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Jónsi ist der erhabene Falsett des postmodernen Rock. Gerade eben wurden Sigur Rós in der Post-Rock Community bei Facebook zur beliebtesten Post-Rock-Band gewählt. Tatsächlich haben sie eine Menge dafür getan, das „Andere“ des neuerfundenen Gitarre-Schlagzeug-Stimme-Schema einer größeren Aufmerksamkeit und – was noch viel wichtiger ist – einer ausweitenden künstlerischen Ebene zuzuführen. Wie bei jeder Band kommt dann der Moment, in dem innegehalten wird. Kommt jetzt noch was, wieder was, und wenn ja, wie hört sich das an? Wie sieht das aus? Wie könnte das klingen? Diesen Scheideweg bekommt man als Journalist nicht mit, aber das, was daraus hervorgeht meistens schon. Diesen Scheidepunkt würde ich nach „( )“ ansetzen, vor „Takk“. An diesem Punkt gibt es natürlich nicht nur zwei Möglichkeiten, vor und zurück, sondern unzählig viele. Natürlich kann das weder gut noch schlecht sein. Es ist. Es ist wie es ist. Und dennoch kann man eine strukturelle Veränderung beschreiben und sie mit einer Veränderung später oder früher beschreiben. Diese Veränderung mäanderte bei Sigur Rós nach „( )“ in eine schwebende Ungreifbarkeit. In die Potenzierung der Veränderung nach „Ágætis Byrjun“, die seltsam zirkulierend ins Nichts führte. Sie sagten Danke und wiederholten sich. Sagten noch einmal Danke und wiederholten sich wieder und recyclten altes Zeug. Nach dem letzten Album geht es nun wieder weiter für Sigur Rós, sicherlich, aber erst einmal befreit sich Jónsi von der Band und macht seine eigenen Dinge. Zuerst „Riceboy Sleeps“ und nun unter eigenem Namen, also immer mehr Drehen um sich selbst. Als Solo-Artist kann man entweder seine Talente zum Gehör stellen und auf das aufmerksam machen,was vielleicht im Bandkontext untergehen würde, oder aber man ist noch mehr „man selbst“ und hat noch nicht genug der Aufmerksamkeit. Leider kann man Jónsi hier nichts anderes attestieren. Seine Stimme, seine Kopfstimme, sein Falsett ist eines der herausragenden Elemente von Sigur Rós. Anstatt seine anderen Talente zusammen mit seiner Stimme zu präsentieren, wird hier so gut wie nur die Stimme präsentiert. Die Musik ist eine nette Anlehnung an die Sigur Rós‘ und hat zum Glück wenig mit dem „Riceboy Sleeps“-Album zu tun. Die Musik schwebt und klingelt, Percussion und Glockenspiel, viele viele Geigen, mal ist sie schneller, aber immer sehr rein und dramatisch, aufbrausend, wie man das halt so kennt, niemals bescheiden, immer den großen Horizont im Blick. Bei Sigur Rós wurde nie gekleckert, Jónsi allein tut es auch nicht. Es soll wohl alles schön sein und auch am liebsten so bleiben. Seine Stimme glockert und tiriliert, so wie man es seit jeher kennt. Bei diesem Kosmos muss man sich auf keine Supernovas einstellen, auf keine unberechenbaren Meteoriten, meist ist der Blick auf Sternenbilder gerichtet, die immer zu bestehen scheinen, deren Konstellationen man kennt. Von der Erde aus sieht das aus wie ein Strandspaziergang mit Sonnenuntergang, warmen Wasser und Sand unter den Füßen. Pauschalurlaub könnte man auch sagen.