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Musikalisch zugänglich und näher an The Knife als an bisherigen Fever Ray Veröffentlichungen liegt „To the Moon and back“, die neue Single von Fever Ray. Wie klingt die neue Karin Dreijer Andersson?

Als vor 8 Jahren das Fever Ray-Album erschien, präsentierte sich Karin Dreijer Andersson getrennt von ihrem Bruder Olof Dreijer klanglich düsterer, weniger technoid und allgemein ruhiger als bei The Knife. The Knife war spärlicher kaum tanzbarer Dark Techno, gepaart mit Witch House Vocals und einer aufgeladenen Message gegen Sexismus und anderen Establishment-Machtstrukturen. Fever Ray war die dunkle persönliche Seite von Karin Dreijer Andersson. Was hat sich mit der neuen Single geändert?

Fever Ray „To the Moon and Back“ – Die Musik
„To the Moon and back“ wurde in den letzten paar Tagen mehrfach angeteasert mit Video-Bruchstücken einer Liebes-AI, die schnelle Emotionen und Zuneigungen verspricht – bildlich allerdings trostlos und eher abschreckend komponiert. Der Verlust menschlicher Komponenten in der Gesellschaft – The Knife und Fever Ray thematisieren das immer wieder. Und auch in der neuen Single von Fever Ray findet sich das wieder. Weniger anklagend als vielmehr entlarvend scheint Karin Dreijer zu agieren: Seht her, wohin wir uns gebracht haben. Hätte man früher noch von passenden elektronischen Klängen gesprochen, hat Fever Ray auf dem Debüt-Album eher immer wieder versucht, durch etwas rundere wärmere Töne der Kälte etwas entgegen zu stellen. Funktioniert das auch noch bei „To the Moon and back“? Musikalisch hat die erste Single von Fever Ray wesentlich weniger Ecken und Kanten als die Teaser-Videos das vermuten ließen. Es klappert und scheppert nichts, es geht wenig düster zu in dem recht kurzen 3:33 Minuten Track. Stattdessen fließt der Song relativ gefällig und ohne verstörende Sounds daher. Verfremdete Percussion-Elemente, die man schon von Fever Ray und The Knife kennt, quietschende Analog-Synthies und die leicht verzerrte Stimme von Karin Dreijer bilden ein vertrauensvolles empfangendes Bild. Hey, wird schon alles werden sagen die musikalischen Elemente.

Die neue Fever Ray Single – Die Lyrics
Textlich geht es da schon anders zu. Wer in den letzten Tagen den Weinstein-Skandal mitverfolgt hat, mag sich das Einschleimen von jemandem, der jemanden rumkriegen will, ähnlich vorgestellt haben. Erst schleimen und dann das erniedrigende Ende:

First I take you then you take me
Breathe some life into a fantasy
Your lips, warm and fuzzy
I want to ram my fingers up your pussy

Nicht, dass sexuelle Handlungen dieser Art per se erniedrigend wären. Es geht um den Kontext, in dem sie geschehen. Eine Fremde, eine Distanz, auf die eine Handlung folgt, die normalerweise in großer Vertrautheit erfolgt. Deswegen wirkt die letzte Zeile auch so drastisch: Erst wirkt alles nett und schön, dann plötzlich ist es nicht mehr so schön. Entsprechend horrormäßig brennt sich das Video auch ins Gedächtnis ein.

Fever Ray – neu und verbessert?
Minimale Änderungen in der musikalischen Struktur und ein stärkerer Kontrast zwischen Musik-Welt und Text-Welt schaffen einen spürbaren Kontrast. Wem die Dance-Synthie-Pop Musik von „To the moon and back“ nicht gleich gefällt, dem lässt die Geschichte des Tracks vielleicht die Haare zu Berge stehen. Konzeptionell ganz groß, musikalisch eine geringe Weiterentwicklung nach 8 Jahren.