Geschichte kurz
Als Einlullung habe ich mir Gezappe auf Kassette aufgenommen und höre das nun, während ich etwas schreiben will. Entscheidend ist dabei nicht der Inhalt der kurzen Abschnitte des Programms verschiedener Sender, sondern allein das kurze Knacken des Umschaltgeräuschs, das Potpourri an Leere, das meine Vorderkopfgedanken in den Hintergrund drängt und mir dabei hilft, mich zu konzentrieren.
20.06.2004, 11:56
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Bis hierhin folgt dir deine Jugend. Er erscheint mir als hätte er viel zu erzählen, da kommt noch so viel rüber. Hätten sie etwas dagegen, wenn ich ihn nach seiner Biographie frage? Wie kann ich etwas dagegen haben und wie kann ich das entscheiden? Wenn sie ihn fragen wird, dann wird er niemals ablehnen, er wird alles bereitwillig erzählen. Doch nachher wird er mich fragen, ob es richtig war, weil er Angst hat, dass ihm jemand etwas antun will, etwas wegnehmen will.
„Sie haben auf jeden Fall einen Vogel!“
„Wer? Ich?“
„Ja, Sie!“
„Sie haben auf jeden Fall einen Vogel!“
„Wer? Ich?“
„Ja, Sie!“
07.06.2004, 10:33
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Die Nähte an deine Schuhen platzen bald auf, wenn du vor Erfolg über dich hinaus wächst. Du bist von Natur aus so groß, dass du nur die Größe der anderen nicht siehst. Aber ich komme vom Thema ab, meine Fäuste bringen mich zurück. Ich hörte schmerzvolles Dummgeschwätz, so schmerzvoll, dass ich anfing, meine Zukunft zu planen. Nicht zum ersten Mal. Ich dachte: hier geh ich nicht hin, und da geh ich nicht hin, nirgendwo geh ich hin. Und bei jeder Fahrt träume ich aber, dass ich jeden Tag dorthin gehen muss und nur die Nebensächlichkeiten meine Seide sind. Es reicht, wenn ich weiß, wie man die Türen auf- und zumacht.
11.05.2004, 22:54
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Aufgefangen heißt, dass es von irgendwoher kam, und wir es nicht zulassen wollten. Der Trost dabei ist, dass es (in der 1. Welt) immer Aktionen und Reaktionen (die als Aktionen verkleidet sind) geben wird. Für ihn (und die 1000000 anderen) gibt es wahrlich größere Probleme als die Werbung, doch jeden Morgen steht er auf und richtet die Haare zu einem Wuschelkopf für den öffentlichen Protest. Er streichelt beim Gehen seine braune Lederjacke, er liebt sie, dadurch den Tod, den er verhindern will. Jeden Tag drehen sich jetzt seine Gedanken zu einer Spirale, die alles verderben wird. Hinschmeißen.
05.05.2004, 09:35
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Es wird Schüler geben, die dieses Tier hassen werden. Der Lehrer, der es vor 30 Jahren als ungewöhnliches Maskottchen mitbrachte, geht jetzt weg, hinterlässt ein anderes Wissen bei einem anderen Lehrer, und hofft daheim auf seinem Cordsessel, dass sein Anderssein Bestand hat. Doch gegen seine Träume gibt es jetzt Jungen, die nachts daran denken, das Tier zu töten, es gegen das Unvermögen in ihnen selbst zu stellen, und sie schmieden Pläne. Und sie gehen dann aber von der Schule heim, und feiern auf der Schule Feste, dann werden sie alt und träumen auch vom Anderssein und zählen endlich 2 und 2 zusammen.
Dann wird Frau M. bald sterben. Sie stagerte vor mir her, ein Gerüst aus Knochen, zum Abriss bereit. Ich sehe sie vor mir durch den Bunsenbrenner auf meinem Tisch, wie sie die Vorhänge vor ihre Augen zog, als die anderen einfach aufstanden und zum Kiosk gingen, während sie das vermitteln wollte, was sie gelernt hatte. Wir alle haben dazu beigetragen, dass sie jetzt bald sterben wird. Ihr Sohn windet sich unter Spasmen und schlägt sich mit seinem Vater. Meine rechte Hand wandert durch die Flamme des Bunsenbrenners, und mein Kopf ist auf meine linke Hand gestützt. Ich warte.
Dann wird Frau M. bald sterben. Sie stagerte vor mir her, ein Gerüst aus Knochen, zum Abriss bereit. Ich sehe sie vor mir durch den Bunsenbrenner auf meinem Tisch, wie sie die Vorhänge vor ihre Augen zog, als die anderen einfach aufstanden und zum Kiosk gingen, während sie das vermitteln wollte, was sie gelernt hatte. Wir alle haben dazu beigetragen, dass sie jetzt bald sterben wird. Ihr Sohn windet sich unter Spasmen und schlägt sich mit seinem Vater. Meine rechte Hand wandert durch die Flamme des Bunsenbrenners, und mein Kopf ist auf meine linke Hand gestützt. Ich warte.
28.04.2004, 10:37
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Wenn er reden könnte, würde er uns jetzt so viel erzählen. Das hat ihm die Kehle zugeschnürt, dass er nicht ohne seinen Schal an einem warmen Frühlingstag nach draußen gehen konnte, er war doch schon wieder erkältet. Wirst du nun durchs ganze Haus rennen und nach ihr suchen, gerade so als hätten sich eure Rollen jetzt vertauscht und du könntest immer tiefer in sie hinein schauen? Die gestrige Nachricht gab dir dann hoffentlich noch das Bild des Kindes, das mit einem Eimerchen auf den Strand zugeht und es sich in den Kopf gesetzt hat, den Ozean leer zu schaufeln.
27.04.2004, 19:10
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Es tut weh in diese Runde zu kommen, und zu sehen, dass alles nur noch als Spiegelbild existiert. Jetzt weiß ich nicht mehr, wo es seit 5 Jahren langgeht. Und euer Fragezeichen ist zu einem Straßenschild geworden; ihr habt jetzt keine Fragen mehr, da ihr alle so wunderschön seid, wenn ihr hilflos seid. Die Taube wird unter dem silbernen Mercedes die ganze Nacht schreien, bevor sie am Morgen überfahren wird. Schafft keine Räume, in denen man denken soll. Ihr schafft es nicht, im Nachhinein etwas größer zu machen als es vorher war. Da hat nichts durchgepasst.
23.04.2004, 16:05
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Das sind echte Sensationen, fällt mir gerade auf, wenn die oder die mal wieder ein neues Album rausbringen werden, kleine Sensationen, und dabei fällt mir ein, dass ich mit ihm an der Theke stand und wir ein Bier tranken, während nebenan Bekannte von ihm saßen und mit den Augen rollten, weil wir uns über Musik unterhielten, sie rollten mit den Augen, weil sie zeigen wollten, wie weit weg wir von der wirklichen Welt waren, während wir in Wirklichkeit mit Lichtgeschwindigkeit auf sie zu und an ihr vorbei rasten. Jetzt rase nur noch ich, oder er auch, ich weiß es nicht, jedenfalls rasen wir nicht mehr zusammen, und dieselben Bekannten treiben mich jetzt raus in mein Auto und ich fahre weg, weil ich nicht hören will, wer wann wo welches Geld bezahlt.
22.04.2004, 09:32
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Da feiern welche eine Art Jubiläum und meinen ernst, dass ich doch auch kommen soll. Weil sie dann an mir vorbeigehen können, wenn ich, ungewohnt mit einer Flasche Wasser, dort in einer Ecke stehe. Sie feiern, dass sie jetzt weg sind, dass sie jetzt woanders sein werden, die Füße hochstellen, damit es gemütlich und locker aussieht. Doch ich meine, die Gefühle höher zu stellen, aber nicht meine. Wenn ich dorthin gehe, dann wird gar nichts passieren, außer der Zeiger der Uhr, die werden sich drehen, meine Augenlider berühren und niederdrücken. Dann werde ich ihn mir am liebsten schnappen wollen und vor die Tür ziehen und schütteln und seine Bierflasche wird runterfallen und ich werde ihm sagen: „Mann...“, so dass er es zum 1000. Mal nicht hört. Ich kann mir das alles ersparen, nur vorstellen, und flüstere lieber.
20.04.2004, 19:10
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In Wellen schwillt es an und ab. Die Vorstellung eines Kampfes. Aber ich weiß auch, dass ich immer siegen werde. Die andere Seite wäre aufgeben und ihm folgen. Zwischendurch das Lied ausgemacht und dann doch weiter geschrieben. Jemand schafft es, wichtige Informationen einfach zu vergessen. Dadurch wirkt er rücksichtslos, ich bleibe weiter naiv. Wer ist der und der? Wann war das und das? Was – und darauf folgend ein unsicheres Lachen, ich bin entsetzt ob solcher Gemeinheit. Er hat schon vorher entschieden, dass er alles vergessen wird, was ich ihm sage. Weil er weiß, dass ich ihm dann sage, dass er es sich aufschreiben soll. Dass ich durch meine Zurechtweisung ungerecht erscheine, aufbrausend, doch niemand weiß, was vorher alles war.
06.04.2004, 18:53
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