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Techno ist eine von Umgebungsgeräuschen befreite Musik. Ihre viel zugeschriebene Sterilität speist sich aus der technischen Hervorbringung ihrer Komposition. Über Mikros wird im Techno so gut wie nichts abgenommen oder aufgezeichnet. In gewissem Sinne ist so im Techno auch ihr Rezeptionsraum eingeschrieben: der Club. Ein abgeschlossener Raum. Pantha Du Prince‘ neues Album und vor allem schon der Titel „Black Noise“ verweisen auf diesen Zusammenhang von der Sterilität der Musik durch die Aufnahme und das gleichzeitige Ausströmen von Wärme . Black Noise ist wie schwarze Materie. Nicht wirklich da, zumindest nicht sichtbar, und doch äußerst kraftvoll. Sollte man sie unter Kontrolle kriegen, wäre damit Unvorstellbares vorstellbar. „Black Noise“ macht diese Vorstellung wahr. Es ist so schwer, im Techno Organisches zu erschaffen, weil ein haptischer Moment zu fehlen scheint. Mensch und Maschine sind sich noch immer nicht ganz grün, aber sie sind dabei, grün zu werden. Das ist spektakulär und wird vertont: auf Alben wie eben „Black Noise“. Im Techno ist auch das Poppige verschwunden. Die Klänge fliegen in den Raum hinaus, um niemals wieder gesehen zu werden. Bisher verbanden sie sich wenig mit Klängen innerhalb eines Tracks oder eines Albums. Dabei ist die im 4/4-Takt wiederkehrende Bass-Drum nichts poppiges, auch wenn sie sich ständig wiederholt, manchmal in fast gleichem Tempo über ein ganzes Album hinweg. Das ist monoton, aber nicht poppig. Und doch schafft Pantha Du Prince auf diesem Album den schier unmöglichen Sprung ins dunkel-poppige. Und er macht manchmal durch das Hinzufügen den Raum auf, lässt einen Blick ins Freie erahnen, erschafft neue und große Räume, die aber allesamt etwas melancholisch-leeres haben. Aufgefangen wird diese dem Minimal-Techno immer wieder zugeschriebene Kälte aber durch den poppigen Anstrich. Und der entsteht einfach – oder auch nicht einfach, das hat nämlich bis jetzt noch kein Minimal-Release so richtig geschafft – durch die Melodien der immer wieder verfremdeten Glocken. Die Glockensounds sind ein Markenzeichen des Dial-Labels, und auch wenn Pantha Du Prince nicht mehr auf Dial veröffentlich, so ist er doch von der Gesinnung in der Musik her noch stark mit dem dial’schen Soundkosmos verbunden. Glocken und deren klingende, hallende Qualität geben all den Beats und Frickels und Schnarrenz einen Zusammenhalt, wie ein Lehm. Das Klingelhafte der Glocken wird manchmal vertreblet, bis es wie Besteck klingt, manchmal gephast und umhüllt, bis es wie eine Steeldrum klingt. Und hier kommt auch die Aufnahmeart ins Spiel: so wie „Black Noise“ klingt, können große Teile des Albums nur mit dem Mikrofon abgenommene Instrumente gewesen sein. Das Spektakuläre daran ist die Vermischung der elektronischen Klangerzeugung heutzutage am Computer und dem Spielen der Instrumente im Studio vor einem Mikrofon. Diese Rückführung zum Organischeren ist im Dial-Umfeld immer mehr zu beobachten – man beachte dabei den Mittelteil des letzten Albums von Lawrence. Das ungreifbare Element des Minimal-Techno, das oft abstoßend wirkt und selten zum Weiter- oder Wiederhören anregt, ist auf Pantha Du Prince neuem Album beseitigt worden. „Black Noise“ enthält einige denkwürdige Momente im Techno; Momente, die eine Aufbruchstimmung vermitteln und den Pfad breiter treten, auf dem noch viele schreiten werden.