Esteja alerta para as regras dos três
O que você dá, retornará para você
Essa lição, você tem que aprender
Você só ganha o que você merece
Es ist zu spät, um eine Gegenwartsrezension zu schreiben, zu spät um vom genauen Bild der Gegenwartszeit des Hörens des "3"-Albums ein Positiv abzuziehen, so ist dieser zweite Teil auch gleichzeitig der dritte und letzte Teil der Rezension zum neuen Portishead-Album. Es ist auch das Eingeständnis meines eigenen Unvermögens, eine Rezension über ein so kräftiges und gleichzeitig minimalistisches Album zu schreiben. Es gab kein Album in der letzten Zeit, das einen so tiefen und gegenwärtigen Zeitabdruck in mir hinterlassen hat und ich vermute fast, dass dies für die Musiklandschaft ebenso gilt. Seit Radioheads "In Rainbows" gab es sicherlich kein grundlegenderes Abbild einer Verarbeitung laufender Prozesser gesellschaftlicher und lebensweltlicher Art, das in einem Album festgehalten wurde. Auf die Musik ist hier kaum einzugehen, weil ich das Gefühl habe, es ginge dann wieder in so einen schwammigen diffusen tropisch-warmen Sumpf aus Vermutungen, aus Adjektiven, die keinen interessieren und die keiner versteht, in Metaphern, die Grundschüler besser weil direkter verfassen könnten hinein.
Besser man weist auf das "abgeschnittene" Ende des ersten Tracks hin, der so etwas wie eine Ansage zum musikalischen Schaffen selbst ist. Der Versuch, sich selbst nicht zu sehr zu kopieren stand bei Portishead weit vorne, das war in der SPEX zu lesen, und das Ende von "Silence" beweist uns dies mit seinem abrupten Ende, das viele wahrscheinlich denken ließ, es wäre etwas mit der CD oder dem Download nicht in Ordnung. Aber dem war nicht so. Vielmehr verweist dieses Ende auf den Prozess-Charakter des Musikmachens, eine Arbeitsweise, die von einem ungesunden Perfektionismus Abstand nimmt und auch eine Verteidigung gegen den Druck ist, der auf Portishead lastete, wussten sie doch, dass alle auf sie schauen würden mit dem neuen Album. Natürlich ist dies schon bei dem Eingangssample zu hören, das nicht von einem unsauberen Rauschen "befreit" wurde.
Interessant fand ich es weiterhin, zu hören, dass auch Portishead durchaus musikalische Vorbilder haben, derer sie sich nicht schämen brauchen. Hatte man bei den beiden ersten Alben noch das Gefühl, es hätte niemals so etwas auf Platte gegeben bisher, so ist das dieses Mal nicht so. So klingt "We carry on" ein kleines bisschen wie "Take me baby" von Jimi Tenor, und "Deep water" ein kleines bisschen wie Pearl Jams "Soon forget". Aber Maßstäbe werden auf diesem Album trotzdem gesetzt. So kann man gleichzeitig Instrumente in ihrem Urpsrung wie auch in ihrer größten Verfremdung hören. Keine analoger Synthesizer klang jemals so nach analog und nach Synthesizer wie der am Ende von "Machine gun", dies ist der Inbegriff eines Sounds eines analogen Synthesizers. Aber niemals klang ein Saxophon so unsaxophonisch und organisch und menschlich wie das in "Magic doors", was sich wie ein Tier aus der Gefangenschaft befreit und in die Harmonie des Akkordes einfügt. In die Harmonie und Struktur fügen sich hier viele Lieder auf dem Album ein. Oftmals sind es keine schwierigen Akkordfolgen oder Songstrukturen, aber inhaltlich, was immer das auch heißen mag, besitzen sie Tiefe. Dies möge die schwammigste Aussage dieser Rezension bleiben, aber ich kenne kein Album, das so wie "3" auf die Bedingungen seiner Entstehung hinweist (und damit ganz nebenbei zeitlos wird) und trotzdem so unangreifbar bleibt. Mit großem Pomp und großen Effekten und Tricks wird oft versucht aus wenig viel zu machen. Nicht, dass Portishead diese Effekte oder Tricks weglassen. Effektgeräte und Synthesizer sind Trickerzeuger, Verfremder und Blender, aber bei der Aufdeckung dieser Tricks bleibt oftmals von einem Album nichts übrig. Hier aber wird unter dem Glanz das Matte aufgedeckt, was in seiner Schönheit weil Echtheit nicht weniger schön ist als das Schönste der Welt.
Es ist für mich leider auch hier kaum möglich, etwas Bereicherendes zu sagen, ich habe den Fehler gemacht, mit diesem Album eine geographische Lage zu verbinden, die schwer aus meinem Gedächtnis zu bekommen ist, aber wie ich das vermute, beinhaltet das Album so viel Potenzial, all das auszulöschen und universell zu werden. Und trotz der ganzen Verzerrung (die auf diesem Album übrigens im Gegensatz zu früher sehr verschwenderisch aber wohlüberlegt eingesetzt wird) und des Halls bleibt ein klares Bild zurück. Und Eindrücke großer musikalischer Ideen wie der dieser niesenden Ausrufe in das Bandecho am Ende von "Threads". Hier sah ich den Dialog eines selbstbestimmten Mädchens und ihres Vaters vor mir, die Unverständlichkeit dieser autoritären Ausrufe gegen die klaren Worte der Frau. Gleichzeitig sah ich das verwirrte Aufbäumen eines aus der Trunken- und Benommenheit des eigenen Lebens erwachenden Mannes vor mir, der sich nun lautstark in die Gegenwart zurückmeldet. Kein Album in der letzten Zeit, das so klare und gleichzeitig weit in die Ferne weisende Bilder produziert und projiziert. "3" ist seiner Zeit weit voraus, auch seiner musikalischen Umgebung weit voraus und vom Pop uneinholbar und unsichtbar weit entfernt. Zuerst wollte ich der SPEX recht geben, die geschrieben hatte, das Album sei eingängig, was in Bezug auf die Songstrukturen und Akkordfolgen auch zutrifft, aber als ich dann in einem Auto saß, mit zwei Menschen, die ich vorher nie getroffen hatte und mit denen ich eine Fahrt teilen würde und einer der Mitfahrer mich bat, "3" anzumachen und die ersten Töne erklangen, da wusste ich: dies ist nichts für Pop-Ohren, die ist nichts für radiogetrimmte Hörgewohnheiten, dies ist nicht, über was man einfach hinweghören könnte, dies ist ein Strudel, ein Sog.
Mit dem neuen Portishead-Album "3" verändert sich das Leben nicht, es gewinnt an erheblicher Tiefenschärfe. Als ich mit 15 meine erste eigene Brille aufsetzte, war ich erstaunt über die Schärfe der Blätter, die ich am Baum neben dem Optiker sah. Als ich vor ein paar Wochen das erste Mal "3" hörte, war ich erstaunt über die (vermeintliche) Zugänglichkeit der Songs. Aber das lag nur an dem Gedankengebilde, das sich in meinem Denken aufgebaut hatte - ich verwies in der Vorab-Rezension darauf. Um noch einmal darauf zurückzukommen: beide Musikzeitschriften haben irgendwie Recht und auch Unrecht. Dieses Wischiwaschi wird dem Portishead-Album nicht gerecht. Wie habe ich nur über dem Anfang dieser Rezension gebrütet und brüte ich noch. Fast lösche ich alles wieder und schreibe gar nichts, keinen Satz. Breche diese Reihe ab. Aber ich will nicht scheitern.
Schrift und Sprache werden allerdings kaum dem gerecht, was "3" alles beinhaltet. Je nach Bewertungssystem wäre dieses Album eine 3, eine 5, eine 10, eine 12. Was eine Höchstbewertung eben so hergeben kann. Man kann als Rezensent mit vielen Promos im Monat schnell mal in den Modus gelangen, keine Ausnahmen mehr zu erkennen. Dieses Album stellt jedoch eine große Ausnahme dar. Pop-Musik setzte Freiheit frei und die war wichtiges Element, immer wieder, immer neu. "Müssen" musste das neue Portishead-Album nichts. Ein Pop-Album muss gar nichts. Viel großartiger ist dann, wenn es über seine Grenzen hinauswächst. Die Bedingungen der Instrumente. Die Bedingungen der Aufnahme.
O que você dá, retornará para você
Essa lição, você tem que aprender
Você só ganha o que você merece
Es ist zu spät, um eine Gegenwartsrezension zu schreiben, zu spät um vom genauen Bild der Gegenwartszeit des Hörens des "3"-Albums ein Positiv abzuziehen, so ist dieser zweite Teil auch gleichzeitig der dritte und letzte Teil der Rezension zum neuen Portishead-Album. Es ist auch das Eingeständnis meines eigenen Unvermögens, eine Rezension über ein so kräftiges und gleichzeitig minimalistisches Album zu schreiben. Es gab kein Album in der letzten Zeit, das einen so tiefen und gegenwärtigen Zeitabdruck in mir hinterlassen hat und ich vermute fast, dass dies für die Musiklandschaft ebenso gilt. Seit Radioheads "In Rainbows" gab es sicherlich kein grundlegenderes Abbild einer Verarbeitung laufender Prozesser gesellschaftlicher und lebensweltlicher Art, das in einem Album festgehalten wurde. Auf die Musik ist hier kaum einzugehen, weil ich das Gefühl habe, es ginge dann wieder in so einen schwammigen diffusen tropisch-warmen Sumpf aus Vermutungen, aus Adjektiven, die keinen interessieren und die keiner versteht, in Metaphern, die Grundschüler besser weil direkter verfassen könnten hinein.
Besser man weist auf das "abgeschnittene" Ende des ersten Tracks hin, der so etwas wie eine Ansage zum musikalischen Schaffen selbst ist. Der Versuch, sich selbst nicht zu sehr zu kopieren stand bei Portishead weit vorne, das war in der SPEX zu lesen, und das Ende von "Silence" beweist uns dies mit seinem abrupten Ende, das viele wahrscheinlich denken ließ, es wäre etwas mit der CD oder dem Download nicht in Ordnung. Aber dem war nicht so. Vielmehr verweist dieses Ende auf den Prozess-Charakter des Musikmachens, eine Arbeitsweise, die von einem ungesunden Perfektionismus Abstand nimmt und auch eine Verteidigung gegen den Druck ist, der auf Portishead lastete, wussten sie doch, dass alle auf sie schauen würden mit dem neuen Album. Natürlich ist dies schon bei dem Eingangssample zu hören, das nicht von einem unsauberen Rauschen "befreit" wurde.
Interessant fand ich es weiterhin, zu hören, dass auch Portishead durchaus musikalische Vorbilder haben, derer sie sich nicht schämen brauchen. Hatte man bei den beiden ersten Alben noch das Gefühl, es hätte niemals so etwas auf Platte gegeben bisher, so ist das dieses Mal nicht so. So klingt "We carry on" ein kleines bisschen wie "Take me baby" von Jimi Tenor, und "Deep water" ein kleines bisschen wie Pearl Jams "Soon forget". Aber Maßstäbe werden auf diesem Album trotzdem gesetzt. So kann man gleichzeitig Instrumente in ihrem Urpsrung wie auch in ihrer größten Verfremdung hören. Keine analoger Synthesizer klang jemals so nach analog und nach Synthesizer wie der am Ende von "Machine gun", dies ist der Inbegriff eines Sounds eines analogen Synthesizers. Aber niemals klang ein Saxophon so unsaxophonisch und organisch und menschlich wie das in "Magic doors", was sich wie ein Tier aus der Gefangenschaft befreit und in die Harmonie des Akkordes einfügt. In die Harmonie und Struktur fügen sich hier viele Lieder auf dem Album ein. Oftmals sind es keine schwierigen Akkordfolgen oder Songstrukturen, aber inhaltlich, was immer das auch heißen mag, besitzen sie Tiefe. Dies möge die schwammigste Aussage dieser Rezension bleiben, aber ich kenne kein Album, das so wie "3" auf die Bedingungen seiner Entstehung hinweist (und damit ganz nebenbei zeitlos wird) und trotzdem so unangreifbar bleibt. Mit großem Pomp und großen Effekten und Tricks wird oft versucht aus wenig viel zu machen. Nicht, dass Portishead diese Effekte oder Tricks weglassen. Effektgeräte und Synthesizer sind Trickerzeuger, Verfremder und Blender, aber bei der Aufdeckung dieser Tricks bleibt oftmals von einem Album nichts übrig. Hier aber wird unter dem Glanz das Matte aufgedeckt, was in seiner Schönheit weil Echtheit nicht weniger schön ist als das Schönste der Welt.
Es ist für mich leider auch hier kaum möglich, etwas Bereicherendes zu sagen, ich habe den Fehler gemacht, mit diesem Album eine geographische Lage zu verbinden, die schwer aus meinem Gedächtnis zu bekommen ist, aber wie ich das vermute, beinhaltet das Album so viel Potenzial, all das auszulöschen und universell zu werden. Und trotz der ganzen Verzerrung (die auf diesem Album übrigens im Gegensatz zu früher sehr verschwenderisch aber wohlüberlegt eingesetzt wird) und des Halls bleibt ein klares Bild zurück. Und Eindrücke großer musikalischer Ideen wie der dieser niesenden Ausrufe in das Bandecho am Ende von "Threads". Hier sah ich den Dialog eines selbstbestimmten Mädchens und ihres Vaters vor mir, die Unverständlichkeit dieser autoritären Ausrufe gegen die klaren Worte der Frau. Gleichzeitig sah ich das verwirrte Aufbäumen eines aus der Trunken- und Benommenheit des eigenen Lebens erwachenden Mannes vor mir, der sich nun lautstark in die Gegenwart zurückmeldet. Kein Album in der letzten Zeit, das so klare und gleichzeitig weit in die Ferne weisende Bilder produziert und projiziert. "3" ist seiner Zeit weit voraus, auch seiner musikalischen Umgebung weit voraus und vom Pop uneinholbar und unsichtbar weit entfernt. Zuerst wollte ich der SPEX recht geben, die geschrieben hatte, das Album sei eingängig, was in Bezug auf die Songstrukturen und Akkordfolgen auch zutrifft, aber als ich dann in einem Auto saß, mit zwei Menschen, die ich vorher nie getroffen hatte und mit denen ich eine Fahrt teilen würde und einer der Mitfahrer mich bat, "3" anzumachen und die ersten Töne erklangen, da wusste ich: dies ist nichts für Pop-Ohren, die ist nichts für radiogetrimmte Hörgewohnheiten, dies ist nicht, über was man einfach hinweghören könnte, dies ist ein Strudel, ein Sog.
Schrift und Sprache werden allerdings kaum dem gerecht, was "3" alles beinhaltet. Je nach Bewertungssystem wäre dieses Album eine 3, eine 5, eine 10, eine 12. Was eine Höchstbewertung eben so hergeben kann. Man kann als Rezensent mit vielen Promos im Monat schnell mal in den Modus gelangen, keine Ausnahmen mehr zu erkennen. Dieses Album stellt jedoch eine große Ausnahme dar. Pop-Musik setzte Freiheit frei und die war wichtiges Element, immer wieder, immer neu. "Müssen" musste das neue Portishead-Album nichts. Ein Pop-Album muss gar nichts. Viel großartiger ist dann, wenn es über seine Grenzen hinauswächst. Die Bedingungen der Instrumente. Die Bedingungen der Aufnahme.
19.09.2008, 16:28
/ Musik