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Musik

Kante haben sich zurückentwickelt. Das kann man doch ganz einfach auf dem neuen Album "Die Tiere sind unruhig" hören. Als ich das Bandfoto in der Intro gesehen hatte, sagte ich zu einem Freund: "Peter Thiessen sieht da irgendwie nicht gut aus. Ungesund, als würde es ihm die ganze Zeit schlecht gehen." Das stimmt auch. Er schaut auf dem Foto auch irgendwie zur Seite, so als würde er in eine Verteidigungshaltung gehen, weil er einen Ansturm Kritik bezüglich des neuen Albums erwartet. Bräuchte er aber gar nicht, denn man lobt Kante ob ihrer neu hinzugewonnenen Direktheit, die man wohl aus den Rockriffs und nachvollziehbareren Songstrukturen schließt. Sind aber uninspirierte und sehr leere Riffs, die auch keine Seele haben, ganz im Gegensatz zu den Songs des letzten Albums. Anstrengend wären die Aufnahmen zum letzten Album gewesen und man wäre ausgebrannt und kurz vor der Auflösung gewesen. Nun, wer hat denn gesagt, dass das Leben einfach sei? Vielleicht hätten sich Kante dann noch mehr Zeit lassen sollen, einmal ein halbes Jahr ausruhen, keine Musik mehr hören usw. und dann ein richtiges Album aufnehmen. So sind auf dem neuen Album nur ein oder zwei richtige neue Songs zu hören und der Rest sind Kante-Songs, wo dann plötzlich so alberne Rockgitarren reinlärmen, und -stolpern und -nerven, die kein Mensch mehr braucht. Das können irgendwelche Bengels machen, die feuchte Träume vom NME und dem Rolling Stone haben. Bei Kante kann man einfach nur darauf hoffen, dass das von "Zombi" erreichte Niveau zurück kehrt, auf dem nächsten Album.

Ehrlich gesagt denke ich sowieso nur noch an Bob Dylan in den letzten Wochen. Menschen, die mit der Musik Bob Dylans aufgewachsen sind, haben vielleicht eine längere Zeit gebraucht, um sich an Songs wie „Rainy Day Women #12 & 35 zu gewöhnen“, nachdem sie die ersten 3 Alben gefressen hatten, bei mir läuft das alles wie im Zeitraffer ab. Am Freitag noch mochte ich das Lied nicht, heute mag ich es. Ich gehe mal davon aus, dass ich bei diesem Tempo in 2-3 Wochen das gesamte Repertoire von Bob Dylan mag. Ich hatte diese Vision, dass ich so eine Art musikhistorisches schwarzes Loch bin, dass alle Musik, die eine Substanz aufweist, irgendwann in mich aufsauge.

Tool haben mit "10.000 Days" zum 3. Mal das gleiche Album aufgenommen. Nach "Aenima" wurde der Begriff des Metal um eine seriöse Band erweitert. Tool erschuffen so eine Art Art-Metal bzw. etablierten ihn. Mit "Undertow" zuerst nur in den USA, mit "Aenima" dann weltweit. Künstlerisch durchaus anspruchsvolle Musikvideos, allesamt aus dem Bandinneren entstanden, und komplexe Songstrukturen waren eine gesunde Mischung für Fans harter Musik, die aber nicht sinnentleert daherkommen sollte. Diese recht holprige Beschreibung einer, für damalige Verhältnisse, überragenden Band, kann kaum die Enttäuschung verbergen, die sich mit den zwei folgenden Alben eingestellt hat. Im Rückblick klingt "Lateralus" dann ja sogar noch recht gut, obwohl einem immer noch sauer aufstößt, wie gleich und fast 1:1 das Album im Vergleich zum 5 (inzwischen 10) Jahre älteren "Aenima" klang. Und "10.000 Days" ignoriert ebenfalls wieder jegliche Weiterentwicklung, jegliche Ideeneingebung, die man nach "Aenima" von Tool für ein Leben lang erwartet hatte. Wenn, dann hat sich alles nur verschlimmert. Eigentlich hätte ich erwartet, dass A Perfect Circle irgendwann einmal von Tool beeinflusst würden, stattdessen ist es anders herum. Dieses Nicht-Greifbare der A Perfect Circle Alben, diese Nullmelodien und sinnlosen und willkürlichen Strukturen, dieses Ätherische schlägt sich jetzt auch bei Tool nieder. Was bedeutet, dass Tool einfach unerhebliche Musik machen, mit einer Herangehensweise und Bildersprache, die vor 10 Jahren stehen geblieben ist. Als würden Tool immer noch unveröffentlichte Tracks aus den Aenima-Sessions verwerten. Die Songs werden von der exakt gleich gezupften Gitarre wie bei "Aenima" getragen. Es folgen in gleichen Taktabständen harte auf softe Parts etc. Die Parallelen sind offensichtlich. Ich habe nichts gegen die Etablierung eines Stils. Das passierte von "Undertow" zu "Aenima". Danach passierte aber nichts mehr. Als gutes Beispiel könnte man da The White Stripes nehmen. Die mag ich zwar nicht, aber bei denen gibt es eine intelligente Weiterentwicklung innerhalb eines unglaublich engen Rahmens. Und trotzdem haben sie sich bis jetzt jedes Mal neu erfunden. Die Neuerfindung lässt bei Tool auf sich warten. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ein religiöses Erwachen bezüglich der frühen Sachen von Bob Dylan erlebt. Ich weiß nicht, woher das kommt. Keine Ahnung. Habe vor ein paar Wochen die Dokumentation über ihn von Martin Scorsese gesehen. Dadurch einfach verstanden, wie früh Bob Dylan beeinflusst hat. Wie ernst es ihm war, nicht zu ernst zu sein. Wie schön die Songs „A hard rain’s a gonna fall“ oder „Only a pawn in their game“ sind. Es scheint so einfach zu sein, Bob Dylan gut zu finden. Vielleicht hat mich das früher auch abgeschreckt. Auf jeden Fall fehlten mir bei ihm die Moll-Akkorde, aber Traurigkeit klingt eben doch durch die Songs hindurch. Jetzt kann ich nicht mehr ohne Bob Dylan leben. Zumindest nicht ohne "The freewheelin' Bob Dylan" oder "The times they are a-changin'". Vielleicht kommt das alles auch durchs Alter, dass jeder wichtige Musiker irgendwo in meinem Kosmos seine Ecke finden muss, und sei es auch nur mit ein oder zwei Alben. And if the end just won’t come, we’re gonna sing another Bob Dylan song.

Grandaddy hinken der Genialität ihres ersten Albums „Under the western freeway“ nun schon seit 3 Alben hinterher. Nur das Folgealbum „The Sophtware Slump“ konnte noch annähernd an „Under the western freeway“ anknüpfen, doch auch schon auf „The Sophtware Slump“ kündigte sich an, was sich auf „Sumday“ und aktuell auf „Just like the fambly cat“ manifestierte. Weiterentwicklung kann man das einfach nicht nennen, dafür sind die verwendeten Elemente doch zu gleich, eher fand bei Grandaddy eine Auswaschung statt, ein Verbleichen der wunderschönen Farben, die „Under the western freeway“ waren. Auf „Just like the fambly cat“ versuchen Grandaddy jetzt durch Färbemittel wie „50%“ die Musik wieder zu kolorieren, das stößt jedoch beim Hörer nur sauer auf, wenn gleich darauf wieder ein einschläferndes Lied wie „Guide down denied“ folgt. Eigentlich beginnt das Album mit „What happened?“ vielversprechend, wirken solche Intros mit (wahrscheinlich eigens aufgenommenen) Kinderstimmen immer wie ein Versprechen auf Anspruch, jedoch verliert sich diese Hoffnung schnell in der Beliebigkeit von „Summer… it’s gone“ oder „Rear view mirror“. Hier werden die Schwächen von Grandaddy nach dem 1. Album immer wieder sichtbar. Die Mischung aus Akustikgitarren und flächig gehaltenen schnarrenden Synthies ist einmal zu oft angerührt worden, und auch ein vielversprechender Anfang bei „Elevate myself“ verliert sich in einem Mittelteil der nur Ratlosigkeit vermittelt. Wohin mit der guten Idee, wenn man sie nicht quer durchs ganze Lied ziehen will und eine Bridge braucht? Darauf wußten Grandaddy beim 1. Album noch eine Antwort, jetzt haben sie keine mehr. Vor allem die Rhythmussektion scheint bei Grandaddy vollkommen eingeschlafen zu sein. Hier wird nur noch untermalt, nicht mehr mitgespielt. „Under the western freeway“ ist ein Meilenstein und wird es immer bleiben. Vielleicht wiegt so etwas einfach zu schwer auf den Schultern einer Band. Ganz nebenbei bemerkt wirkte es ziemlich komisch, vor dem Release zu erfahren, dass sich Grandaddy aufgelöst haben. Es ginge angeblich ums Geld, aber vielleicht haben sich die Jungs auch einfach nur angeödet.

Es macht sich die große Ratlosigkeit unter den Post-Rock Bands breit, zu denen man ja wohl auch irgendwie Gregor Samsa rechnen muss. Es tauchen die ersten Bands bei den Labels auf, die direkt von Sigur Ros beeinflusst wurden, denen Sigur Ros einen Weg bereitet hat. Allein, sie schaffen es nicht, die Qualität der genannten Band auch nur annähernd zu erreichen. So auch Gregor Samsa nicht, die mich schon mit ihrer EP "27:36" wenig beeindruckt haben. Es gilt für Gregor Samsa das gleiche wie für Mono: Langsamkeit, Unnah- und Ungreifbarkeit der Sounds, schwebende Klänge, langsame mit Delay und Reverb belegte Gitarren und zerbrechliche Stimmen erschaffen nicht automatisch Schönheit und Atmosphäre. Hierbei müsste das Ergebnis weit mehr als die Summe der einzelnen Teile sein und die einzelnen Teile sind nun mal Melodien, Arrangement und Soundideen. Aber es klingt alles gleich bei Gregor Samsa. Von Lied zu Lied. Quälend langsam schleppen sich die Songs voran. Schülerchormäßig klingt die Stimme der Sängerin, uninspiriert die technischen Spielereien mit ihrer rückwärts aufgenommenen Stimme, flüsternd. Dass das Album also doppelt so lang wie die EP geht, wundert mich nicht. Da werden die Songs halt gerade mal ein bisschen gestreckt, macht ja eh nichts.
Alles in allem lässt mich das Album leerer zurück, als ich vorher war, ausgesaugt hat mich die Trägheit. Und die Trauer darüber, dass diese wunderschöne Spielart von Musik zur Zeit von Veröffentlichungen geprägt ist, denen es nicht nur an Ideen fehlt, sondern vor allem an Talent und Geist.

Hier ist also der 2. Fall von wegen Nicht-gleich-kapiert-und-schon-drüber-ablästern-wollen. Wie wahrscheinlich alle, war ich großer Fan von „Posen“, habe aber danach den Anschluss an DIE STERNE verpasst, immer nur zwischendurch die Singles mitbekommen und mich eher unbewusst mit ihrer Herangehensweise an Musik befasst. Da ist dann immer so ein Gefühl gewesen, wenn ein neues Album herauskam: Mit denen müsstest du dich eigentlich mal mehr beschäftigen.
DIE STERNE sind für viele nicht so ganz zu (be)greifen, weil ihre Musik eben nicht „pur“ ist. DIE STERNE mengen viele Genres zusammen, und meist auch nicht gerade das, was man gemeinhin unter Gitarren-Rock (oder überhaupt Rock) versteht. Oder was in diesen Kreisen noch als cool angesehen wird. Ins Coolsein passt eben keine Orgel rein, deswegen lässt man DIE STERNE lieber links liegen.
Dieses Geschreibe ist natürlich abseits jeder SPEX-Poesie, jedoch musste ich mich selbst mit den Alben nach „Posen“ beschäftigen, um „Räuber und Gedärm“ überhaupt zu verstehen und zu sehen, dass es sich doch recht deutlich von den anderen unterscheidet und doch auch ziemlich gut ist. Kann man den Alben vor „Räuber und Gedärm“ immer noch eine gewisse Lieblichkeit beimessen, so ist diese Lieblichkeit gewichen und hat eher dissonanten Klängen Platz gemacht. Auch die Texte sind unbequemer geworden, weg vom Lachen und dem Erkennen des eigenen Lebens hin zu der Aufforderung, der ganzen Scheiße, die schief läuft, etwas entgegen zu stellen. In der Musik äußert sich mehr Direktheit und Improvisation, weniger Konsenswille. In den Mix aus Funk und Rock ist jetzt auch Lärm eingetreten, der beim ersten Hören noch schwer zugänglich scheint, später aber immer mehr gefällt. So enthält das Album allerdings auch keinen „Hit“ und ist für jemanden, der noch wie etwas mit DIE STERNE zu tun hatte, wohl kein gutes Einsteigeralbum.
Jedem anderen kann ich nur empfehlen, allen Unmut und Faulheit abzulegen und sich sofort mit DIE STERNE zu befassen.

Wirklich blöd, wenn man die Fresse aufreißt, und fast einen Fehler begeht, den man schon 1000 Mal begangen hat: Über ein Album abzulästern, bevor man es verstanden hat. Ist mir in letzter Zeit wieder fast zwei Mal passiert. Hier ist Fall Nr. 1: The Knife’s „Silent Shout“ erschien mir nach dem ersten Hören als ziemlich leer. Man hatte es schon zum besten Techno-Album des Jahres ausgerufen, an anderer Stelle lese ich Begeisterungsausrufe im Akkord, und mich lässt es kalt. Techno ist es wenig, dachte ich, und: was soll daran begeistern? Bis es mir damit so ging, wie bei anderen Alben. Im Hinterkopf immer wieder die Lust gehabt, weiter und mehr zu hören. Es schient etwas darin zu sein, was geknackt werden konnte. Und genau so ist es. Ich schüttele immer noch den Kopf und frage mich, wieso die Stimme immer irgendwie verfremdet ist, und zwar nicht mit Delay oder Reverb, sondern einfach gepitcht. Entweder raus oder runter. Das ist genial. Das passt 1A zur Musik. Die ist weit mehr Elektro als Techno und weit mehr minimal als orchestral. Sie scheint manchmal auch ganz den Texten zu folgen. Sie wirkt eher wie etwas, was einen erst sanft umspielt und dann mitreißt. Ganz klar scheinen hier aber die Stimmen wichtiger zu sein. Und der Anfang von „Na na na“ klingt wie der Anfang von „Save a prayer“ von Duran Duran. Bei The Knife also der Ansatz, die Musik von der Wichtigkeit her um die Stimmen schleichen zu lassen. Das ist gut, das ist sehr gut. Manchmal klingt die Stimme Karin Dreijers wie von Björk, und damit macht sie eins richtig: nicht wie eine liebliche Frauenstimme zu singen, sondern einfach der Vorstellung ihrer Stimme in ihrem Kopf zu folgen. Organisch wirkt an diesem Album gar nichts, und doch ist es unglaublich gefühlvoll.

Die Beatles sind fürs Verkaufen. Das hätte man vielleicht bis dato nicht gedacht. Im Jahre 1964 jedoch wurde es sogar Albumtitel. Anzeichen einer beginnenden Konsumgesellschaft? Werfen wir doch mal einen Blick in ein paar der Texte… Herr Lennon oder Herr McCartney schienen sich einsam zu fühlen. So heißt es gleich zu Beginn in „Nein Antworten“: „Dieses geschah einmal vorher, als ich zu Ihrer Tür kam, keine Antwort. Sie sagten, dass Sie es nicht war, aber ich sah Sie durch Ihr Fenster zu lugen, ich sah das Licht, ich sah das Licht, ich weiß, dass Sie mich sah.“
Die Minderwertigkeitskomplexe gehen in „Ich bin ein Verlierer“ weiter, wo sie ungeniert bei Beck abkupfern: „Ich bin ein Verlierer, ich bin ein Verlierer, und ich bin nicht das, nach dem ich aussehe. Bei all der Liebe, die ich gewonnen oder verloren habe, gibt es eine Liebe, die ich niemals hätte kreuzigen sollen. Sie war ein Mädchen in einer Million.“
Die Verwirrung der beiden Jungs geht in „Baby in schwarz“ weiter. Das Baby trägt schwarz aber er fühlt sich blau, was soll er tun?
In „Wiegen und Rollen Musik“ geht es endlich einmal wieder um die Musik. Hier wird beschrieben: „Yeah, es hat einen Rückenrhythmus, ich hab keinen Kick gegen modernen Jazz, wenn er nur schnell gespielt wird. Meine geliebte schleifte ich über die Schienen, um sie in einem Club einem jaulenden Saxophon zuhören zu lassen, ich muss zugeben, dass sie abgehen wie ein Tsunami.“
In „Kansas Stadt/Hey hey hey hey“ geht es um die Musik in Kansas: „Hey hey hey hey hey hey, 1-2-3-4-5-6-7-8-9, baby baby baby, hey hey hey, bye bye bye.“
Ihrer Liebe verleihen die süßen Pilzköpfe ein weiteres Mal in “Acht Tage, Eine Woche”: “Ich hoffe, du brauchst mich, wie ich dich brauche. Liebe ist alles was wir haben in acht Tagen, eine Woche.“
In „Honig, tu es nicht“ geht es um Mädchen, die unter Drogen stehen: „Manchmal liebe ich dich am Samstagabend und am Sonntagmorgen siehst du nicht richtig aus. Du warst aus und hast die Stadt angemalt, oh baby, und rumgesteppt bist du auch.“
Dadaismus hat auch bei den The Beatles einen Platz. So heißt es in „Ich möchte die Partei nicht spülen“: „Ich möchte die Partei nicht spülen, also gehe ich. Ich will meine Enttäuschung nicht zeigen, es gibt hier nichts für mich, also verschwinde ich. Ich hatte einen Drink oder zwei, interessiert mich doch nicht, ich gehe jetzt, sie ist ja eh nicht da.“
Konsumgesellschaft? Fehlanzeige. Es wird jedoch viel getrunken und verzweifelt und geliebt.

Zum aktuellen Album von B. Fleischmann wurde eigentlich schon alles geschrieben. Alles, was man intelligentes darüber sagen kann. Die Zeit hat m.E. eine sehr wichtige Aussage getroffen. Dass der Gesang von Christof Kurzmann sich "wie ein unpassender Bruch" anfühlt. Ich glaube, dass viele Rezensionen sich diese Worte nicht trauen zu sagen oder den Gesang gleich ganz außen vor lassen, mit der inneren Rechtfertigung, dass es das beim letzten Album ja schon gegeben hätte und man es deshalb nicht extra erwähnen müsste, gerade wenn man nur die vorgegebene Anzahl Zeilen zur Verfügung hat. Einen Bruch stellt der Gesang für mich ebenfalls dar. Dass der Gesang sich nicht in die sofort spürbare Harmonie und Schönheit des Albums einfügt, macht es arty. Es macht das Album da rau, wo man seine eigene Individualität dran reiben will. Und deswegen ist es gut.
Trotz allem homogenen Klang und vermehrtem Einsatz klassischer Instrumentierung, sei sie nun digital oder analog, also "echt", eingespielt, bleibt das Album für mich wunderbar unpoppig. Es bleibt trotzdem für die meisten Ohren unhörbar. Dafür ist es dann eben an vielen Stellen doch noch sehr elektronisch. Das ist manchmal dann so ein Knistern im Hintergrund zu hören, ein rauschendes Bratpfannenknistern, das natürlich gewollt hörbar ist.
Was auffällt, ist die Zeit, die B. Fleischmann seinen Instrumenten und Melodien zum Entfalten gibt. Das Ausklingen der Töne, die Hörbar- und Verfolgbarkeit der Melodien scheint Herrn Fleischmann hier sehr wichtig gewesen zu sein. Das kann natürlich in Zukunft in eine Sackgasse führen. B. Fleischmann darf an diesem Punkt nicht stehen bleiben.
Aber steinigt mich für diesen Ausruck oder diese Formulierung, aber B. Fleischmann hat so eine Art Elektronik-Post-Rock in Vollendung kreiert, dieses Album müsste alle versöhnen, denen Elektronik bis jetzt zu elektronisch war und alle Elektroniker bekehren, denen Post-Rock bis jetzt zu altbacken oder antiquiert war.