Dienstag, 24. Dezember
Ihr Gesundheitszustand hatte sich in den letzten drei Monaten unheimlich verschlechtert. Sie konnte nicht mehr gehen, nicht mehr stehen. Meine Mutter und ich verbrachten Heiligabend gemeinsam. Es war sehr traurig. Warme Tränen liefen uns übers Gesicht. Ein Schweigen lag im Raum und Sekunden schlichen so langsam vorüber wie eine unendliche Reise in das Ungewisse. Als mir Mutter aber ein Geschenk in die Hände drückte und ich erfuhr, welch unbezahlbares Geschenk es war, wusste ich nicht mehr, was ich denken sollte. Mein altes Huckleberry-Finn Buch. Nicht das Wertvollste der Welt hätte das bezahlen können. Mich überfielen zahllose vergangene und vergessene Gedanken. Judith. Der Klosterschüler. Gregor. Der alte Knudsen. Ich wünschte auf einmal, dass ich wieder so jung wäre. Würde ich doch in meinem geheimen Versteck, der Gerberei, sein und das Ganze noch mal erleben. Sansibar. Meine ganzen Traumvorstellungen. Meine Welt. Jetzt sind meine Augen offen und ich würde nicht blind sehen. Doch es ist zu spät. Zu alt bin ich. Mir stürzten viele Gedanken durch den Kopf. Ich wollte auf einmal so viel erfahren. Ich steckte plötzlich voller Wissbegierde, Neugier und dem Drang, über alles Bescheid zu wissen. Ich musste einfach mehr darüber wissen. Ich dachte darüber nach, was wohl aus ihnen allen geworden ist. Hat Judith es geschafft, in das goldene Land zu gehen? Hat Knudsen mit Bertha zusammen fliehen können? Was ist aus Gregor geworden? Vielleicht wurde er gejagt. Hat der Klosterschüler seinen Feinden entkommen können? Wurde er zerstört? Wer kann mir das sagen? Wer? Ich kniff die Augen zusammen, wollte nichts sehen, nichts mehr denken und hören. Doch dann sah ich zu meiner Mutter. Sie fing an, sehr schwer zu atmen. Es hörte sich nicht gut an und ich fühlte, dass etwas passieren würde. Ihr Gesicht wurde rot, sie bekam einen starken Hustenanfall und fiel einfach so schnell um, dass ich es nicht realisieren konnte. Ich kniete mich neben sie und bat sie, wieder zu kommen. Sie bewegte sich nicht. Hilflos und verzweifelt bat ich und brach in Tränen aus, so dass ich hinterher sehr erschöpft war. Der Arzt musste kommen. Ihr Herz schlägt nicht mehr.
So hatte ich mir Sansibar nie vorgestellt.
mit freundlicher Genehmigung
Ihr Gesundheitszustand hatte sich in den letzten drei Monaten unheimlich verschlechtert. Sie konnte nicht mehr gehen, nicht mehr stehen. Meine Mutter und ich verbrachten Heiligabend gemeinsam. Es war sehr traurig. Warme Tränen liefen uns übers Gesicht. Ein Schweigen lag im Raum und Sekunden schlichen so langsam vorüber wie eine unendliche Reise in das Ungewisse. Als mir Mutter aber ein Geschenk in die Hände drückte und ich erfuhr, welch unbezahlbares Geschenk es war, wusste ich nicht mehr, was ich denken sollte. Mein altes Huckleberry-Finn Buch. Nicht das Wertvollste der Welt hätte das bezahlen können. Mich überfielen zahllose vergangene und vergessene Gedanken. Judith. Der Klosterschüler. Gregor. Der alte Knudsen. Ich wünschte auf einmal, dass ich wieder so jung wäre. Würde ich doch in meinem geheimen Versteck, der Gerberei, sein und das Ganze noch mal erleben. Sansibar. Meine ganzen Traumvorstellungen. Meine Welt. Jetzt sind meine Augen offen und ich würde nicht blind sehen. Doch es ist zu spät. Zu alt bin ich. Mir stürzten viele Gedanken durch den Kopf. Ich wollte auf einmal so viel erfahren. Ich steckte plötzlich voller Wissbegierde, Neugier und dem Drang, über alles Bescheid zu wissen. Ich musste einfach mehr darüber wissen. Ich dachte darüber nach, was wohl aus ihnen allen geworden ist. Hat Judith es geschafft, in das goldene Land zu gehen? Hat Knudsen mit Bertha zusammen fliehen können? Was ist aus Gregor geworden? Vielleicht wurde er gejagt. Hat der Klosterschüler seinen Feinden entkommen können? Wurde er zerstört? Wer kann mir das sagen? Wer? Ich kniff die Augen zusammen, wollte nichts sehen, nichts mehr denken und hören. Doch dann sah ich zu meiner Mutter. Sie fing an, sehr schwer zu atmen. Es hörte sich nicht gut an und ich fühlte, dass etwas passieren würde. Ihr Gesicht wurde rot, sie bekam einen starken Hustenanfall und fiel einfach so schnell um, dass ich es nicht realisieren konnte. Ich kniete mich neben sie und bat sie, wieder zu kommen. Sie bewegte sich nicht. Hilflos und verzweifelt bat ich und brach in Tränen aus, so dass ich hinterher sehr erschöpft war. Der Arzt musste kommen. Ihr Herz schlägt nicht mehr.
So hatte ich mir Sansibar nie vorgestellt.
mit freundlicher Genehmigung
07.07.2003, 22:00
/ Geschichte kurz