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Musik

Be-Geister(ung) für Musik. Be-Geister(t) von Musik sein. Im Fall von A Day In Black And White lässt die Begeisterung mich in meinem Inneren ruhig werden. Denn man hat das noch immer irgendwie im Kopf, dass es bestimmte Musik nicht geben kann. Es gibt Kombinationen, die wagt man nicht zu knüpfen. Wurden sie verknüpft und bekommt man es zu hören, steigern sich alle Emotionen und man wird gleichzeitig sehr sehr glücklich und hasst mehr und mehr die verfickten Charts. A Day In Black And White verknüpfen At The Drive-In und Godspeed You! Black Emperor, irgendwie, diese Formulierung nur aus dem Zwang als Vergleich Namen nennen zu müssen, aber natürlich klingen A Day In Black And White trotzdem absolut eigen. In den harten Parts chaotisch und melodisch zugleich, mit einem wundervoll jammernden Gesang, in den ruhigen Parts erahnt man die Steigerung, schöne traurige Melodien, dazu eine perfekte Produktion, als stände man mitten im Proberaum, die Produktion verdeckt nichts. Wie wundervoll tief, emotional, ideenreich und innovativ A Day In Black And White sind, muss man selbst hören.
Hier, hier und hier.

Okay, für eine Review ist es schon viel zu spät, aber die Reviews hier sind so unwichtig und belanglos, dass es egal ist. Dieser Eintrag ist eh schon fast unter „Abgesänge“ zu filen, denn was Sparta sich auf ihrem aktuellen Album „Porcelain“ an Belanglosigkeit und Beliebigkeit erlauben, ist zum Haare raufen. Da hätte man wohl eher gedacht, dass sie bei ihrem Erstling noch unsicher klingen würden, dass sie mit der Zeit und Ablösung von der Vergangenheit immer besser werden. Sollte das aber so weitergehen wie auf „Porcelain“, dann kann man Sparta in Zukunft getrost im Laden stehen und auf den Festplatten ruhen lassen. Wenn man selbst Musik macht, fällt einem leider noch viel schneller auf, was Musiker auf ihren Alben „falsch“ machen. Das mag ja Absicht gewesen sein, wie billig die Songs strukturiert und aufgebaut sind, aber kann Jim Ward wirklich ruhigen Gewissens abends ins Bett gehen und sagen: „Schön, dass unser neues Album draußen ist?“ Wohl kaum. Also: die Songs auf „Porcelain“ klingen furchtbar langweilig, nach einem Mischmasch aus Irgendwas-Core und Rock, zwischendurch mal mit dem Präfix Post-. Dieser Mischmasch addiert sich aber leider zu einem Nichts. Es gibt keinen erkennbaren Verlauf in den Melodien, was nicht schlimm wäre, würden Sparta Neurosis heißen. Die Songs bestehen häufig aus lieblos aneinander geklatschten Akkorden, die von einer unerträglich hoch fiedelnden Gitarre begleitet werden, die fast ausschließlich in jedem Stück mit Delay belegt ist. Einzig und allein „While Oceana Sleeps“ kann man als einen hörbaren Song durchgehen lassen, alle anderen sind Verschwendung.

Ich habe rekapituliert, den Anspruch auf ständiges, sogar vollständiges Anhören ganzer Alben aufgegeben und halte mich jetzt an Mix-CDs, um die Flut an Material, das z.T. schon ein Jahr alt ist, bewältigen zu können. Früher, ja früher da konnte ich sogar die Songtitel ganzer Alben herunterbeten – teilweise kann ich das bei alten Alben auch jetzt noch - , doch heute sitze ich manchmal im Auto, es kommt Track 3 von CD 4 und ich frage mich, was das Schönes ist, bis ich erkenne, dass es eine Band ist, bei der ich noch vor kurzer Zeit aufm Konzert war, oder mit denen ich anderen Leuten auf die Nerven gegangen bin, weil ich ihnen 1000 Mal erzählt habe, wie toll sie sind.

Das Wundervolle an Herrn Waldar ist ja, dass ein dumpfer Schwachmat wie ich, der erst mal "Was soll denn der Scheiß?!" zu fast allem schreit, was als Tipp aus vielen Richtungen kommt, der sich die Ohren zuhält, den Kopf schüttelt und selbsthypnotisierend "Nein, nein..." vor sich hin murmelt, wundervollerweise auf alte Postings zurückgreifen kann, wenn er - also ich - es dann doch kapiert hat.

In „Eine harte Tagesnacht“ klagt der junge Mann (Sie sehen schon, dass es bei den Beatles vornehmlich um die Gedanken, Probleme und Gefühle eines jungen Mannes geht) darüber, dass er wie ein Hund arbeiten muss, aber wenn er nach Hause kommt, findet er, dass die Dinge, die sie tut, ihn okay fühlen lassen. Er erzählt ihr, dass er nur deswegen Geld verdient, damit er ihr Sachen kaufen kann. Und es ist das alles schon wert, sie nur sagen zu hören, dass sie ihm alles geben will. Also wieso auf der Erde sollte er klagen, weil, wenn er sie alleine kriegt, fühlt er sich okay.
In „Und ich liebe sie“ gibt sie ihm wieder alles, irgendwann zumindest. Breit sind die Sterne, die scheinen und dunkel ist der Himmel und er ist sich sicher, dass diese Liebe niemals sterben wird.
In „Kann mir keine Liebe kaufen“ möchte der junge Mann gerne versichert bekommen, dass der Freund keine Diamantenringe haben will, aber er würde sie kaufen, er würde all sein Geld ausgeben, denn Geld kann ihm keine Liebe kaufen.
In „Ich werde stattdessen weinen“ hat der junge Mann jeden Grund der Welt, verrückt zu sein, denn er hat das Mädchen verloren, das er gehabt hat und würde sich jetzt am liebsten einsperren lassen, aber weil das nicht geht, wird er eben verrückt. Er hat einen Chip auf seiner Schulter, der größer als seine Füße ist und kann mit keinen Menschen sprechen, die er trifft. Er wird dann auch noch schüchtern wenn er zu starren anfängt, aber sein Größenwahn nimmt Überhand, als er sagt, dass, wenn er zurückkommt, er die Herzen der Mädchen rundum die Welt brechen wird.



Bumm

Mit nochmaligen Verweis auf Herrn Leteil und Herrn Waldar.

Hier berichtete ich schon einmal über Berg Sans Nipple, die zur Zeit wieder in Deutschland auf Tour sind. Ich würde jedem, der ein bisschen auf Post-Rock und Elektronica steht, empfehlen, sie sich anzuschauen.

Di., 26.10. - Hamburg - Tanzhalle (+ "Marie-Madeleine," short film)
Mo., 01.11. - Berlin - Mudd Club
Di., 02.11. - Dresden - Starclub
Mi., 03.11. - Munich - Harry Klein
Do., 04.11. - Frankfurt Offenbach - Hafen 2




Die Spex schreibt (ein bisschen lieblos):

Berg Sans Nipple ist ein französisch-amerikanisches Duo, dem man siamesische Qualitäten nachsagt. Mit Rhodes, Glockenspiel(uhr), Klavieren, harfengleichen Analogsynthies und live gespieltem Schlagzeug entfalten sie ein gleißendes Gegenlicht, in dem die Umrisse von Traum, Rausch, Wunsch und Gefühl verschwimmen. Mal tropft und perlt es wie beim Four Tet, dann scheint eine mit Nägeln gefüllte Waschmaschine den Schleudergang einzulegen, dann landen Berg Sans Nipple in verspielt-vielschichtigem Doug Scharin-Funk. Im zumeist hohen Tempo eines nur angedeuteten Breakbeats reißen sie uns mit sich, der Verheißung von Glück auf der Spur, entlang am Abgrund des Disparaten. Wir können feststellen: Die Verschmelzung zum Duo klappt gut, die Arbeit geht zügig vonstatten.


In „Es wird nicht lang sein“ wird die Situation einer Fernbeziehung beschrieben, in der der junge Mann alleine zuhause rumsitzt, während die anderen Party machen, doch es wird nicht lange sein, bis er zu ihr gehört, doch jetzt heult er erst mal jeden Tag und Abend rum.
In „All mein lieben“ wiederum ist der junge Mann derjenige, der weg geht, wohin und für wie lange, wissen wir nicht, aber er will jeden Tag schreiben und dort, wo er ist, so tun als würde er die Lippen derjenigen küssen, die er vermisst. Außerdem hofft er, dass seine Träume wahr werden.
Mit Den Beatles scheint so eine Art Konzeptalbum gewesen zu sein, denn in der Coverversion „Bitte Herr Postmann“ heult ein junger Mann den Postboten voll, dass er doch einen Brief von seiner Liebsten dabei haben müsste, die weit weg ist und einfach nichts von sich hören lässt.
Auch „Roll rüber Beethoven“ ist nicht von den Beatles selbst geschrieben und hier geht es textlich wirklich drunter und drüber. Der junge Mann will dem DJ seiner Lieblingsdisse einen Brief schreiben (heute würde man sagen: Mail), in dem er ihn bitten will einen bestimmten Song zu spielen. Er erhielt eine Schwingpneumonie. Er benötigt einen Schuss des Rhythmus und des Blaus. Wenn man es mag, soll man sich seinen Lover schnappen und schaukeln und schwingen und so. Er will seine Fiedel spielen, früh morgens, und er denkt, dass sie wie ein Glühwürmchen winkt.
In „Du hast wirklich einen Halt an mir“ wird der junge Mann jetzt ein bisschen bockig, denn er mag seine Freundin nicht, aber er liebt sie. Er will sie verlassen, er will abhauen, er will keine einzige Minute mehr bei ihr bleiben, aber sie hat wirklich einen Halt an ihm.