(Unknown) Comedy
Archäologie der Songs
Bücher
Diagnose
Durch Schall und Rauch
Geschichte kurz
Ich wollte was schreiben über:
Ich würde gerne wissen, was ich gemeint hab, als ich in mein Notizbuch schrieb:
Im Kino (gewesen)
Konzerte
Liedtexte oder Zitate
Musik
Probe Objektiv
SB Warenhaus
Spracherkennung
Traumtagebuch
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
La disposition des matières est nouvelle. Non-Casual Blogging.™

 
Ich träume, ich lese ein Gedicht vor.

86,1

Nach mehr als 11 Jahren tun sich At the Drive-In wieder zusammen.
At the Drive-In klangen immer - verzeiht diese kitschige Platitüde - spontan. The Mars Volta gingen in die eine Richtung - noch mehr abgefahren, Sparte in die andere - weniger abgefahren und mehr in Richtung Alternative.
Was mich an At the Drive-In immer fasziniert hat und weiterhin faszinieren wird, ist die Synergie die in und durch ihre Musik entsteht. Das ist eigentlich ein recht einfaches Prinzip: Die Musik klingt komplex und vertrackt, beim genauen Hinhören jedoch hört man all die Kratzer und Sprünge, die dieser Musik anhaften. Aus dieser Reibung bestehend aus progressivem Rock und punkiger und coriger Attitüde und Spielgeste entsteht Energie. Spürbar war diese m.E. am meisten auf "Relationship of Command". Ich habe zu dem Album mal gesagt, dass es mich von den Toten erwecken könnte, und Georg T. meinte: "Würde man die Spuren einzeln hören, klingt das alles total schief und krumm, aber zusammen ergibt es einen Sinn."
Und genau das ist das Erstaunliche. At the Drive-In ließen das, was sie für Musik hielten mehr oder weniger durch sich hindurchfließen. Wenn dort irgendwo eine große Kontrolle herrschte, so ist sie nicht hörbar.

83,8

1. In fast allen Action-Blockbustern Hollywoods werden seit dem 11. September 2001 die Ereignisse eben dieses Tages aufgearbeitet. Nachdem eine grässliche Katastrophe vor den Augen der New Yorker stattfand, verlegt man die grässlichen Katastrophen jetzt in den imaginären Raum des Kinos, der auf seine Weise so real - und noch realer - ist wie Ground Zero selbst. Es ist markant wie die Blockbuster die Einsturzsequenzen der Twin Towers immer wieder auf den Bildschirm bringen und das unsichtbare Böse durch Bösewichte sichtbar machen. Zuletzt wurde das auch in "Transformers 3 - Dark of the Moon" in einem Exzess zelebriert. Hier war die Reinwaschung von der Angst fast schon so intensiv wie ein Gottesdienst.

2. Mit dem Motiv Angst sind wir dann auch schon bei "The Green Lantern" angekommen. Neben den üblichen Action-Blockbuster-Superhelden-Motiven und -Elementen wie dem militärischen Überbau und der schönen Nebendarstellerin die gerettet werden muss, ist es ganz interessant, dass es bei den beiden Hauptfiguren, dem Bösewicht Hector Hammond (Peter Sarsgaard) und Hal Jordan (Ryan Reynolds), einen Vaterkomplex gibt. Beide kämpfen mit ihrem Minderwertigkeitsgefühl ihrem Vater gegenüber. Der eine möchte sich gewaltvoll befreien, der andere selbstmörderisch nachahmen. In The Green Lantern wird dann auch darauf verzichtet, das Böse weiter an etwas Materielles zu binden. Bzw. ist das, was man als materiell auf dem Bildschirm erkennen soll, eine Manifestation von Angst.

Christian Wulff hat als Bundespräsident Fehler gemacht. Niemand würde ihm das übel nehmen. Wenn er jetzt nicht auf langsam anmaßende Weise an seinem Amt festhalten würde.

Er hat meines Erachtens nicht verstanden, dass er als Bundespräsident zwei Identitäten besitzt. Beide bedingen und beeinflussen sich. Die eine ist der Privatmensch Christian Wulff, der von Freunden einen Kredit bekommt, der bei Freunden übernachtet ohne eine Rechnung gestellt zu bekommen. Jeder Mensch in der deutschen Gesellschaft kennt das aus seinem Leben.
Die öffentliche Person Christian Wulff aber soll ein Vorbild sein. Sie soll auch eine Verkörperung des Volkes sein. Es soll für sie alles das gelten, was auch dem Volk gilt. Wie z.B. gewisse Konsequenzen. Diese öffentliche Person sollte Verantwortung übernehmen und nicht über die Meinungen des Volkes und der Medien hinweg selbst entscheiden.
Das ist eine heikle Aussage, denn das würde in letzter Konsequenz bedeuten, dass ein Politiker von der Gunst der Medien abhängig ist. Hier geht es auch um die ganz enge Beziehung der Verbreitungs- und Massenmedien und ihrer Verantwortung der gewissenhaften Berichterstattung. Natürlich sollten die Medien ebenfalls Verantwortung übernehmen - man erkennt meistens welche das tun und welche nicht. Im Moment sieht es allerdings so aus, als würde er das alles ignorieren.

Jetzt stellt Christian Wulff sich als Opfer dar, gegen den eine Kampagne gefahren werden sollte. Allein, niemand versteht wie und warum das vor sich gegangen ist. In dieser Situation müsste der Verstand der öffentlichen Identität Wulffs einsetzen und sagen: ich bin vielleicht unfair behandelt worden, und vielleicht hatten alle meine Handlungen ihre Richtigkeit. Aber von nun an kann ich nicht mehr das Vorbild sein, was ich als Bundespräsident sein muss.
Und aus diesen Gedanken sollte eine Konsequenz gezogen werden. Diese Konsequenzen ereilen die Bundesbürger ebenso. Es kann eben nicht sein, dass dem Bundespräsidenten da eine Sonderrolle zukommt.
Bei der Affäre um Bundespräsident Christian Wulff geht es u.a. um den Unterschied von Fakten und dem symbolischen Charakter, der den Fakten anhaften kann.
Christian Wulff kann nicht allen Ernstes davon ausgehen, dass seinen Taten kein symbolischer Charakter zugeschrieben wird. Wenn er Zuwendungen von Unternehmern erhält, seien das Geschenke, Vergünstigungen, was auch immer, dann muss er sich darüber im Klaren sein, dass man annehmen KÖNNTE, das sein Handeln dadurch beeinflusst werden könnte.
Es geht eben nicht nur um die blanken Fakten. Es geht nicht nur um Beweise oder um Belegbares.

Er entschuldigt sich jetzt unentwegt und "gibt zu, Fehler gemacht zu haben". So als ginge er davon aus, dass man ihm jetzt die inhaltlichen Dinge zum Vorwurf macht. Dabei ist das gar nicht so. Es geht nicht um die Kredite selbst, es geht darum ihm nicht mehr vorbehaltlos vertrauen zu können.

Eine andere Dimension nimmt das alles natürlich an, wenn man erfährt, dass er seinen Einfluss als Politiker dazu missbraucht hat, bestimmte Berichterstattungen zu verhindern. Dass das bei Wulff sicherlich kein Einzelfall war, kann man sich denken. Aber da es hier um ihn geht, bleiben wir hier auch bei ihm. Bei ZEIT Online ist nun zu lesen, dass er die Veröffentlichung seines Mailbox-Anrufs bei dem Bild Chefredakteur Kai Diekmann ablehne. Mit der Entschuldigung sei es getan, so weiter ZEIT Online. Dieses Selbstverständnis stößt übel auf, weil man das Gefühl bekommt, er geht davon aus alles in der Hand zu haben. Er entscheidet nun, ob es mit der Entschuldigung getan ist. Soweit ich weiß, kann man nur um eine Entschuldigung bitten. Die Bundesbürger würden dann diese Entschuldigung annehmen.
Oder auch nicht.

Wenn das Volk kein Blog hat, soll es doch Psychospaltung lesen.

Der DFB hält seine Schieds- und Linienrichter dazu in der Lage, in die Zukunft zu sehen. Durch die Regel des passiven und aktiven Abseits im Fußball soll ein höherer Spielfluß und wenigere Spielunterbrechungen möglich gemacht werden. Dazu müssen die Schiedsrichter eine bestimmte Spielsituation erkennen und etwas wissen, das sie eigentlich nicht wissen können.

Bei der Ballabgabe eines Spielers müssen die Schiedsricher entscheiden, welchen Spieler der Spieler hat anspielen wollen. Ein in die Zukunft gerichtetes Wissen über die Vergangenheit. Denn es geht, bei dem Entscheid ein Spiel zu unterbrechen und Abseits zu entscheiden, um den Moment der Ballabgabe. Soll in diesem Moment nämlich der Spieler angespielt werden, der dann einen Torschuß wagt oder gar einen Ball in ein Tor verwandelt und stand dieser Spieler bei dem Moment seines Angespieltwerdens vor dem letzten gegnerischen Spieler in Richtung Tor, muss das Spiel abgepfiffen werden. Noch einmal: es geht um den Moment der Ballabgabe. Das Spiel wird nicht abgepfiffen, wenn eine Möglichkeit nicht eingetroffen ist. Und zwar die des verwandelten Tores oder überhaupt gespielten Balls. Aber eigentlich ist jeder Spieler, den der ballbesitzende Spieler anspielt oder auch nicht anspielt, Teil dieses Szenarios. Denn wenn es um die Möglichkeiten der noch nicht eingetroffenen Realität der Spielfeldwelt geht, dann könnte der Spieler mit dem Ball auch auf die Idee kommen sich umzudrehen und den Ball zurück in die Richtung seines eigenen Tors spielen. Oder ihn einfach ins Aus zu schießen. Das wird er wohl nicht machen. Vermuten wir. Aber kann man das wissen? Bedingung ist auch, dass der Schiedsrichter erkennt, wenn ein Spieler, aufgrund dem das Spiel abgepfiffen wird, ins Spielgeschehen eingreift. Auch hier muss der Schiedsrichter etwas über die Absichten den Spielers wissen, dass er nicht wissen kann. Manchmal geht es da nur um eine Bewegung in Richtung Tor oder um einen Schritt in eine Richtung. Welche Absicht der Spieler hatte, kann man nicht wissen. Der Schiedsrichter nicht, und der Spieler weiß es wahrscheinlich auch nicht. Trotzdem lässt der DFB Entscheidungen treffen, die viele Spielergebnisse verändern.

Insofern schafft der DFB das Unmögliche: er stattet seine Schieds- und Linienrichter mit der Fähigkeit aus, etwas zu wissen, was vorher niemand zu wissen gewagt hatte: der Fähigkeit, in die Zukunft gesehen zu haben.

Quelle Abseitsregel: www.dfb.de

Welchen bleibenden Eindruck hinterlassen Pop-Musiken heute, außer ungreifbare parallel laufende Strömungen zu sein?

85,1

Zuletzt gehörtes Lied in 2011: Bad Religion "Struck a nerve"
Zuerst gehörtes Lied in 2012: The Beatles "Your mother should know"

Da 2011 schon das zweite Jahr mit Smartphone war, kann ich sagen, dass wohl inzwischen 95% meines Musikhörens von Lastfm getrackt werden. Ausgenommen sind z.B. Autofahrten, in denen in diesem Jahr auch viel Musik gehört wurde. Da müssten z.B. noch gefühlte 50 Tracks Feist hinzugefügt werden.
In diesem Jahr spiegelt Lastfm dann auch ziemlich gut wieder, was musikalisch so los war.

Top 10 Bands 2011:

Außerhalb der Wertung:
Natürlich kann ich den Count nicht genau nachvollziehen, aber ich möchte hier Feist mit Metals erwähnen. Das Album habe ich viel gehört und liebe es sehr. Es macht einen riesengroßen Raum auf durch das ganze Rauschen, was darauf zu hören ist.

10.) The Rolling Stones
Ich habe 2011 so wie 2010 und 2009 mehr Stones gehört als ich meinen 30 Lebensjahren zuvor. Trotzdem bin ich bei der unglaublichen Fülle der Songs nur einem kleinen Prozentsatz zugetan. Diesen Prozentsatz liebe ich aber mit ganzem Herzen.

9.) Bad Religion
Bad Religion sind so eine Band, die Lastfm bestimmte Grenzen und Schwierigkeiten aufzeigen. Wie viele Tracks man scrobbelt, heißt nämlich nicht automatisch wie viel Zeit man mit einer Band verbringt. Aber natürlich heißt auch nicht die verbrachte Zeit, dass man gleich am meisten in einem Jahr an einer Band gehangen hat. Aber Bad Religion sind immer noch da und wichtig für mich, vorranging geht es da aber nur um zwei Alben: Recipe for Hate und Stranger than Fiction.

8.) Neil Young
Ich habe auch in 2011 wieder viel die Vergangenheit erforscht - Platz 1 wird das noch zeigen - und Neil Young gehört wieder einmal und wieder neu dazu. 2011 brachte wohl einen endgültigen Frieden mit dem Gefühl: Ich kann sehr gut nur die alten Sachen eines Künstlers mögen - ohne dieses Muss zur Vervollständigung.

7.) Ariel Pink's Haunted Graffiti
Ich liebe Ariel Pink's Herangehensweise an Musik auf diesem letzten Album. Da wird ja wahrscheinlich bald schon was Neues kommen, aber ich habe eine Weile überhaupt nicht auf dieses Album verzichten können. Wie eine Kirmesversion des 80er Pop klingt das Album, auch ein bisschen wie die Halloween-Version von 80er Pop. Aber das Album liebt den 80er Pop, man hört das an jeder Note. Dabei ist es so heterogen wie nur möglich.

6.) Radiohead
Mit The King of Limbs sind Radiohead dieses Jahr auf nicht viel Gegenliebe gestoßen. Weder bei Fans noch bei Kritikern. Das Album landet auf Jahreslisten weit abgeschlagen. Was ich nicht verstehe. Es ist kein leichtes Album, und in gewissem Sinne leichter als andere Alben, weil es skizzenhafter ist und mehr Jams enthält als andere Alben. Außerdem ist es ganz bewusst nicht so fett produziert und setzt mehr auf Mitten und Höhen als auf fette Bässe. Die fetten Bässe sind nur als Subbässe oder Bassgitarren wahrzunehmen und nicht als furchtbares Mastering. The King of Limbs ist großartig.

5.) Nirvana
Ich hab viel Nirvana gehört, querbeet, alles durcheinander, nicht unbedingt bezogen auf das 20jährige Jubiläum von Nevermind, und doch war es wohl das bedeutendste Jubiläum für mich. Ich kann da auch gar nicht groß etwas zu sagen. Wenn man mich heute fragen würde, welche Musik mich am meisten beeinflusst hat, würde ich das sagen was ich vor 10 Jahren schon gesagt hätte. Und ich würde es wohl auch in 10 Jahren wieder sagen: Nirvana und The Beatles. Und damit sind NICHT nur diese beiden Bands gemeint, sondern der ganze Diskurs, den sie mitbringen .

4.) Soundgarden
Sie arbeiten an einem neuen Album, aber mal abgesehen davon sind Soundgarden einfach zeitlos. Ich bleibe im Shuffle immer immer wieder bei ihnen hängen, und es gibt wirklich keine Band, bei der das so passiert wie bei Soundgarden. Die Songs sind so texturell, dass sie niemals langweilig werden. Jedes Mal hört man sie neu.

3.) John Maus
John Maus hat es mir unglaublich angetan und ich bin heilfroh, Pitchfork gehabt zu haben. Pitchfork hat mich auf viele neue Musik gebracht, aber John Maus war das Beste seit langem. John Maus ist fleischgewordene Musiktheorie, und er weiß es - obwohl er Philosophiedozent ist - nicht einmal selbst. So wie durch einen Schleier hat noch kein 80er Pop geklungen. Das haben die Indie-Kids in den letzten Jahren gut hinbekommen: 80er seines Schleims zu entreißen und ihn wie durch alte Boxen klingen zu lassen. John Maus' Musik ruft all das auf, was eigentlich unhörbar ist, wenn man nicht über 35 Jahre alt ist.

2.) James Blake
Toppen konnte das nur James Blake. Ich liebe diesen Begriff, den ich letztens irgendwo gelesen habe: ultra-modern. Das klingt besser als Avantgarde, weil Avantgarde so behaftet ist. Ultra-modern passt zu James Blake. Ultra-modern bedeutet auch hier, dass Brücken hergestellt werden wo eigentlich kein Land zum Verbinden ist, nur fließendes Wasser. Die Ideen, die James Blake hier verarbeitet hat, sind so unnachvollziehbar und so "neu", modern eben, dass man diese Musik nur hassen oder lieben kann. Sie wird bei den meisten Hörern Kopfschütteln erzeugen, das hat auch das Konzert in Hamburg im April bewiesen. Die Leute wussten nicht was sie tun sollten, als dort auf der Bühne pure Dekonstruktion vonstatten ging - sie kannten nur Limit to your Love. Ich liebe Blake für seine kargen Landschaften, in denen die Pausen eine große Rolle spielen.

1.) Pink Floyd
Wie cheesy. Wie cheesy eine Band wie Pink Floyd lieben gelernt zu haben. Und wer hätte das gedacht? Es gibt Dinosaurier, bei denen ich mir sicher war/bin, dass ich niemals einen größeren Zugang als die der Singles finden würde, Pink Floyd haben auch immer noch große schwarze Flecken bei mir (oder umgekehrt?), aber dafür habe ich einige Alben und Songs inzwischen so tief verinnerlicht als wären sie schon immer bei mir gewesen. Allen voran Animals mit dem absolut unglaublich guten Dogs und The Dark Side of the Moon auch. Und Pink Floyd waren natürlich auch irgendwie immer da.

Mitte Mitte.

Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich im Keller eines Freundes irgendwelche blinkenden Dinger identifiziert habe als irgendetwas. Bewacht war der Keller durch den Hund der Familie, und die Mutter hetzte den Hund auf mich, weil sie mich zuerst nicht erkannte. Sie hatten mich beide lange nicht gesehen und ich benutzte eine bekannte Geste von mir, um mich erkennbar zu machen. Der Hund sprang mir zuerst auf den Rücken, wurde dann aber zu einem Kuscheltiernilpferd, das auf dem Boden lag.