wonderful Life“ von Sparklehorse. Dass ist sicher mit das Beste, was ich jemals gehört habe!!!
14.12.15, 09:22 – Ben: Ich glaube wenn ich es drauf anlegen würde, könnte ich in ein richtig tiefes Jazz Loch fallen.
17.12.15, 22:45 – Nico: Ich wünschte, ich könnte so eine Aussage treffen. Ich bin zwischen Blues, tatsächlich Noise (Health!) und z.B. „So“ von Peter Gabrial hin und her. Beim besten Willen ließe sich da kein roter Faden ziehen. In Richtung Jazz höre ich fast immer nur die gute, alte „Bitches Brew“ von Miles Davis. Jetzt gerade höre ich Wilco, die Neue: „Star Wars“ – wieder einmal sehr gut.
18.12.15, 00:50 – Nico Beinke: Dann hör‘ dir mal „The In Sound From Way Out!“ von den Beasties an. Das ist eine spitzen Mischung aus Dub und Jazz.
18.12.15, 12:44 – Ben: Also ich meinte damit auch eher, dass ich viele Jazz Sachen so cool finde, dass ich von Künstler A nach Künstler B gehen könnte und da viele Sachen entdecken würde, die ich sehr mag und noch überhaupt nicht kenne.
18.12.15, 12:51 – Nico: Ja, das hatte ich auch so verstanden.
06.01.16, 08:59 – Ben: Ich bin ja schon irgendwie auch in einem Elektronik-Hoch seit Aphex Twin’s Syro erschienen ist. Ich kann da zum Beispiel Actress „RIP“ oder James Place „Living on Superstition“ nennen.
06.01.16, 17:47 – Nico: Das Actress-Album habe ich mir vor einiger Zeit schon zugelegt, bin aber zugegebenermaßen nie so richtig damit warm geworden. James Place kenne ich leider gar nicht. In Sachen Elektro habe ich zuletzt viel Helena Hauff gehört.
07.01.16, 00:22 – Nico: Ich höre gerade das „RIP“ noch einmal – hast du nicht bei Twitter etc. mal geschrieben, es klänge wie richtig gute Dance-Music draußen vorm Club?!
07.01.16, 00:24 – Nico: Da ist ja was dran, und genau das macht es ja schon wieder interessant. Ich höre das Album gerade noch einmal sehr aufgeschlossen und hoffe, dass es mir mehr gefällt, als beim letzten Durchlauf.
07.01.16, 08:28 – Ben: Ja genau, es klingt als steht man draußen vor dem Club und hört durch die verschlossene Tür nachdem man schon stundenlang getanzt hat.
12.01.16, 01:12 – Nico: Ich mag im Moment sehr Health hören. Guter, alter Noise!
12.01.16, 01:14 – Nico: „Get Color“ von Health!
01.02.16, 07:53 – Ben: Mir ist Kurt Vile so sympathisch, Dir auch?
01.02.16, 14:21 – Nico: Habe ich mir noch nie so wirklich Gedanken drüber gemacht. Wie kommst du drauf?
01.02.16, 14:22 – Ben: Weil ich den so gerne höre und der sich selbst so unernst nimmt und trotzdem ernste Musik macht. Das ist für mich Größe. Was tolles machen aber bescheiden bleiben.
01.02.16, 14:28 – Nico: Nachvollziehbar! Ich habe im Sommer The War On Drugs live gesehen und die waren wirklich extrem unsympathisch. Kurt Vile und The War On Drugs bekomme ich so gar nicht mehr zusammen.
01.02.16, 14:29 – Ben: Schade, weil ich The War on Drugs sehr sehr mag. Jeder hat wohl mal seinen schlechten Tag.
01.02.16, 14:31 – Nico: Stört mich eigentlich auch gar nicht so sehr. Aber die Band hat ihre Roadies schlecht behandelt, was ich dann wieder überhaupt nicht ok finde.

Hype Williams soll in dieser kurzen Abhandlung nur exemplarisch stehen für eine ganze Reihe an Künstlern, die in den letzten 2-3 Jahren unter dem Label Lo-Fi/Chillwave/Dubstep zu einem gewissen Underground-Ruhm gekommen sind – und die auch mich sehr begeistert haben.

Elektronische Musik und Lo-Fi
Was mir gerade als relativ starkes Argument für die Popularität solcher Bands eingefallen ist, sind die Entscheidungen, die dort in elektronischer Musik getroffen werden. Bei vornehmlich elektronisch erzeugter Musik über alte Synthies, Sampler, Drumcomputer und Software ist es noch wichtiger als in anderen Musikrichtungen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Elektronische Instrumente verleiten dazu, viel herumzuspielen, viel auszuprobieren und der Versuchung der recht schnellen wohlklingenden Kompositionen zu erliegen. Garageband ist ein gutes Beispiel für eine Software, die es so gut wie jedermann möglich macht, sehr schnell ein gut klingendes Musikstück zu komponieren, auch eins das nach Indie oder Lo-Fi klingt. Die Presets sind da sehr vielfältig. Und was solls? Letztendlich würde ich ein Stück, das ich vorher gut fand, auch immer noch gut finden, wenn ich herausbekäme, das es mit Garageband erzeugt wurde.

Hype Williams und Synthies
Aber zurück zu Hype Williams: in der Musik von Hype Williams hört man zweierlei Sachen: 1. Die wiedergefundene Unschuld im Umgang mit Samplern und Synthies. 2. Die bewusste Entscheidung Leerstellen bestehen zu lassen.
Zu 1.: Moderne Mainstream-Synthiemusik will Synthies nicht wie Synthies klingen lassen. Dort ist alles perfekt abgemischt und gemastert. Das ist zumeist eintönig und eindimensional. Man prallt daran ab. Man hat keine Wahl und findet keinen Halt. Entweder man frisst was einem vorgesetzt wird oder man lässt es sein. In der Musik Hype Williams‘ – und der vergleichbarer Künstler – ist das nicht so. Hier sind die einzelnen Elemente nicht unbedingt so abgemischt wie man es erwarten würde (andere Frage für später: woher kommt die Erwartung?). Manches ist laut, manches ist leise. Außerdem sind viele der Samples bewusst nicht programmiert oder sequenziert sondern manuell mit der Hand eingespielt.
Zu 2.: Sampler und Software verleiten wegen ihres Wohlklangs – temperiert? – dazu, viele viele Spuren übereinander zu einem riesengroßen Brei aus Wohlklang werden zu lassen. Die Kunst in der Musik wie bei Hype Williams ist es, mehr Leerstellen zu lassen, minimalistischer zu sein, die Entscheidung zu treffen zu sagen: nein, ich nehme nicht noch eine Spur zur Soundfülle hinzu, sondern lasse auch einfach der Digitalität ihren Raum.

Zu meinen Alltime Favorites gehört „Kingdom“ von Anathema. Es gibt einfach kaum eine Situation, in der ich diesen Song weiterskippe. Nicht einmal auf Mallorca am Strand oder Pool würde ich diesen Song abbrechen.

Ich musste letztens darüber nachdenken, wie viele der Alben, die in meinem Leben für mich maßgeblich waren, eigentlich älter als 20 Jahre sind. Es sind tatsächlich sehr viele. Die Alben der englischen Band Anathema gehören bis einschließlich The Silent Enigma ebenfalls dazu. Ein Song sticht unter allen stark hervor, das ist der sehr atmosphärische Track „Kingdom“ von der Pentecost III EP.

Anathema „Kingdom“ als Doom-Klassiker
Dieser Track verbindet Doom und Post-Rock auf bis dato und seitdem unerreichte Weise. Aus dem Doom stammt das Tempo, die schleppenden herunter gestimmten Gitarren, die Growls von Sänger Darren White, die Metal Riffs und so weiter; aus dem Post-Rock sind die Reverb und Delay Effekte entlehnt, die aber eigentlich auch erst danach noch im Post-Rock auftauchen werden. Für mich persönlich ist dieser Song mit höchsten Emotionen verbunden, die Dynamik, die Breaks, alles ist perfekt arrangiert. Anathema selbst haben sich seitdem stark anders entwickelt und sich auch immer mehr von diesem Sound distanziert. „Kingdom“ bleibt für mich ein Meilenstein der besten im Metal und Rock vorhandenen Elemente.

Der Song „Kingdom“ von Anathema ist ein Beispiel dafür, wie eine Band zeitlose Klassiker schreibt, obwohl sie sich selbst immer als Kinder eines Genres beschreiben würden. Zu der Zeit, als die Pentecost III EP erschien, gab es keinen vergleichbaren Sound. Anathema konnten zwar zweifelsohne dem Genre Doom zugeordnet werden, aber es hielten sich im Genre Doom keine weiteren Bands auf, die einen Soundraum wie Anathema erschufen.

Ein hoffnungsloser Fall von Hippie-Rock plätschert „Woodstock“ von Matthew’s Southern Comfort vor sich her wie ein Grünen-Parteitag 2016. Trotzdem werde ich den Song nicht los, dafür ist er für sein Genre viel zu gut. One-Hit-Wonder scheißegal, der Song spiegelt wie eine Blaupause Gitarrensounds und Produktion einer Zeit wider, die niemals wiederkommen wird. Dieser Hippie-Rock hat leider das Ziel von Frieden und Liebe nicht zementieren können – Woodstock selbst war schon die Parodie der Friedensbewegung. Stattdessen sind in „Woodstock“ die Sounds dieser Zeit auf ewig festgehalten. Lusche Snares, Steel Pedals so sanft wie Gänseblümchen und ein Gesang so verstrahlt wie Fukushima am ersten Tag.

At the Drive-In’s „Arcarsenal“ habe ich mal attestiert, mich aus dem Koma ins Leben erwecken zu können. Das war auch hier im Weblog, glaube ich. Ich bin immer noch dieser Meinung, da mich dieser aufgeregte Zappelcore und Mix aus verqueren Melodien, die einzeln gespielt keinen Sinn ergeben würden, immer noch sehr anmacht. Ich halte generell viel von dem Album, da es sehr texturell produziert ist und so komplex aufgebaut, dass es kaum langweilig werden kann. Ich mag auch, dass ich an diesem Album lange arbeiten musste, bis ich es mochte. „Arcarsenal“ wird so schnell nicht vom Smartphone verschwinden.

Eine Meinung haben und sie für sich zu behalten, ist etwas ganz anderes, als eine Meinung haben und sie zu verbreiten. Das erste, was ich mich beim Erstellen dieser Webseite gefragt habe, war: Muss das, was ich denke und aufschreiben will, auch noch jemand Anderes wissen?
Die Antwort darauf könnte sicherlich in gehässigen Hatespeech-Kommentaren beantwortet oder generell verneint werden. Man könnte fragen: Braucht das Internet noch mehr Content? Wie kommst eigentlich gerade Du dazu, etwas dazu meinen zu müssen? Deine Meinungen beruhen auf schlechten Quellen. Wieso glaube ich, meine Meinungen verbreiten zu müssen?

Medienkultur-Content mit Meinung

Das Internet braucht mehr guten Content im Bereich der Medienwissenschaft. Content, der sprachlich nicht zu wissenschaftlich klingt, aber trotzdem gut recherchiert ist. Ich möchte kein Geschwätz verbreiten, aber auch nicht zu hochgestochen werden. Es gibt genug zu sagen. Derzeit wird die Kritik an dem, was man "Denken" nennt, allgemein lauter. Ich bin nicht der Meinung der SZ, dass die Philosophen schweigen oder gar die Denker in der Krise seien. Sichtbar scheint das in der Politik zu werden. Da wird die Frage gestellt: Wo so viel Unglück geschieht, sollte da nicht ein gelehrter Gedanke in die Leere springen und diese Leere mit Sinn ausfüllen? Sichtbar scheint das nicht zu sein. Hat die Politik nichts zu den Unglücken der Welt zu sagen?

Denker in der Krise? Nein.

Ich glaube eher, dass die Entscheider im Staat sich zu wenig auf Philosophen zu berufen scheinen und auch keiner irgendwie gearteten (Gedanken-)Schule folgen. Anders gesagt: Man könnte auch einfach nach den Motiven fragen, die die Poltiker eigentlich für ihre Entscheidungen haben. Nicht, dass das dann auch wirklich immer die wären, die die Politiker angeben. Aber mit einer Aussage darüber könnte man arbeiten. Das ist die Politik. Wie steht es aber um die Philosophie direkt? Ich glaube nicht, dass die Philosophie im Zwang steht, jederzeit eine aktiv wahrnehmbare Stimme zu haben. Dazu sind die Verbreitungswege von Informationen zu undurchsichtig. Es geht nicht darum, dass ein Philosoph aktionistisch eine neue Philosophie aus dem Boden stampft, die jeweils parallel zu einer tagespolitischen Entwicklung verläuft. Selbst wenn ein Philosoph das täte, würden wir dann davon erfahren? Eine Meinung haben und sie zu vertreten, soll Maßgabe in diesem Weblog sein.

karton
Es ist wieder soweit.

„Der Ton ist falsch. Folget und höret“, sagt das Geistermädchen und schwebt mir hinterher.

Ich will wieder wichtige Dinge posten. Seit Bestehen dieses Weblogs hat sich die ganze Szene total verändert. Aus dem Underground-Ding des damals user generated content ist das Leitmedium geworden. Darin wird eine Sache dringlich wichtig: was passiert eigentlich, wenn das Volk wirklich die Stimme bekommt, die die Befreier desselben seit Jahrhunderten fordern? Eine Verrohung setzt ein, sagen jetzt einige. Deswegen müssen mehr Stimmen mit größerer Eigenverantwortung sprechen. Kann ich das?

Mitte der 90er Jahre gab es eine Handvoll guter Black Metal Alben aus Skandinavien – eins davon war „The Shadowthrone“ von Satyricon. Der Opener „Hvite Krists Død“ weicht seit Ewigkeiten von keinem Player in meinem Leben, da man bei diesem Track das Vibrieren spüren kann, das Black Metal nur selten erzeugt (hat) – Intelligentes Songwriting, schnelle und langsame Parts, Gitarren-Riffs und Ambient-Keyboards, perfekte Produktion, nicht zu fett, nicht zu lo-fi. Durch den Hype ging es für Bands wie Satyricon nach 1995 nur noch bergab muss man leider sagen. „Hvite Krists Død“ kann als Blaupause für die Struktur eines perfekten Black Metal Songs dienen: verwaschene E-Gitarren mit viel Mitten und Treble produziert, Blast Parts entwickeln ihre Kraft durch die Abwechslung mit langsamen Rhythmen, Keyboards spielen eine fast gleichberechtigte Rolle, drängen sich aber nicht zu sehr in den Vordergrund – es sei denn, es wird ihnen ein eigener Part eingeräumt, und die Vocals sind makellos. Die Produktion des Albums und dieses Tracks ist vollkommen transparent. Die Produktion ist hell und fordernd: Was den Black Metal vom Death Metal u.a. unterscheidet ist die Art, schneidende Gitarren und Vocals hervorzubringen anstatt zu growlen und zu riffen. Diese Herangehensweise schlägt sich auch im Sound von „The Shadowthrone“ nieder. Trotzdem klingt das ganze Album nie wie ein Versuch, sich dem Mainstream anzubiedern. Wer von der Öffentlichkeit unbehelligt seine Kreativität entfalten kann, erschafft die beste Musik – 1994 stand der Black Metal kurz vor der Explosion und es konnten die letzten Alben aufgenommen werden, die 20 Jahre später immer noch Black Metal Musiker inspirieren. Oft kopiert und nie erreicht könnte man im Fall von Satyricon, The Shadowthrone und „Hvite Krists Død“ sagen. Das Lied wird niemals alt und niemals langweilig, es klingt nie outdated. Die nächsten 20 Jahre bleibt es sicherlich noch auf meinem Player.

Gestern beim Hören von „Matters from Ashes“ von 31knots fiel mir auf: Wenn Prog-Rock den Pomp im Sound und in der Produktion abstreift, ist es eins der cleversten Genres in der Popmusik. Mit „It was high time to escape“ haben 31knots 2003 ein Lo-Fi Prog-Rock Album aufgenommen, das in der Produktion und im Sound sehr stripped down klingt und deswegen den Hörer in das Prog-Rock Haus hineinbittet. Wenn der klassische Prog-Rock mit Bombast-Produktion wie ultrafetten Gitarren und schmatzigen Bassdrums mit gemasterten Elementen eher wie ein unbetretbarer Palast wirkt, ist „It was high time to escape“ die alte Landhaus-Villa mit Altbaucharme. Dieser verschwurbelte Mist mal wieder nur deswegen, weil ich spontan schreibe und es mir, wie immer, schwerfällt ein paar tolle Argumente schnell raus zu hauen: Die Songstrukturen sind vertrackt, die Melodien sind vertrackt, und doch lassen 31knots immer noch eine Tür mit Melodie und Dramatik offen, mit weichem Gesang und Power-Chord Takten, die einen Kontrast zu frickeliger Elektronik bilden. Diese Mischung macht für mich eins der tollsten Alben der letzten 15 Jahre aus und mit „Matters from Ashes“ sicherlich das beste Lied von dem Album.

Als ersten Eintrag meiner neuen Kategorie „The 1000 tracks of my iPhone playlist“ wähle ich Radiohead „Codex“ vollkommen ohne speziellen Zusammenhang. Der ergibt sich vielleicht doch, wenn man sich anschaut, dass ich für „The King of Limbs“ als Album eine Weile länger als für die anderen Alben brauchte und mich ein wenig scheue, mir jetzt „A Moon Shaped Pool“ anzuhören. Zu „The King of Limbs“ entwickelte ich irgendwann die spezielle Beziehung, die Radiohead eben von Album zu Album entwickeln. Die Tiefen der Songstrukturen ergeben sich dort eben erst nach mehrmaligem Hören. So auch bei „Codex“, der durch seine Stille und Sparsamkeit im Lärm während des Unterwegs-Hörens erst einmal untergeht. Getragen von Beat, Bass, Stimme und ein paar schönen Klängen entwickelt der Song aber nach kurzer Zeit eine starke Sogkraft: Man segelt auf dem Song irgendwie wie aufs Meer hinaus, eingelullt in einen Schlafgesang. Spärlich und doch atmosphärisch sehr dicht skippe ich diesen Track selten weiter, auch wenn ich unterwegs bin und da eher lautere Songs zünden.

Durch den Sprung vom Hardrock, Metal und Death Metal zum Grunge, Indie Rock und Alternative Rock änderte sich ab 1991-1993 einiges in meinem Leben. Damals dachte ich, ich müsste der ganzen Proleten Musik abschwören. Nachdem ich dann verstanden hatte, dass das nicht so eindimensional und analog funktioniert, konnte ich mich wieder zum Death Metal hingezogen fühlen und voller Lust all das hören, was ich als 14-15 jähriger so geliebt hatte. Hier also Morbid Angel, die mit „Blessed are the Sick“ ein wundervoll trocken produziertes vertracktes Death Metal Album aufgenommen haben.

Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich in einem Gitarrenladen David Hasselhoff sehe. Ich gehe auf ihn zu um ihn zu fragen: “Hast Du Looking for Freedom selber geschrieben?” Als ich vor ihm stehe, sehe ich, dass es nur Matthias Reim ist.

Zeit für eine letzte Rezension auf Psychospaltung. Anlass ist Faith No Mores neues Album „Sol Invictus“, dass dieser Tage erscheint/erschienen ist, wen interessiert das schon. Ich sehe mich auch lediglich zu einer letzte Rezension veranlasst, weil Faith No Mores „Angel Dust“ sicherlich zu den Top 10 für mich persönlich besten Alben gehört. Es ist eins der wenigen Alben, die für mich niemals langweilig werden. Das neue Album ist erwartbar schlecht geworden. Dabei sind mir zwei Sätze in den Sinn gekommen:

1. Wichtig ist nicht, wer jetzt die Songs schreibt, was die Lyrics sagen, welche Noten die Gitarren spielen oder sonstwas inhaltliches. Wichtig ist, mit wem man ins Studio geht.

2. Jede Pipifax-Band aus den USA hat mehr innovative Ideen, was den Sound verzerrter Gitarren angeht.

Zu 1.: Das Album ist überraschenderweise glatt und poliert produziert. Oder vielleicht auch nicht überraschenderweise. Überraschenderweise weil ich immer noch naiv genug bin zu glauben, Innovation setze sich fort. Tut sie aber nicht. Die Produktion ist nicht detailliert oder überlegt oder feingeschliffen, sie klingt wie das erstbeste Preset von Logic Pro X. Alles einfach fett mittig hörbar nach vorne gemixt, Kompressor drauf, und damit im gleichen Soundraum wie jedes beliebige Top 40 Album in den USA. Vorbei die Zeiten, in denen Songs nicht nur anders geschrieben wurden, sondern auch eine andere Klangfarbe besaßen.

Zu 2.: In der gleichen Musik-Recherche wie zu Faith No More, stieß ich auch auf das neue Album von Surfer Blood. Ein mehr oder weniger mittelmäßigere Band aus den USA, die gefällige Indie-Rock Nummern schreibt. Vergleicht man die Ideen für verzerrte Gitarren und Produktion mit Faith No More, müsste Faith No More, die als Wegbegleiter für Hinz und Kunz gelten, haushoch gewinnen. Tun sie aber nicht ansatzweise. Im Gegenteil. Surfer Blood sind nicht nur einfallsreicher was ihre verzerrten Gitarren angehen, sie sind auch geschickter im Produzieren und Mischen der Elemente.

Ein Armutszeugnis für Faith No More und „Sol Invictus“ und jeden Rezensenten, der jetzt Loblieder für dieses miese Album verfasst.

(2/10)

Mit einer halbherzigen Geste verabschiede ich mich heute neuerdings vom Konsum der sozialen Kanäle Twitter, diversen Weblogs – und bleibe bei meiner bereits seit einiger Zeit vorhandenen Verweigerungshaltung gegenüber Kommentaren unter Leitartikeln und den meisten Internetforen. Diese Geste ist halbherzig ausgeführt, jedoch ist dem gegenüber eine hoher Frustrationspunkt erreicht. Habe ich selbst als early adopter früh mit dem Konsumieren und Bedienen sozialer Kanäle begonnen, hat die Frustration über fehlende Stufen der Reflexion innerhalb dieser extrem zugenommen. Der Senf kommentiert den Senf und es gibt eigentlich gar keine Wurst mehr. So kann man das Ganze formulieren, mit einem Humorlevel, der den Witzen auf Twitter sehr gerecht wird. Ich glaube nicht mehr an die Gegenbewegung, die Twitter und Weblogs und Kommentare sein könnten. Zumindest nicht in der ersten Welt. Hier sind die Egos inzwischen zu groß, und die Profilneurosen zu verbreitet. Stattdessen werde ich fortan ein alter Furz werden, der von Büchern und Print schwärmt und den Untergang der kulturellen Welt in den digitalen Medien sieht. Ich kann mir einfach nicht den 34829. Blogbeitrag über die Lebens- und Weltgedanken einer Schreibergeneration durchlesen, die noch nie über den Rand ihres mit Fast Food gefüllten Tellers geschaut hat – obwohl alles sehr schnell verfügbar wäre. Helmut Schmidt hat mal davon gesprochen, dass er sich nicht mit Tagespolitik beschäftigen möchte, zu dieser Kategorie ist innerhalb der Politik aber auch anderer gesellschaftlich relevanter Kategorien der Stunden-, Minuten- und Sekundentakt hinzugekommen. Zu schnell und irrelevant für mich, meine kleine geistige Welt und Meinung, und mein kurzes Leben. Aktivismus und Aktionismus sind keine Instrumente des Widerstands mehr, sondern vom vorherrschenden Systemkatalog einverleibte Techniken der Relativierung vieler Bedeutungen geworden. Bleibt nicht viel mehr als sich auf einige alte Publikationswege zu konzentrieren, die in mancher Hinsicht noch einen Filter für relevante und durchdachte Meinungen aufweisen. Im Internet ist das nicht mehr der Fall, das Stimmengewirr zu laut und eben – ein Gewirr.

Ich saß mit Freunden irgendwo rum und fragte sie: warum krümmt sich da hinten die Erde so komisch. In einiger Entfernung konnte man abgemähte Weizenfelder und Wiesen sich krümmen sehen, sie standen hoch wie Dielenbretter, die feucht geworden sind und sich vom Boden nach oben lösen. Aber so weit hoch wie ein Hochhaus ist. Ich fragte das immer wieder und meine Freunde schauten beschämt und betrübt auf den Boden, so als wüssten sie was da los ist und wollten es nur nicht wahrhaben. Dann sah ich immer mehr Fehler in der Matrix, Leute die doppelt auftauchten usw. Ich sagte den anderen: die beobachten uns und scannen die ganze Welt. Ich wollte mit einem Kumpel fliehen und plötzlich tauchte hinter uns eine Drohne auf, die uns festnehmen wollte, ich überwältigte sie und fand in ihrem Inneren ein paar kleine Waffen: kleine Granaten und Elektro Schocker, es war der Anfang des Widerstands.

zuletzt gehörtes Lied in 2014: Faith No More „Caffeine“

zuerst gehörtes Lied in 2015: 88 Fingers Louie „100 Proof“

So wie die letzten Jahre, will ich hier im Weblog wenigstens noch mein Musik-Jahr rekapitulieren, wenn schon ansonsten so wenig geschrieben wird. So wie im letzten Jahr, werde ich mich um die neuen Top Bands kümmern, anstatt auf die immerwährend gleichen einzugehen. Und auch die Top Tracks werden dieses Jahr wieder beachtet. Quelle für all das ist wie immer Last.fm und der Last.fm Explorer von Two three fall.

TOP 5 BANDS 2014 (neu)

5. REAL ESTATE

Real Estate fungieren immer dann als wunderbarste Band, wenn man nach Ruhe und Ausgeglichenheit sucht. Sosehr die Beatles wohl in den 60er Jahren auch aufrührerisch waren, so sehr strahlte die Musik Ruhe aus. Ähnlich geht es mir mit Real Estate. Sanftheit und Verträumtheit sind hier die Begriffe, die mir maßgeblich einfallen. Real Estate funktionieren dann bei mir auch wirklich sehr gut als Album-Band.

4. MANOWAR

Zu der Zusammenstellung dieser „neuen“ Top 5 Bands werde ich gleich unten noch einmal was schreiben, aber Manowar schälen sich als eine Band heraus, die ich seltsamerweise selten weiterskippe. Es kam in 2014 sicherlich nicht ein einziges Mal vor, dass ich zuhause auch nur einen Song dieser Band angemacht habe. Bin ich aber unterwegs, skippe ich im Zufallsmodus selten an Manowar vorbei. Und es handelt sich dabei auch nur um die beiden 80er Alben Battle Hymns und Kings of Metal.

3. TORTOISE

Und auch Tortoise sind Altbekannte, die wieder einmal in die Charts eingetaucht sind. Tortoise sind, ganz anders als Manowar bspw., eine ausschließliche Album-Band für zuhause. Post-Rock wird für mich immer noch durch ihren Sound definiert, aber ich habe den Diskurs-Kampf um die Namensvorherrschaft zwischen Instrumental-Rock und Post-Rock aufgegeben. Das Zusammenfügen von Jazz und Rock und Pop und Elektronik mit ungewöhnlicher Instrumentierung und ohne Gesang war für mich immer das, was das Post in Post-Rock ausgemacht hat.

NIRVANA, BOARDS OF CANADA, RADIOHEAD, BAD RELIGION, LAWRENCE

2. THIEVERY CORPORATION

Thievery Corporation vervollständigen mit dem Top 1 Artist meine Lust auf das Feeling, das ich in den 90er Jahren in Bezug auf elektronische Musik hatte. Sanft löste sie mich von den Gitarren des Metal wie ein Spudger den Akku in einem iPhone löst. Ich war stark in diesem Gitarren-Dings verhaftet als auch schon die Elektronik kam und mich aus Konservatismus und reaktionärer Denke rettete. Thievery Corporation gehörten mit nur einem einzigen Album, The Mirror Conspiracy, ganz maßgeblich dazu.

1. APHEX TWIN

Eine Überraschung hält jedes Jahr bereit, und in diesem Jahr ist es ganz sicher und mit Abstand das neue Aphex Twin Album Syro. Ich hab von Syro geträumt und ich hab Syro gelebt. Syro war ein Grower, der aber sehr schnell gewachsen ist. Syro hat all das für mich verkörpert, was die 90er an Elektronik bereit hielten. So sehr ich unterwegs immer auf die Gitarren gesetzt habe und der Anteil der Gitarrenmusik mengenmäßig sicher größer ist als die der elektronischen Musik, war das bewusste Hören hier zuhause doch sehr auf die Elektronik eingeschossen. Und das ist auch gut so. Syro hat abdelivert, aber sowas von. Jeder Track klebt von dem honigartigen Gemisch aus verfrickelter Elektronik und weichen melodiösen Synthies. Es ist bestechend, und es hat richtig gutgetan, dass dieses so gehypte Album Eingang gefunden hat.

SOUNDGARDEN

TOP 10 SONGS OF 2014

10. Mogwai „Ratts of the Capital“

2014 fand ich ein wenig meinen Frieden mit Mogwai, die ich eine Weile relativ verachtet habe ob ihres immer wiederkehrenden Sounds im Instrumental-Rock. Aber 2014 hatte ich wieder Lust auf die Dynamikbögen, die mich einst so beeindruckt haben, und so griff ich oft auf meine Favourites der letzten 10 Jahre zurück, vor allem eben auf die Songs des Happy Songs Albums, das ich immer noch am liebsten mag.

9. Brutal Truth „Ill Neglect“

Vielleicht auch stellvertretend für meine immer noch groß vorhandene Lust auf den Death Metal der frühen 90er Jahre, steht hier Brutal Truths „Ill Neglect“, hier könnte auch Inpropagation von Carcass oder Abominations von Morbid Angel stehen, aber die Riffs des Death Metals von damals turnen mich immer noch mehr als an.

8. Waterbodies „How to burn bridges“

siehe 2013

7. Aphex Twin „Papat…“

siehe Top 5 Bands 2014

6. Logh „Ghosts“

Ein schmählich vernachlässigter Song in den letzten Jahren, hat „Ghosts“ seinen Weg endlich auf meinen Player zurückgefunden. Logh gehören einfach zu den Top 5 neuen Bands der letzten 15 Jahre in meinem Leben, und dieser Song ist hier nur stellvertretend für das Gesamtwerk wenn man so will. Auch wenn 2014 nicht so ein großes Logh-Jahr für mich war.

5. Kerbdog „Dry Riser“

Kerbdog sind eine der Grunge/Metal/Crossover-Bands der 90er Jahre, die wohl im Matsch der Majorfirmen großgezogen wurden, die aber dennoch die ein oder andere sehr gute Idee hatten. Damals hat man über MTV alles mögliche aufgesogen, was mit verzerrten Gitarren daherkam, Kerbdog und diese Single waren eine der Bands, die sehr schnell wieder verschwanden. Für mich persönlich verschwand dieses Lied auch für eine ganze Weile, bis ich es letztes Jahr wieder ausgrub.

4. Survival „Tragedy of the Mind“

siehe 2013

3. 88 Fingers Louie „100 Proof“

Vor gut 10 Jahren hörte ich viel Core, Melody-Core, Death-Core, Core Core Core. Die Emotionalität die durch weinerlich vorgetragene Vocals transportiert wurde, schmeichelte mir sehr. Und ich konnte mir gut vorstellen, selbst solche Musik zu machen – dazu ist es nie gekommen. Viele dieser Songs habe ich mir damals überhört, und so ist auch „100 Proof“ für eine Weile in der Versenkung verschwunden, aber auch diesen Song habe ich gegen Ende des Jahres wieder ausgegraben und ganz neu für mich erfunden.

2. Chad VanGaalen „Bones of Man“

siehe Jahre zuvor

1. Father John Misty „Hollywood Forever Cemetary Sings“

Pitchfork brachte mich auf Father John Misty, der der Schlagzeuger der Fleet Foxes ist und auf diesen Song, der irgendwie auf einer Besteliste stand, ich bin jetzt zu faul genau nachzuschauen auf welcher. Ich höre den Song und bin von den Elementen und der Zusammenstellung paralysiert. Elektrische Gitarren fast nur mit Mitten, ein reverberiertes Schlagzeug, und dann die bestechend weiche Stimme von J. Tillmann, dieser Song ist ein absoluter Wahnsinn. Und vor allem auch in verschiedenen Versionen im Internet als Video zu sehen, und jede Version ist irgendwie voll gut.

Alles in allem war 2014 wieder ein heterogenes Jahr, an der Zusammenstellung der Top 5 Bands kann man das wirklich sehr gut sehen. Nicht, dass es mir besonders peinlich wäre, dass Manowar darin auftauchen, es zeigt eigentlich wie sehr mein Geschmack über das Jahr verteilt wenig festgefahren zu sein scheint. Es gibt auch viele Künstler und Songs, die von Jahr zu Jahr nicht gehen sondern wachsen und immer wieder da sind und auch für immer bleiben, das finde ich sehr schön. Ich wünsche mir für 2015 eigentlich genau wieder das es eine Überraschung einer neuen Band oder meinetwegen auch eine Überraschung eines Künstlers wie Aphex Twin gibt, dann bin ich mit 2015 musikalisch genauso zufrieden wie mit 2014 auch.

Früher habe ich immer gedacht, dass man sich gut versteht, wenn man die gleichen Interessen hat. Und nicht nur das, ich habe gedacht, dass gewisse Interessen mit gewissen Charaktereigenschaften verbunden wären. Künstlerisch inspirierte und interessierte Menschen habe ich für gefühlvoll und empathisch gehalten, und warmherzig, vielleicht auch großzügig. Menschen ohne großes Interesse an etwas habe ich für oberflächlich und kalt gehalten, teilnahmslos und rücksichtlos.

Am Anfang eines Gedanken stand oft die Unterscheidung zwischen Mainstream und dem Underground, ganz egal um was es ging. Ein gewisses Abseits habe ich dabei immer als gewolltes Abseits empfunden. Man hatte sich dafür entschieden abseits zu stehen, bzw. für überhaupt etwas entschieden, also einen eigenen Weg gesucht und dann gemerkt, dass man mit dieser Entscheidung automatisch ins Abseits gerät.

Aber Signifikant und Signifikat sind getrennt, kennen sich manchmal gar nicht und meine Vermutungen und Gefühle stellten sich als gefährlich naiv dar. Ich habe Vertrauen in Dinge und Menschen gesetzt, die letztendlich zu einem Leidensdruck geführt haben – ich bin mehr und mehr unglücklich geworden. Ganz besonders die Verbindung unter Menschen war mir – anscheinend – immer mehr und mehr wichtig. Wie man einmal geknüpfte Verbindungen plötzlich einfach so lösen konnte, jemanden mutwillig verletzen, im Stich lassen oder beleidigen, das hatte ich nie verstanden. Und außerdem: die größten Arschlöcher können den besten Musikgeschmack haben.

Ich war niemals in der Lage besonders intelligent meinen Vorteil zu suchen, für meine Rechte einzustehen und Anderen Grenzen aufzuzeigen. Stattdessen war ich immer davon ausgegangen, dass Andere, genau so wie ich, versuchen würden, die Grenzen des Gegenübers zu ertasten und dann zu respektieren und nicht weiterzugehen. Aber dem ist nicht so, es gibt ein Ausnutzen passiver und aktiver Art, es wird gehandelt bevor nachgedacht wird. Damit meine ich: selbst wenn man jemanden nicht vorsätzlich verletzen will, tut man das schon in dem Moment, in dem man unachtsam ist.

Ich komme auf diese ganzen Sachen die da oben stehen, weil so viele Beispiele in mein Blickfeld geraten, die ermüdend und verärgernd wirken. This Will Destroy You’s neuestes Album bzw. die Kommentare dazu auf Last.fm sind heute der Anstoß für diesen kleinen Artikel hier. Sinngemäß wurde dort gesagt: „Ey, das ist Post-Rock, ich erwarte 30-minütige Odysseen und nicht 3-minütige Ausflüge.“ Ich hab mich gefragt, wie man so unverblümt unverschämt sein kann. Was ist eigentlich passiert, dass man 1. so etwas empfindet, und 2. so etwas auch noch öffentlich herausplärrt? Haben die Leute wirklich keinen Respekt mehr vor der Autonomie eines Künstlers? Sich darüber beschweren, dass der eigene Wunsch nicht erfüllt wird? Bei einer Band wie This Will Destroy You? Ich verstehe es nicht. Bzw. verstehe ich es doch, aber ich will es nicht wahrhaben und akzeptieren.

Ich möchte irgendwie immer noch, dass sich die Welt um meine Vorstellungen von ihr dreht, und nicht umgekehrt. Aber das wird sie niemals tun. Es wird wirklich Zeit, das zu akzeptieren. Sonst ist bald nichts mehr von mir übrig, außer der Angst zu existieren.

Wie immer kann ich meine Gedanken nicht ganz ordnen. Aber das ist egal. Fangen wir an.

Wer in 2014 voll unterdrücktem Selbstbewusstsein behauptet, der Journalismus oder „die Medien“ oder überhaupt die Welt wäre an einem schlimmen Punkt angekommen, wenn man ein Marketing-Event wie die gestrige Keynote von Apple als News „verkaufen“ würde – wie ich das sinngemäß in einem Tweet gelesen habe, der retweetet wurde und das wahrscheinlich nicht nur einmal – der hat nicht nachgedacht, aufgepasst und nicht verstanden. Im Gegenteil: die immer noch allgegenwärtig verteidigte symmetrische Ausrichtung von Gut und Böse entlang von Kapitalismus und Gegenversuchen, funktioniert ja schon lange nicht mehr. Das schnauzige Selbstbewusstsein, mit dem halbintellektuell gegen Apple und den Kapitalismus allgemein gewettert wird, wird indes immer stärker. Dazu ein paar Fragen:

– Wie kann es sein, dass man in 2014 noch nicht verstanden hat, dass Unternehmen wie Apple nicht nur Produkte auf den Markt bringen, die wir benutzen, sondern das Kommunikationsformen durch Produkte wie Smartphones transformiert und perforiert werden?

– Wie kann es sein, dass man sich nicht bewusst ist, dass man seine zersetzende Meinung nur deswegen gelernt hat zu äußern, weil der eigene Geist durch Technologiewolken wie Internet (und seine Dienste und Agenten wie Twitter und Facebook) erst dadurch erwacht ist?

– Wie kann es sein, dass ein Unternehmen wie Apple so sehr die Grenzen zwischen Marketing und Kunst verschwimmen lassen kann und man diese geistige Kraft in kontemporärer Kunst vermisst?

Es interessiert mich nicht, das Unternehmen Apple in irgendeiner Weise zu „stärken“. Mich interessiert wie immer nur der Diskurs. Nochmal: wie sind die Bedingungen entstanden, unter denen ein Tweet retweetet wird, der einen Text zum Inhalt hat, wie ich ihn oben beschrieben habe? WIe kann es sein, dass zuerst überhaupt so ein Text verfasst wird und der dann auch noch geteilt wird – ohne nochmal reflektiert zu werden? Wie kann man denn „das richtige Leben im falschen“ leben, und dann die eigene, vom falschen Leben gesponsorte, Sprache verstummen lassen wollen? Hier hat eine geistig hochbegabte Gruppe an denkenden Menschen eine Ecke vergessen, um die man noch biegen muss.

Dass Metal niemals richtig in der Gesellschaft oder im Mainstream angekommen ist, beweisen die Erfolge der Hair Metal Parties deutschlandweit. Nur mit satirischer Überhöhung und der Möglichkeit sich durch Performanz und Gestus über das Programm des Abends zu stellen, ist es dem Publikum möglich an so einem Abend in Scharen zu erscheinen.

Der Grund für die schlechten Kritiken von „The Lone Ranger“ ist eine Entwicklung innerhalb des Filmkritikers selbst, der immer weniger die eigene Aufgabe im Blick hat und stattdessen die Haltung des gemeinen Kinobesuchers annimmt: ich über allem Anderen. Das Andere ist dabei der Film. Wenn ich gegenüber dem Anderen die Führungsposition verliere, bekomme ich Angst. Die Erwartung in einem Film, der von Jerry Bruckheimer produziert und von Gore Verbinski regiert wurde, muss sein: was hier passiert, das weiß ich schon. Ist das nicht der Fall – wie „The Lone Ranger“ das immer wieder vorführt – bin ich verstört und verwirrt. Und schreibe eine schlechte Kritik.

Heute Nacht träume ich einen Traum, der sich komplett in der Innenstadt von E. abspielt. Zuerst fahre ich in einem großen schwarzen Pickup, der gar nicht mir gehört durch die Stadt, parke ihn und dann wird er mir geklaut. Ich bin sehr verzweifelt darüber, obwohl er ja auch mir gar nicht gehört und ich deswegen überhaupt nicht so ein schlechtes Gefühl haben müsste. Danach bin ich an einer Kirche und meine neuen Tattoos verwandeln sich an meinem Unterarm in satanische Symbole, die auf ein Ende der Welt hindeuten.

Subversiv ist immer nur das, was sich formal im alltäglichen Gesellschaftsverhalten gegen herrschende Diskurse stellt. Die von der Subversion zu unterminierenden Formationen/Diskurswolken teilen sich in folgende Felder auf: Arbeits- und Jobsituationen (Inhalt, Form, Kollegen, Arbeitsethik, Entlohnung, hierarchische Struktur, AUCH Arbeitslosigkeit etc.), Freizeitgestaltung („Hobbies“, Ausgehverhalten, AUCH Verweigerungshaltungen etc.), Konsumismus (Kaufverhalten in Bezug auf Nahrungsmittel, Genussmittel, materielle Güter aus Gebrauchssituationen (wie z.B. Möbel) und Genusssituationen, AUCH Verweigerungshaltung etc.), Essverhalten/Nahrungsaufnahme (AUCH Veganismus etc.), Familiensituation (Herkunft, Heimat, Tradition, Eltern-/Geschwisterverhältnis, Kommunikationsverhältnisse), Freundeskreis ((Überschneidung mit Freizeitgestaltung) Zeitgestaltung und Auswahl von Freunden, Kommunikationsverhältnisse), Sexualverhalten (Beziehungspartner, Lebenspartner, Beziehungsformen etc.) und Mode (Kleidung, Trends, Frisur, äußeres Erscheinungsbild etc.)

Um die strukturelle Basis der Subversion zu veranschaulichen und zu erklären, wie sich oben genannte Felder formieren, könnte man den Selbstmord als Subversion gegen das „Sein“ darstellen. Der Selbstmord splittet sich dabei problematisch auch als Ergebnis einer krankhaften Depression auf, kann aber als letzte Verweigerung gegen die Summe aller oder Teile von oben genannten Feldern verstanden werden. Die Auslöschung des eigenen psychischen und als physisch wahrgenommenen Systems ist die potenzierte Form subversiven Verhaltens gegen herrschende Diskurse.

Ich weiß nicht, warum „Ratts of the Capital“ (und ähnliche Songs von Mogwai) wieder in großem Stil bei mir Anklang finden, aber vielleicht ist jetzt die Zeitspanne erreicht, in der ich merke, dass das Versprechen, das Bands wie Mogwai Ende der 90er und Anfang der 2000er Jahre abgegeben haben, in den letzten 10 Jahren nicht eingelöst wurde. Nämlich das Versprechen, dass auf diese gelieferten Vorlagen von bspw. Mogwai mindestens ein Dutzend nachhaltiger guter Bands folgen würden, die das Erbe weitertragen, aufnehmen, verfeinern. Ich weiß nicht, in welcher Tiefe Bands wie Explosions in the Sky, Mono, This Will Destroy You, And so I watch you from afar und und und in der Lage waren, die Parameter des Instrumental Rock so auszutarieren, dass etwas Durchstechendes dabei herauskommt, bei mir ist da aber nicht viel passiert. Gerade Mono und Explosions fingen irgendwann an, mich regelrecht anzuöden, ich war sauer darüber, dass man sich anscheinend so faul in die bekannte laut/leise Schemata fallen ließ und ein langweiligeres Album nach dem anderen herausbrachte. Ich wandte mich also ab, und war – spätestens nach Mr. Beast – dann auch von Mogwai enttäuscht. Jetzt besinne ich mich aber wieder auf die Klassiker des Genres, die vor ca. 10 Jahren veröffentlicht wurden und dazu gehört „Ratts of the Capital“ als Song definitiv ganz stark dazu.

Zuletzt gehörtes Lied in 2013: Israel Nash Gripka – „Through The Door“
Zuerst gehörtes Lied in 2014: Boards of Canada – „Sixtyniner“

Es kostet so viel Zeit, regelmäßig eine Serie zu gucken.
– Aber überleg mal wie viel Zeit es kostet, keine Serie zu gucken. Eigentlich noch viel mehr.

Kriterien des Ausschlusses sind Kriterien der Profilierung geworden. Während man sich früher mit der Ausübung von Verpeiltsein-Akten zurückgehalten hätte, ist dieser Affekt jetzt kultivierter Manierismus geworden: im Gesellschaftsalter der Individualisierung stellt er eine scharfe Abgrenzung zu einem anderen Individuum dar. Ich habe als zu-spät-zu einem-Termin Kommender jedes Mal beim verspäteten Erscheinen einen Auftritt (Aufmerksamkeit, die sich auf einen richtet) und muss keine Konsequenzen fürchten; im Gegenteil: ich übe Macht und Kontrolle – auch für die Zukunft gespeichert – aus, die einer doppelt verschobenen Basis zugrunde liegt: 1. der Pünktliche hatte im Gegensatz zum Unpünktlichen vor dem Termin genug Zeit, sich mit der Vorbereitung und Anreise zum Termin auseinanderzusetzen (sei dies nun ein Gehen über den Flur im Bürogebäude, oder eine halbstündige Anfahrt mit dem Auto) und somit „nichts zu tun“, was der allgemeinen Gesellschaftsgeschäftigkeit zuwider handelt, ich handele mit dem Zu-spät-kommen also aktuell regelKONFORM; 2. im Dekalog der kultivierten Manierismen der Verpeiltheit, die noch aus der Pseudo-Alternativität stammen, handele ich ebenfalls regelKONFORM subversiv.

In diesem Jahr mache ich den Musik-Jahresrückblick mal ein bisschen anders. Anstatt wieder die Bands mit in die Top 10 aufzunehmen, die sowieso jedes Jahr reinkommen – ohne sie unerwähnt zu lassen – versehe ich heute nur die Top 5 Bands mit einem Kommentar, die neu in diesem Jahr hinzugekommen sind, auch wenn sie „alt“ sind. Außerdem werde ich mich auch mal um die Top 10 Songs des Jahres kümmern. Los geht’s…

TOP BANDS 2013

5. Portishead

Alle drei Alben von Portishead klingen unterschiedlich, und alle drei Alben haben auf ihre Art eine ganz eigene Portishead-Handschrift. In 2013 nehmen sie mit 121 Plays Platz 5 ein und spielen sich mit einer Mischung aus allen drei Alben in meine Charts. Ich hab immer gedacht: Das dritte Album klang nicht mehr wie Kino, sondern wie Fernsehen und diese Post-/Proto-Modernität tut sich auf vielen Tracks hervor. Portishead sind bei mir etabliert als ganz feste Größe.

4. 31knots

Endlich einmal kommt auch die Band in die Charts, die ihre vielen Plays in meiner Liste mit fast ausschließlich einem Album erreichen, einem Album das tatsächlich nie und nimmer langweilig wird und sich 2004/2005 in meinen Kopf eingenistet hat, als ich es immer auf dem Arbeitsweg nach Gelnhausen gehört habe. Der sehr ruhig gehaltene Math-Rock von 31knots gespielt auf einer knochentrockenen SG ist absolut unnachahmlich gewesen.

Bad Religion

3. Depeche Mode

Allein die Singles machen bei Depeche Mode in diesem Jahr für mich den Kohl fett. Auch hier bin ich froh, dass diese Band es mal in die Jahrescharts schafft. Einfach weil sie auch zu denjenigen gehört, die ich eigentlich in den seltensten Fällen wegklicke.

Lawrence, Nirvana, Radiohead, Beastie Boys

2. Atoms For Peace

Auch wenn ich hier dieses Mal nichts über Radiohead schreibe, schleicht sich Thom Yorke doch durch ein Hintertürchen in die Charts. Naja, es ist mehr ein riesengroßes Tor an einem prachtvollen Schloß. Atoms For Peace haben ein Album rausgebracht, das sehr nach Thom Yorkes Solosachen klingt und natürlich sehr vertrackt und kopflastig wirkt. Trotzdem ist es richtig gut geworden, was man von den Live Performances meines Erachtens nicht behaupten kann. Auch wenn meine Plays da gegen Ende des Jahres total absacken, wird das Album definitiv eine sehr lange Halbwertszeit behalten.

1. Boards of Canada

Fast unangefochten auf Nummer 1 in diesem Jahr eine altbekannte Elektronik-Band namens Boards of Canada, deren Musik karikaturistisch als Vorbild genommen wurde, und mit denen sich irgendwann alle verglichen, und die ständig als Referenz genommen wurden. Man war Boards of Canada ein bisschen über, und als ich das neue Album gehört habe, habe ich zuerst gedacht: Hm ja, ein Boards of Canada Album halt, was soll damit jetzt sein? Später habe ich mehr zulassen können, dass ich ja genau diese Sounds mag, und dass es GERADE nach den ganzen Schleifen, die elektronische Musik inzwischen gedreht hat, vollkommen taktisch klug ist, ein Album aufzunehmen, das klingt, als wäre es direkt einen Monat nach Geogaddi erschienen. Und so ist „Tomorrow’s Harvest“ für mich auch das Album Nr. 1 2013.

TOP 10 SONGS 2013

10. Simon & Garfunkel „Scarborough Fair/Canticle“

Ein Fehler in der mp3 von „Scarborough Fair“ wollte es so, dass sich der Titel Ewigkeiten auf meinem Telefon hält und deswegen auch in die Top 10 Einzug hält. Der kleine Holperer bei der Stelle „true love“ klingt so absichtlich, als hätte The Field einen Remix gemacht. Sowieso ist dieser Song wunderschön, verdienterweise also in den Charts.

9. Arcade Fire „Reflektor“

Wenn David Bowie im letzten Drittel des Songs aus dem Hall heraus in den Song erscheint, dann ist das so als würde Papa den Indie-Kids mal zeigen, wo der Bartel den Most herholt. David Bowies paar Zeilen in dem Song sind so autoritär vorgetragen, dass man vor ihm nicht mehr und nicht weniger als eine Verbeugung machen kann. Und es ist zurecht autoritär produziert, vor Bowie verbeugt man sich gerne. Dass der ganze Rest des Songs dann sowieso eine gewagte Oberklasse im Indie darstellt, bringt den Song auf Nr. 9 in meinen Charts.

8. Animal Collective „Monkey Riches“

Monkey Riches ist ein eher ungewöhnlicher Song für Animal Collective, weil er so mollig klingt und dabei so elektronisch klirrt. Ich kann gar nicht genau beschreiben, warum dieser krachige Song mir so gut gefällt, aber es ist definitiv mein Lieblingssong von Animal Collective ever bisher.

7. MIT „Univers“

MIT sind eine unbeachtete deutsche Band, die einen kalten Neu-Entwurf kraftwerk’scher Elektronik mit deutschem Liedermacher-Pop auf beste Weise verknüpfen. Will keiner hören, weil sie nicht über langweilige Alkohol-Abstürze singen und sich keine wohlig-warme Alt-68er Zeit zurückwünschen.

6. Depeche Mode „Shake the Disease“

Stellvertretend für das gute Abschneiden von Depeche Mode in meinen Jahrescharts steht hier „Shake the Disease“, aber hier könnten auch einige der anderen Singles stehen. Blame the Zufallsgenerator.

5. Tyler, the Creator „Yonkers“

Ich hab den Hype verstanden und so, und ich kann kaum verklären, dass mich das auch mit beeinflusst hat, aber ich zieh mir jetzt mal meine eigenen Schlüsse aus dem Zugetansein zu „Yonkers“. Das „Krasse“ daran. Punkt.

4. MIT „Pudong“

s.o.

3. Atoms for Peace „Ingenue“

Die Top 3 Songs sind wirklich Songs für die Ewigkeit, muss ich sagen. Alle drei Songs haben mich dieses Jahr so umgehauen… „Ingenue“ besticht durch eine unendlich komplizierte und mollig-traurige Synthie-Melodie, die unfassbar schön ist. Was klickerklacker dahinter passiert und Thom Yorkes Geheule und so ist das passende Beiwerk, aber Hauptdarsteller ist diese Melodie.

2. Waterbodies „How to burn Bridges“

Mein Cousin Adrian hat das Video zu diesem Lied gedreht, und wenn dieser Alternativ-Rock-Kracher nicht schon an sich voll geil wäre, das Video würde es endgültig rausreißen. How to burn Bridges ist eine Blaupause an allem guten, was Alternative Rock ausgemacht hat, aber auch an allem guten, was davon übrig geblieben ist.

1. Survival „Tragedy of the Mind“

So, und mit Tragedy of the Mind sind wir wahrscheinlich bei DEM Song der letzten 10 Jahre angekommen. Klingt ganz schön hochtrabend, aber im Moment fühlt es sich so an, als würde dieser Post-/Math-/Hardrock-Song mich auf ewig für viele Dinge versauen. Der Sound ist hier in Perfektion gehalten, trocken und nüchtern und zurückhaltend aufgenommen – hier hat jedes Instrument einen gleichberechtigten Platz. Ich habe in den letzten 10 Jahren keine verzerrte Gitarre gehört, die so perfekt verzerrt klang wie die Gibson SG von Hunter Hunt-Hendrix auf dem ganzen Album. Der Song an sich klingt wie eine relaxte mathematische Gleichung, als hätte man den hektischen Prog, der so beliebt geworden ist, eine Stufe langsamer abgespielt. Der chantige Gesang wirkt hypnotisierend, so wie der ganze Song wie eine Math-Trance-Seance klingt. Ein Gebet und ein Hoch auf das Riffing, das bei Hunter Hunt-Hendrik rauskommt. Wenn Hardrock 2013 immer noch und wieder für ziemlich stumpfes Gehabe und trampelnde Rhetorik und Bildersprache steht, und wenn nicht das, dann nur für das Zitieren alter Klassiker, dann schaffen Survival es auf ihrem Album, dieses Dogma abzuschütteln, was wirklich nicht leicht gewesen sein muss. „Tragedy of the Mind“ ist innerhalb eines Jahres mit 69 Plays ganz weit oben gelandet. Nichts hat mich in den letzten Jahren so süchtig gemacht an Musik wie dieser Song.

Wenn das hier ein Konsularschiff ist, wo ist dann der Botschafter?

Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich die Straße, in der ich aktuell wohne, hinunterlaufe, aber an dem Haus vorbei, in dem ich wohne. Auf Höhe des Hauses ist Sperrmüll aufgetürmt und wie immer – auch im wirklichen Leben – bleibe ich stehen und schaue es mir an. Es sind viele interessante Sachen dabei, am meisten interessieren mich aber die Schwarzweiß Filmposter, die in Kartons verpackt zu Hunderten dort liegen. Jemand hatte wohl ein kleines Unternehmen, bei dem er Filmposter in Schwarzweiß verkauft hat. Als ich gerade überlege, wie ich diese Filmposter mit nach Hause nehmen kann, kommt der Besitzer raus und wir geraten ins Gespräch. Er will mir dabei helfen die Filmposter zu mir zu schaffen und wir laden alles bei ihm ins Auto und fahren los. Allerdings kommen wir, bevor der Traum vorbei ist, nie bei mir zu Hause an, sondern landen auf einer Hochzeit, auf der ich mich unangemessen gekleidet fühle.

Le weblog à l’époque de sa reproduction mécanisée

Im Schlaf sind meine Ohren wie ein Ring-Modulator. So heute Nacht geschehen, als ich mich das erste Mal seit langer Zeit wieder aus einem Traum wachgeschrien habe. In der Traumgeschichte selbst verwandelten sich meine Stöhner in perfekte Sinus-Wellen, die zwar nicht besonders melodisch, dafür aber jeder emotionalen Komponente beraubt waren. So ging der Charakter, vor dem ich maßgeblich im Traum Angst hatte und wegen dem ich überhaupt das Stöhnen angefangen hatte aus meinem Blick um der Ursache dieses Geräuschs auf die Spur zu kommen. Dann bin ich aufgewacht.

In den letzten Jahren taten sich immer wieder Klugscheißer hervor, die andere Leute beim Ausspruch: „Das macht Sinn“ sofort hechelnd verbesserten, „Sinn machen“ wäre ein eingedeutschter Anglizismus, „make sense“, und in einem Aufwasch wurde die deutsche Sprache dem Tode geweiht, und gerade noch beim Ausspruch „Sinn machen“. Es müsste „das ergibt Sinn“ heißen, was aber mindestens genauso deppert ist. Wenn ich aus der Mathematik her denke und dort über die Summen rede, dann „ergeben“ die etwas. X plus Y ergibt Z. Und das wäre ja das Neueste, wenn Sinn etwas Errechenbares wäre. Dann stelle (mache) ich den Sinn lieber selber her.

Die Lyrik verhält sich zum Rest der Literatur, wie das „Bild sich zu den Worten verhält“. Sie nimmt unzulässige Abkürzungen. Und das ist das, was die Kunst immer bleiben wird: nicht erklärbar, sinnfrei, dreidimensional. Trotzdem muss eben deswegen die wichtige Reibung mit der Sprache bleiben.

Poetry Slams haben wenig mit Poesie zu tun. Eher mit Comedy. Ganz platt und direkt gesagt. Alle Poetry Slams, die ich bisher durchstehen musste, waren Standup Comedy Shows. Nicht, dass da etwas schlimm dran wäre. Aber der einzige Grund, warum das noch unter Poetry Slam läuft, ist die Entschuldigung für die unlustigen Passagen. Die kann man dann ganz weit entfernt als Lyrik titulieren. Die Stellen, an denen keiner lacht. Mal ganz abgesehen davon, dass die Vortragssituation eine ganz besondere ist und deswegen auch besonders betrachtet werden muss, ist das laut vorgetragene Geschmiere der meisten Performanten indiskutabel. Wer bei Poetry Slams am meisten und lautesten schreit oder eine Dynamik von Laut und Leise performiert, bekommt die meisten Lacher = „gewinnt“ den Abend. Dass das Ganze als eine Ellenbogenveranstaltung aufgezogen wird, in der man GEGENEINANDER antritt und GEWINNEN kann, zieht der letzten Ebene von Poesie den Boden unter den Füßen weg. Es gibt also auf Poetry Slams angeblich beste und schlechteste Lyrik. Ist ja ganz klar: wenn besonders viele Schreihälse im Publikum sitzen, die auch ansonsten einen lauten polternden Charakter haben, schreien die für die Figuren, die ihnen am nächsten kommen. Also auch die lautesten polterndsten Performer des Abends. Der Kapitalismus hat hier ganz klar gewonnen und zeigt allen anderen die Nase. Aber wer jetzt glaubt, dass man dann ja heimlich und still wenigstens für die kleinen leisen Mädchen sein könnte, die eben nicht so laut vortragen können und ganz verschüchtert vor den Mikrofonen stehen, hat sich geirrt. Die besudeln den Zuhörer dann nämlich mit ihren Kleinmädchen-Vorstellungen von Poesie: Wolken am Himmel, Flügel ausbreiten und wegfliegen. Selbst wenn jemand ein echtes Gedicht mitbrächte, dass auch nur im entferntesten Sinne die Magie von Lyrik vermitteln könnte, hätte derjenige gar keine Chance zwischen den ganzen gekränkten Egos die sich auf einem Poetry Slam gesundsabbeln, aufzufallen und herauszustechen. Der- oder diejenige würde nur den Abend stören. Ich kann mir gut vorstellen, dass alle Gedichte, die in den letzten 15 Jahren von Menschen zwischen 14 und 30 geschrieben wurden, niemals von jemand anderem gehört oder gelesen wurden als von den Schreibern selbst.

Attitüde und Geste. Das was The Savages anscheinend so sehr verpönen, wohnt all ihrem Verhalten außerhalb und innerhalb ihrer Musik inne. Ich beziehe mich hier auf die Rezension von Pitchfork, in der es einige Informationen rund um die Band The Savages und deren erstes Album „Silence Yourself“ gibt. Auf Konzerten werden Vorschriften darüber gemacht, wie man sich zu verhalten hat. Wie passt das nochmal mit feministischen Theorien zusammen? Wenn das antrainierte Verhalten abgelegt werden soll, wieso trainiert man dann Konzertbesuchern Verhalten an? Eigentlich habe ich jetzt schon keine Lust mehr, mich mit der Musik von The Savages zu befassen, aber einen habe ich noch, einen habe ich noch: Wenn so viel über Minimalismus und Post-Punk die Rede ist, warum ist das Album „Silence Yourself“ dann produziert wie mit richtig Eiern? Warum wird hier ganz klassisch und konservativ die männliche Dominanz einfach wiederholt und die z.B. die Bass-Drum so nach vorne und in die Fresse gemixt? Soll der einzige Bruch dabei sein, dass diese Bass-Drum von einer Frau gespielt wird? Was ist, wenn ich das gar nicht weiß? Was ist, wenn ich diesen ganzen Manifest-Scheiß nicht mitbekommen habe, und nur die Stimme höre? Wie soll ich dann wissen, dass der Rest der Band auch Frauen sind? Wie kann ich eigentlich diese ganzen Parolen von The Savages mitbekommen, ohne genau das Verhalten an den Tag zu legen, dass sie mit dem Ausspruch „Silence Yourself“ bekämpfen wollen? So viel zu dem ganz wackeligen Theorie-Konstrukt, das The Savages hier umgibt. Zu der Musik ist wirklich nicht viel zu sagen, als das es nicht mehr als relativ unspektakulärer Post-Punk ist, der viele Vorbilder hat, aber nicht viel neu verwebt oder aus dem Kontext hebt und rejuveniert. Nix davon. Bloß leere Gesten. Beim nächsten Album vielleicht die einzelnen guten Elemente besser verknüpfen, selbst die Schnauze halten, die Leute SELBST entscheiden lassen, wie sie diese Musik erfahren wollen und dann ein gutes Album abliefern.

Ist der Inhalt eines Mediums immer ein anderes Medium? Egal, auf jeden Fall merke ich einen starken selbstreflexiven Bezug hier im Weblog seit ein paar Jahren. Sind ja auch nur ein paar Beiträge in den letzten Jahren. Oftmals geht es dann ums Schreiben hier im Weblog oder allgemein. Aber ich bin zufrieden damit, es soll wohl im Moment so sein. Ich bin auch zufrieden, weil Psychospaltung dadurch so unkaputtbar scheint. Psychospaltung taucht irgendwie immer wieder auf. Und sei es nur, um über sich selbst zu sprechen.

Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich mit einer kleinen Gruppe von Menschen eine Zombie-Apokalypse überlebe. Als wir mehr oder weniger gerade sicher sind, dass wir die meisten Zombies gekillt haben, sehen wir in der Ferne eine Atombombenexplosion. Zuerst verstehe ich gar nicht, dass es eine Atombombenexplosion ist, bis G. einen Fluch ausstößt, der auf nichts Anderes schließen lässt. In Erwartung der Druckwelle oder eines Tsunamis drehe ich mich zu den Anderen um und sage: „War super, oder?“ Damit meine ich die Welt und die Menschheit und überhaupt alles.

Heute Nacht habe ich geträumt, dass C. mich mit von der Arbeit nach Hause nimmt. Eigentlich nimmt sie mich nie mit in ihrem flotten roten Sportwagen, heute sind auch ihre beiden Kinder irgendwie mit dabei. „Wo musst Du denn hin“, fragt sie. „Direkt in die Stadt“, sage ich. Wir fahren also los und auf dem Weg nach Bielefeld fallen ihr aber plötzlich ganz viele Sachen ein, die sie erledigen muss. Zum Beispiel irgendwelche Autoteile verkaufen. Ich erzähle daraufhin von jemandem, der 3 Paar Autoreifen besitzt. Wir landen bei Verwandten von mir, bei denen mir peinlich ist, dass C. sieht, welche Herkunft meine Eltern hatten.

Vor ein paar Nächten habe ich geträumt, dass ich mit S. im Urlaub bin, wir fahren auf Fahrrädern am Rheinufer entlang. Wir sehen eine Gruppe von drei Personen, alle so zwischen 50 und 60 Jahre alt. Die eine Frau ist behindert und die beiden Anderen – eine Frau und ein Mann, anscheinend Familienmitglieder – machen sich einen Spaß daraus, ihre behinderte Schwester oder was auch immer auf dem Fahrrad in Richtung Ufernähe zu schieben. Sie haben nichts Böses vor, alle wollen nur Spaß haben, aber ich rufe S. zu: „Oh nein, die sollten lieber vorsichtig sein, nicht dass sie über das Ufer ins Wasser rutscht!“ Im nächsten Moment passiert genau das, alle drei rutschen ins Wasser und S. und ich stürzen ans Ufer um zu helfen. Als wir am Ufer sind, sehen wir dass das Wasser an dieser Stelle im Rhein anscheinend so flach ist, dass die drei Leute bequem im Wasser stehen können. Auf der anderen Seite des Rheins steht ein Schild am Ufer, auf dem steht: Rettet die Idioten! Ich schließe daraus, dass diese Stelle im Rhein trotz der geringen Höhe des Wassers irgendwie gefährlich ist und man deswegen dieses Schild aufgestellt hat, weil hier immer wieder Leute ins Wasser steigen. Der Mann in der Gruppe, die im Wasser steht, hat das Schild auch entdeckt und fängt an zu schimpfen: Das haben doch die Nazis hier aufgestellt!

Twitter ist für mich wirklich eine wichtige Adresse geworden. Nicht so sehr zum Folgen anderer Accounts – das auch – sondern mehr als Adresse für kurze Gedankenfetzen, die ich rauslassen möchte. Früher habe ich diese Gedankenfetzen immer als Überschriften oder Anstöße zu „mehr“ gesehen. Sie waren wie aufblühende Blumen, deren inneres Bouquet sich erst noch entfalten musste/sollte/könnte. Aber ich habe viel von dem überhaupt nicht geschafft aufzuschreiben und diese Gedanken kamen ins Stocken, es entstand ein Stau. So füllte ich Word-Dokumente mit kurzen Absätzen, manche auch länger als 140 Zeichen, und nahm mir vor irgendwann aus all diesen kleinen Gedanken mal große Texte zu stricken. Allein – ich habe es nie geschafft. Jetzt öffne ich diese Word-Dokumente und die Gedanken sind teilweise 6-7 Jahre alt und stauen sich immer noch da herum. Um all das einfach zu löschen, ist es mir zu schade. Dass ich das alles einfach nach und nach twittern könnte, darauf bin ich nie gekommen, obwohl ich nun auch schon eine ganze Weile bei Twitter angemeldet bin und dort auch viel schreibe. Hier kommen zwei schöne Sachen zusammen: meine Gedankenfetzen werden nicht verloren gehen, und ich kann eine erweiterte Meinung zu Twitter aufbauen: Twitter ist nicht mehr (und nicht weniger), als die Möglichkeit, in 140 Zeichen semantischen Mehrwert unterzubringen. Und das ist schon ziemlich viel.

Was die Diskussion um angebliche „private Daten“ losgetreten hat, schlägt mir auf den Magen. Eigentlich wollte ich was Anderes schreiben und das anders formulieren, aber dazu fehlt mir gerade die Kraft. Heute Morgen blieb ich auf dem Weg zur Arbeit kurz stehen um ein Foto zu machen. Mein Motiv war aufgetürmtes Brennholz, fotografiert durch einen Maschendrahtzaun. Mein Motiv war: die Sonne schien so schön darauf, es sah hübsch aus. Ich zog mein Telefon aus der Tasche und fotografierte. Ich befand mich an einer Straße, dort fuhr ein Auto vorbei, der Fahrer schaute mich ängstlich-entgeistert-misstrauisch an. Was fotografiert der Mann da und was hat er möglicherweise mit dem Foto vor, sagte sein Blick. Welche Privatsphäre wird da gerade verletzt, sagte sein Blick. Ich verletzte niemanden, auch nicht das Brennholz. Die Diskussion um Privatsphäre, Instimsphäre, was alles mit Fotos geschehen kann, welche Daten mir „gehören“, hat ein Misstrauen entstehen lassen, das mindestens genauso schlimm ist wie das, was durch die Weitergabe dieser Informationen durch eine bestimmte Gruppe befürchtet wird. So trifft man auf Menschen, die vollkommen grundlos und unüberlegt vehement die Einstellung vertreten und verteidigen, es dürfe niemals nirgends und unter keinen Umständen ein Foto von ihnen im Internet auftauchen. Und auch Anschrift und Geburtsdatum scheint ein sehr hohes privates Gut geworden zu sein, dass man unbedingt schützen muss. „Mein Daten gehören mir“ tönt es überall, aber was von irgendwelchen Daten gehört überhaupt mir? Kann man das irgendwie besitzen? Und wenn etwas davon mir gehört, wieso soll ich das dann eigentlich nicht abgeben oder verbreiten dürfen? Der Focus titelte vor längerer Zeit mit einem Foto von Mark Zuckerberg und dem Satz: „Dieser Mann weiß alles über sie.“ Nach wie vor vertrete ich die Meinung, dass ein Leben sehr sehr arm sein muss, wenn Facebook mit den wenigen Möglichkeiten zur Freigabe von privaten Daten schon alles über mich wissen könnte. Dann sollte ich mir nicht über Facebook Gedanken machen, sondern darüber schleunigst was auf dem eigenen Leben zu machen.

Es geht mir überhaupt nicht darum, festlegen zu wollen, was privat und geheim und intim ist. Und daraus ableiten zu wollen, was geschützt werden muss. Es geht mir eher darum nachzufragen, woher eigentlich der Diskurs wissen will, was privat und intim ist. Woher kommt diese Gewissheit, dass die bei Facebook vorhandenen Daten mein Leben widerspiegeln könnten? Wo genau kommt diese Angst vor der Weitergabe von Daten her? Ich höre dann immer: „Ja, ich will nicht, dass man mich anruft und mir was verkaufen will. Ich will das einfach nicht.“ Gut, das ist vielleicht unangenehm, aber ist das wirklich eine Grundsatzdiskussion um Privatsphäre wert? Alles, was Facebook nicht von mir wissen soll und darf, könnten die auch gar nicht wissen, selbst wenn ich das wollte. Dieses Wissen könnte ich nur über eine seitenlange Statusmeldung preisgeben. Natürlich gibt es da Grenzen, natürlich müssen Kinder besonders geschützt werden, aber es werden hier durch die Diskussion Prinzipien mit Dampfwalzen ausgerollt, die es praktisch unmöglich machen, z.B. draußen noch ein Foto zu machen. Die, wenn man selbst nicht mitspielt, den Eindruck erwecken, man würde gewisse Dinge nicht mehr wertschätzen. Und das möchte ich mir ehrlich gesagt wirklich nicht vorwerfen lassen. Ich trüge einem Werteverfall Rechnung, weil ich mich auf Facebook öffentlich zeige. In einem gewissen Kreis kommt inzwischen das Kümmern um einen Facebook Account dem Sich-Nackt-Ausziehen auf dem Marktplatz gleich. Ich will mir diese trügerische Symmetrie der immer noch vorhandenen kritischen Theorie der Frankfurter Schule, die in diesem Herrschaftsdiskurs weiterwirkt, nicht mehr anhören müssen.

Was ist nach 10 Jahren Psychospaltung eigentlich anders als nach 6 Jahren, oder 4 Jahren oder 9 Jahren? Ich habe keine Ahnung. Im Moment ist sowieso schwierig für mich, da irgendeine Richtung vorgeben oder gar voraussagen zu können. Ich bin froh, nun schon 10 Jahre Psychospaltung hinter mir zu haben und dort verschiedene Phasen durchlaufen zu haben. Es gibt bestimmte Postings, die ich gar nicht mehr mag, und auch bestimmte Postings, auf die ich gerne verzichtet hätte. Das Weblog hat viele Rollen übernommen, vor allem die des Traumtagebuchs. Zwischendurch ging es auch viel um Musik und um Filme, aber seitdem ich da im Schreiben diesen unmöglich zu erreichenden Anspruch entwickelt habe, der immer den ganz großen Rahmen aufmachen und alles berücksichtigen will, schaffe ich das auch nicht mehr. Psychospaltung hat sich eigentlich als ein einziges Nicht-Schaffen oder Nicht-Erfüllen eines Weblogs bewiesen, aber das ist eben das Versuchen, das ich so sehr mag. Auf weitere 10 Jahre!

Heute Nacht habe ich von The Rapture’s „How deep is your love?“ geträumt. Der Song hat sich tief eingebrannt. Auf jeden Fall bin ich in einer Mischung aus Bielefeld und Espelkamp unterwegs nach dem Feiern. Es ist schon hell. Ich muss eigentlich noch etwas im H&M besorgen, aber der macht erst um 10 Uhr auf. Ich gehe also in Richtung Brandenburger Ring, da komme ich an einer Traube von Leuten vorbei. Anwohner, Partyleichen etc. Auf meinem Player höre ich „How deep is your love?“ und singe es mit. Plötzlich fängt erst einer, dann mehrere Leute an, das Lied mitzusingen. Alle kennen es vom Feiern gehen. Ein ganzer Chor an Menschen singt dann „How deep is your love?“

Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich bei Verwandten zum Essen eingeladen bin bzw. mich selbst dort eingeladen habe. Vorher kaufe ich an der Tanke eine Stange Zigaretten. Die Stange Zigaretten sieht aus wie ein Schuhkarton. Später fragt mich mein Neffe, ob wir eine rauchen gehen wollen und draußen bemerke ich, dass dieser Schuhkarton gefüllt ist mit lauter Spezialitäten dieser Zigarettenmarke. Da gibt es einen Prosecco der Marke, Marshmellows, Zigarillos, Zigarren, lauter blöden Krams. Bei den piekfeinen Nachbarn meiner Verwandten leihen wir Sektgläser und lassen dann die Korken knallen.

Chris Cornell konnte Kim Thayils Metal-Riffs und -Soli nicht mehr hören, das ist einer der Gründe warum sich Soundgarden auflösten, so geht die Legende. In „Live to Rise“, dem für den Avengers-Film erschienenen Stück gibt es einen Beweis für die Auflösung dieses Problems. Kim Thayils Solo in diesem Song spielt am Ende die Gesangsmelodie mit, Stimme und Solo finden so einzigartig zusammen – das hat es bei Soundgarden bisher nicht gegeben.

Dieses Jahr feiere ich 10 Jahre Psychospaltung. Es sind noch nicht ganz 10 Jahre, aber eben kam mir so ein Gedanke, den ich loswerden will. Es ist ein Mecker-Gedanke, und es ist ein spießig anmutender Früher-war-alles-besser Gedanke. Aber da ich nicht allzu viel von denen habe, kann ich diesen hier ja mal raushauen: vor 10 Jahren konnte man in Weblogs Ruhe finden. Man klickte im Internet auf 2-3 Links und verweilte dann für längere Zeit bei interessanten Texten, die nicht mehr großartig weiter woanders hin ablenkten. Inzwischen ist alles eine einzige Linkschleife und die kryptischen Tweets mit Retweets, Hashtags und Abkürzungen sind nicht mehr zu lesen, man muss sie entschlüsseln lernen wie Hieroglyphen. Aber mit Lesen ist eh nicht mehr viel, man muss einfach klicken, bis man müde ist zu dem Punkt zu kommen, an dem man eigentlich mal irgendwo ankommen könnte. Darauf habe ich keine Lust und ich habe das Gefühl, dass man vor 10 Jahren einen Nachmittag lang mit 5 Weblogs verbringen konnte und zufrieden war. Mittellange bis lange Texte, hineinfallen, Internet ausmachen. Keine Chance mehr dafür im Moment.

Ce que nous voyons, ce qui nous regarde.

Auch in diesem Jahr wieder ein kleiner Rückblick auf das musikalische Geschehen in meinem Leben.

Top 10 Bands 2012:

10. Hot Chip – Es freut mich sehr, dass Hot Chip hier in die Top 10 gerutscht sind. Es freut mich deswegen, weil ich wahrscheinlich „In Our Heads“ als Lieblingsalbum 2012 nennen würde, wenn man mich fragte. Das Album ist große Klasse und hat mit „Flutes“ einen Song, den ich als Lieblings-Song 2012 wählen würde.

9. Tortoise – Auf Facebook habe ich letztens gepostet: Post-Rock kommt zurück und zwar in ganz großem Stil. Damit meinte ich aber eigentlich, dass der Post-Rock für mich zurückkommt, weil ich wieder so viel Gefallen an dem Chicagoer-Stil gefunden habe. Tortoise, Do Make Say Think, you name it. Es gibt Momente in der Musik von Tortoise, die mich so berühren wie nichts Anderes in der Musik. Und was heute allerorten Post-Rock genannt wird, hat eigentlich mit diesen Anfängen nicht mehr viel zu tun. Was nicht schlimm ist. Aber ich würde den Begriff Post-Rock dann doch eher bei einer kleineren Anzahl von Bands sehen.

8. Lawrence – Wie fast jedes Jahr ist auch Lawrence dieses Jahr wieder vertreten. Der Romantic Techno hat sich bei mir persönlich nicht so festgesetzt und fortgepflanzt, wie ich das noch vor 5 Jahren gedacht hätte – oder vor 10 Jahren, als das alles anfing. Wenn ich aber Lust habe, Musik zu hören, die dieses Label tragen könnte, greife ich fast immer zu Lawrence.

7. Beastie Boys – Es ist ein unglaublich trauriges Jahr für Hip Hop gewesen, da Adam Yauch gestorben ist. Dieser Verlust ist groß. Wenn ich „Check your head“ hören, spüre ich immer noch 20 Jahre später die Veränderung, die dieses Album in der Musikwelt hervorgerufen hat. Die Beastie Boys sind unersetzlich.

6. John Maus – Auch in 2012 hat John Maus mich viel begleitet. Ich bin dann in diesem Jahr auf einen Song und Track gestoßen, der mich absolut umgehauen hat. Aber man muss sagen: John Maus funktioniert sehr gut singleig. Ich mag selten ein Album von ihm anhören. Es ist, als hätte ich durch John Maus eine Art Radio-Mechanik wiederentdeckt, auch wenn ich die dann „nur“ über den Shuffle-Modus im Smartphone hervorrufe.

5. und 4. und 3. – Nirvana, Soundgarden und Radiohead. Es stellt sich heraus, dass es jedes Jahr Künstler gibt, die sich immer (und immer mehr) in die Charts nach vorne drängen. Das sind mal wieder Nirvana, Soundgarden und Radiohead. Es ist ganz selten, dass ich von diesen Künstlern einen Titel wegdrücke. Es fühlt sich immer so an, als hätte ich das noch nicht genug gehört.

2. und 1. Hype Williams / Dean Blunt & Inga Copeland. Mit Abstand, mit großem Abstand kassieren Hype Williams / Dean Blunt & Inga Copeland die ersten beiden Plätze und haben auch mit Abstand die meisten Plays in diesem Jahr. Was die beiden machen, hat mich dieses Jahr – und wird es auch für die nächsten Jahre – so sehr beeindruckt, dass ich das kaum beschreiben kann. Diese Art von Musik ist für mich außerhalb von allem. Eine amateurhafte Herangehensweise an die eigene Liebe zu Beats, Synthies und Flächen.

Heute Nacht habe ich wieder mal von Neil Young geträumt, dieses Mal hatte er Schwierigkeiten mit seinem Gehör und hat darüber in seinem Buch geschrieben. Dabei wiederholte er einen Satz immer wieder: Because my hearing is not that good anymore – not that good anymore. Im Schlaf bekam ich ein hohes Pfeifen im Ohr, das wohl hoffentlich nicht real war.

Ich bin frustriert, dass ich es nicht mehr schaffe, das was mich bewegt, in schriftlicher Form zu Bildschirm zu bringen. David Hockney im Museum Ludwig war großartig, aber es waren – natürlich – weniger die Motive, als dass dort Öl auf Leinwand neben ausgedruckten iPad Bildern hing. Was das bedeutet? Einfach alles. Hockney bricht mit dieser Ausstellung noch einmal eine Revolution vom Zaun: der Herrschaftsdiskurs der wertvollen konservativen Malerei gegen Malerei auf dem iPad. Der Künstler ohne Dogmatismus. Das ist Gold wert

Es stellt sich heraus, dass die Nachricht über den Verkauf von Lucasfilm an Walt Disney durch George Lucas bei mir etwas ganz Anderes auslöst, als ich das in den ersten Sekunden nach dem Lesen dieser Nachricht erwartet hätte. Zuerst war ich erschrocken, aber nur 1 Sekunde lang, weil ich dann schon gemerkt habe, dass dieses Erschrockensein nur Folge eines vorauseilenden Nachplapperns alberner Diskurse war. Der Grund: es war schon spät und ich wollte schlafen gehen, also war ich zu wenig herrschaftsdiskursfreiem Denken fähig. Eigentlich fühlte ich mich nämlich glücklich, weil ich im Prinzip schnell verstanden habe, warum George Lucas das gemacht hat. Nein, eigentlich fühlte ich mich zuerst noch glücklich, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, dass mich Star Wars Filme vielleicht mein Leben lang begleiten werden. Aber dass George Lucas seine kulturelle Hinterlassenschaft regeln will und dies über den Verkauf von Lucasfilm an Walt Disney macht, kann ich absolut nachvollziehen – dies ist mein überflüssiger Kommentar, mehr dazu später.

Mein erster Gedanke war, dass ich versuchen werde so wenig wie möglich Kommentare zu dieser Nachricht zu lesen. Weil ich davon ausgehe, dass sie maßgeblich das unqualifizierte Geplärre sein werden, was ich ein paar Beiträge vorher schon bejammert habe. Ich glaube, dass das bei Star Wars ganz schrecklich sein kann. Zu allen anderen unwichtigen Themen werden schon unzählige Kommentare abgegeben, aber zu Star Wars werden sie unendlich sein. Jeder wird etwas dazu zu sagen haben. Reflektierte Antworten kann man da kaum erwarten. Es wird darüber gejammert werden, dass Disney die Filme nur vor die Wand fahren kann, weil sie ja auch schon XYZ vor die Wand gefahren haben. Es wird pietätlose Kommentare dazu geben, dass George Lucas wohl Geld braucht, es wird unwitzige Witze über Jar Jar Binks geben, es wird all das ganze widerliche Widergekäue geben, was jegliches Denken über neue Star Wars Filme nur mit einem undurchdringbaren Mumpf vollwürgt. Ich muss wirklich versuchen das zu vermeiden. Stattdessen werde ich mich auf die Suche nach kleinen feinen wissenschaftlichen Artikeln machen, die meine Freude auf eine siebte Star Wars Episode 2015 nur noch erhöhen.

Wenn von der „Überwindung einer elitären Hierarchisierung kultureller Phänomene“ gesprochen wird, findet dabei immer noch eine elitäre Hierarchisierung der Überwinder über die Phänomene statt. Dabei werden wir als angebliche Überwinder gerade selbst durch kulturelle Phänomene überwunden und empfinden dies als Bedrohung. Wenn die kulturellen Phänomene sich also unserer Überwindung entziehen, sollte dies nicht als Scheitern an etwas vermeindlich Unverständlichem angesehen werden, sondern als eine von vielen Bewegungen im Oszillieren der verschwimmenden Grenzen zwischen Überwindern und Phänomenen.

Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich in einer Band gespielt habe, in der unsere neue Sängerin gesagt hat: “Die Musik ist nur die Kulisse für gute Texte.“ Daraufhin entbrannte ein heftiger Streit. Meine Les Paul hatte plötzlich 12 Saiten.

Ich selbst bin seit Jahren unheimlich gehemmt, meine Meinung aufzuschreiben, da ich das Gefühl habe sie sei zu unfundiert. Wenn ich etwas aufschreibe, habe ich mich ja für etwas entschieden und das scheint zu schwierig zu sein. Vor allem wenn es um meine Meinung nicht meine Gefühle betreffend geht, sondern wenn ich über einen Gesellschafts-Zustand oder eine ganze Welt wie die Literatur schreibe. Und doch kreisen all diese Meinungen in meinem Kopf herum, und dort türmt sich ein Stau aus 10 Jahren auf. Mein Gott, über was ich nicht schon alles schreiben wollte. Und meistens kam dann etwas über mein Nicht-Vermögen dabei heraus. Ich habe Listen mit Themen, über die ich schon immer mal schreiben wollte, die sind sehr alt und sehr lang. Und mein Gedächtnis ist da auch nicht mehr das Beste. Gute Formulierungen kommen mir unter der Dusche oder vor dem Einschlafen, so wie bei allen Anderen auf. Ganz selten kann ich mir das bis zum nächsten Morgen merken, oder bis ich mich abgetrocknet habe. Aber was ich geschafft habe: seit August 2010 schreibe ich wieder Tagebuch, regelmäßig und richtig viel, und deswegen tut es mir auch nicht so leid, wenn ich hier wieder einmal etwas über das Nicht-Schreiben schreibe.

Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich sehr lange an einem Facebook-Eintrag herumgeschrieben habe, der dann ungefähr so lauten sollte: „Von dieser am schnellsten vergessenen Generation der Gegenwart wird in der Erinnerung nicht viel mehr zurückbleiben, als wie sie ihre Club Mate Flasche gehalten haben.“

Dieser Traum beunruhigt mich. Zum Einen habe ich das Gefühl und ich vermute, dass der Traum mir zeigen könnte, dass ich mich zu viel mit den Moden der Jugend beschäftige, und – ich habe gestern selbst eine Flasche Club Mate gekauft.

Vielleicht reagiere ich zu sensibel, aber ich kann mir Kommentare im „Internet“ nicht mehr durchlesen. Damit meine ich Kommentare bei Spiegel Online, ZEIT Online, Facebook, überall. Es ist unglaublich, wie respektlos, wie unreflektiert, wie unverhohlen dumm manche Leute sind. Und gemein sind sie dazu. Ich möchte da auch einen großen Unterschied zwischen dem unreflektierten Hinausblähen von Nullmeinungen und KRITIK machen. Eine KRITIK ist nicht verletzend, bestenfalls polemisch, bezieht dann aber auch gleich die eigene Unzulänglichkeit mit hinein, eine Kritik ist reflektiert, das heißt man hat KURZ abgewägt und sich selbst die Frage gestellt, ob man vielleicht falsch liegen könnte. Eine KRITIK weiß, dass sie nicht bevormundend Verbesserungsvorschläge machen kann, sie will einen Raum öffnen. Und das bezieht sich absolut nicht nur auf Deutschland. Keineswegs. Bei den Kommentaren auf auf offiziellen Facebook-Accounts von weltweit gelesenen Websites sieht man internationale Stumpfheit vorherrschen. Takt- und Pietätlosigkeit, trampelhafte Egoausbreitung sind da die Regel. Aber vielleicht nehme ich auch die Kommentarfunktionen allgemein zu ernst und sehe nicht, dass die Leute nicht wirklich das Gefühl haben etwas ernstgenommen kommentieren zu können und sind von vornherein alles aber nicht ernsthaft. Dann machen sie nur schlechte Witze. Ich kann mir die Kommentare im Internet nicht mehr durchlesen – aber ich tue es trotzdem weiterhin.

Eine unheilige Kombination aus drei Dingen raubte mir heute Nacht den Schlaf: gestern „Inception“ angesehen, vor dem Einschlafen noch Oliver Sacks „Das innere Auge“ weitergelesen und am Wochenende ein Gerät gekauft zu haben, das einzig und allein dazu da ist, Echos zu erzeugen.

Als ich dann endlich einschlief, träumte ich seltsame Dinge. Ich war in einer Neurologie-Abteilung einer Klinik, weil ich kein Kurzzeit-Gedächtnis mehr hatte. Ich verstand niemanden und erkannte immer wieder alles neu. Ich fühlte mich grauenvoll dabei, obwohl ich die ganze Zeit aus Verlegenheit lächelte. Außerdem war mein Bruder dort, dessen Hände zu Klauen geworden waren. Er konnte sie nicht mehr richtig bewegen und hatte ihnen Namen gegeben. Eine Hand hieß Petra.

Als ich 2006 aus Schimborn nach Weimar zog, brach mein Herz. Ich hatte meinen 1993 gekauften Cheri CG-20 Verstärker zu lange Zeit im feuchten Keller gelagert und die Kontakte hatten Schimmel angesetzt. Der Cheri CG-20 hatte mir jahrelang zu Hause gute Dienste geleistet und dann war er in den Proberäumen meiner Bands ein hilfreicher kleiner Begleiter, der z.B. der alten Philips Orgel zu mehr Lautstärke verhalf. Man hätte den Verstärker retten können, aber ich konnte damals einfach nicht die emotionale Kraft aufbringen, dies zu tun. Meine Gitarren waren mir fremd geworden, beide E-Gitarren lagerten schon seit langer Zeit bei meinem Bruder und allein die Akustik-Gitarre stand bei mir zu Hause, aber ich spielte sie sehr selten. Ich weiß nicht, was zwischen 2004 und 2006 passiert war. Ich brachte damals eine große Menge Müll auf den Wertstoffhof, darunter die kaputte elektrische Schreibmaschine meines Vaters und mein Cheri CG-20. Ich kippte diese Gerätschaften in einen dafür vorgesehen Container – und mir standen Tränen in den Augen. Ich warf einen großen Teil meiner Vergangenheit fort. Es brach mir das Herz aber ich schluckte es runter.

Heute Nachmittag ging ich auf den Siegfriedplatz-Flohmarkt in Bielefeld, obwohl ich eigentlich gar nicht dorthin wollte. Ich war müde. Aber ich schaute herum und erblickte schon nach 5 Minuten an einem Stand netter Jugendlicher einen Cheri Verstärker. Es war der kleinere jüngere Bruder des Cheri CG-20, und zwar der CG-15. Der Besitzer erzählte mir, dass er wohl 10 Jahre alt sei und noch gut funktioniere. Er verfügt wie der CG-20 über zwei Gain-Regler, 3-fach Equalizer und Lautstärkeregler. Allerdings hat er keine Einstellung für Presence. Außerdem besitzt der neuere CG-15 über einen Mic-Eingang. Ich kaufte ihn. Als ich ihn zu Hause anschloss, konnte ich schnell den guten Sound dieses Billig-Verstärkers wieder erkennen. Ich war irgendwie so gerührt, mir standen die Tränen in den Augen. Ich konnte es wieder gutmachen, dass ich meinen CG-20 so sträflich schlecht behandelt hatte! Mein Herz ist nun nicht mehr gebrochen.

Was mich an politischem Aktivismus wie der Occupy-Bewegung und deren Einbindung in die dOCUMENTA 13 stört, ist die brutale Direktheit mit der dort alles geschieht. Die Occupy-Bewegung argumentiert damit, so die Antwort auf die Brutalität des ihnen entgegen gebrachten Systems zu geben. Aber ich kann nicht umhin ein in die Erde geschlagenes Kreuz mit der Aufschrift „Menschlichkeit“ – so gestern auf der dOCUMENTA 13 in Kassel gesehen – für mindestens kontraproduktiv und künstlerisch eindimensional zu halten. Auch hier würde ich darauf verweisen, dass die Occupy-Bewegung diktatorisch vorgeht: ich habe es gefälligst zu kapieren was dort passiert, Missverständnisse gibt es keine. Occupy ist linear und unmissverständlich wie die finanzkalkulatorische Welt des Kapitalismus und damit ebenbürtig abzulehnen. Was mich an mir selbst und meiner Kritik stört: dass mir nichts anderes als Kritik zur Kritik am Kapitalismus einfällt.

Heute Nacht habe ich geträumt, zu wissen, wieso Berlin Gesundbrunnen Gesundbrunnen heißt. Ich war mit V. und der Familie in Berlin unterwegs im Urlaub und wir haben uns in der Stadt aufgeteilt, damit jeder machen kann, was er will. Ich habe dann die falsche U-Bahn genommen und konnte nicht mehr aussteigen. Ich fuhr mit der Bahn über eine Brücke mit einem Fluss und dahinter begann eine hügelige Wiesenlandschaft, wie das Auenland oder die Highlands, wunderschön und weit, mit kleinen Seen mittendrin. Das war Berlin Gesundbrunnen, weil es eine saftig-grüne Wiesenlandschaft war, in der man gesund werden kann.

Danke, Twoday. Mit Psychospaltung geht es auf Wordpress weiter. Das Weblog wird nach und nach umgezogen, Psychospaltung Twoday bleibt immer online.
http://psychospaltung.wordpress.com/

So wie die animierte Videospielfigur "Scheußliche Mutter" aus Diablo 3 Zombies vor ihren Feinden auskotzt, mit all den Würgegeräuschen und dem Geplätscher, hätte ich am liebsten vor der Frau ausgekotzt, die ich durch unser geöffnetes Wohnzimmerfenster sagen hörte: "Ja, man muss es nehmen wie es kommt."

Ich schlafe jetzt bis 16 Uhr und dann hast Du ja schon Kaffee und Kuchen fertig, stimmts?
- Ich würde vorschlagen du schläfst bis 17 Uhr und träumst einfach davon, dass Du Kuchen isst.