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Jaja, das neue Godspeed Album klingt auch wieder so schön erdig intstrumental-rockig wie die Vorgänger und so weiter, aber mich interessiert eigentlich nur die Tatsache, dass Godspeed zum ersten Mal aus den langen Stücken jeweils drei kurze Stücke gemacht haben.

Das führt zum ersten Mal dazu, dass ein Godspeed-Album mehr als 5 Tracks enthält. Luciferian Towers besteht aus acht Stücken, und ich komm nicht umhin zu glauben, dass das aus dem Kalkül gemacht worden ist, mehr Streams über Spotify zu bekommen. Sollte so etwas Thema von Musik Rezensionen sein?

Godspeed und Spotify
Einen anderen Grund kann ich mir nicht vorstellen. Na klar, künstlerische Freiheit usw. werden jetzt viele rufen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass auch Godspeed ihre Gedanken an die Spotify-Welt verschwenden. Ich selbst finde das ja gar nicht schlimm, ich würde auch jedem Künstler raten, so viele Songs wie möglich auf ein Album zu packen. Man verliert damit schon nicht seine Integrität. Jahrzehntelang musste man darauf achten, dass ein Album nicht länger als 42 Minuten dauert, weil es sonst nicht auf die A-Seite und B-Seite einer Vinyl-Schallplatte passt. Es ist halt komisch für eine Band, die einen ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn auslebt. Das ist auch die Band, deren Ableger Silver Mt. Zion auf dem Album „13 Blues for Thirteen Moons“ iPods mit kurzen Stücken verwirrte. Und jetzt werden das erste Mal die zentralen langen Stücke des neuen Albums in jeweils drei Parts aufgeteilt? Das erinnert mich an einen langen Artikel bei Vulture, der sich mit den Vorteilen veränderter Album-Strukturen bei Spotify beschäftigte. Seitdem kann ich nicht aufhören, Tracks auf neuen Alben zu zählen. Oder noch genauer drauf zu achten, wer sich bei Spotify streamen lässt und wer nicht.

Godspeed Gitarren-Sound
Es fällt natürlich noch wesentlich mehr an diesem Album auf als die Tatsache, dass Luciferian Towers acht Stücke enthält. Die Herangehensweise von Godspeed an den Klang ihrer Alben zahlt sich immer wieder aus: Keine Gitarren auf anderen Instrumental-Rock Alben klingen so kratzig und texturell wie die verzerrten Gitarren bei Godspeed. Man merkt, dass die Aufnahmen nicht über alle Maßen angeglichen werden, sondern dynamisch bleiben. Es ergibt sich ein dynamisch bleibender tiefgehender Rock-Sound, der sehr nach einer Live-Aufnahme im Studio klingt. Warum ist der Sound so wichtig? Wer zuhause nur eine einzige Rock-Band hört, wird keine Probleme damit haben, einen glattgezogenen Gitarren-Sound zu genießen. Wer zwei Bands hört, von der eine eine raue Gitarre und die andere eine glatte Gitarre erklingen lässt, wird auch froh sein. Wer aber 20-30 Rock Bands mag, von denen 25 Bands die Gitarre glattziehen und nur 5 die Gitarre erdiger belassen, wird die 25 Bands bald sehr viel weniger hören und mögen. Gleichförmigkeit führt zu Gleichgültigkeit und mir ist es irgendwann egal, ob die Band Linkin Park oder Avenged Sevenfold heißt, das Gitarren-Brett klingt immer gleich glatt. Anders ist der Klang bei Godspeed You! Black Emperor. Innerhalb einer schwingenden Note kratzt etwas, wird glatt, kratzt wieder und so weiter. Ich kann etwas erkennen, der Sound hinterlässt im Gedächtnis eine Spur. Das ist etwas Besonderes. Dieses Besondere bleibt bei den Alben von Godspeed, so einfallslos manche Passagen auch klingen mögen. Allein die Tatsache unter 1.000.000 Rock-Songs ganz anders vorzugehen, lässt Godspeed auch nach 20 Jahren eine besonders interessante Instrumental-Rock sein.