Wahrscheinlich wäre es jetzt an der Zeit, zumindest einmal anzufangen den ganzen Rahmen rund um Vocoder-Stimmen in der Pop-Musik aufzumachen (soweit will ich das Thema ja zumindest einschränken). Aber es wird nicht dazu kommen, weil ich das noch nicht so richtig überblicken kann.
Was vor fünf Monaten in diversen 80er-Foren als Suche nach dem "Lied mit Vocoder-Gesang" begann, ist nun mit dem Ergebnis: Paul Vincent "Mann aus Stahl"/"Der Computer" vom Album "Sternreiter" endlich beendet. Ich bin erlöst und mir geht es den Umständen entsprechend gut. Wenn man so will, fing die Suche nach diesem Lied ja eigentlich schon viel früher an als in diesem Mai. Wenn ich sage Suche, dann heißt es ja ebenfalls, dass dieses Lied verloren war. War es auch, auf verschiedenste Arten und Weisen. Zuerst einmal wurde es von meinem Bruder aus dem Radio auf Kassette aufgenommen. Allerdings nur 1 Minute und 34 Sekunden davon. Danach hörte ich diese Kassette bei meinem Bruder wahrscheinlich das eine oder andere Mal. Aber ich hörte sie auch alleine, und die Erinnerung daran ist eine dieser tollen Auf-dem-Sofa-meines-Bruders-sitzen-und-auf-seiner-Anlage-Musik-hören-Erinnerungen. Er hatte einen großen grauen Ghettoblaster mit Radio und Kassettenteil und einer rot leuchtenden Digitaluhranzeige. Danach ist diese Kassette ungehört für wahrscheinlich 7, 8 oder 9 Jahre in einer Kiste verschwunden, bis ich Anfang der 90er Jahre anfing, die alten 80er-Pop-Kassetten meiner Geschwister zu sichern, aus Angst sie würden sie vielleicht irgendwann einmal wegschmeißen. In dieser Zeit hörte ich die Kassetten wieder ein paar Mal. Dann verschwanden sie wieder, bis ich sie so ungefähr 1996 anfing zu "beschriften". Beschriften steht deswegen in Anführungszeichen, weil ich bei 3/4 der Lieder nicht wusste, um welches Lied und um welchen Interpreten es sich handelte. Letzteres war manchmal noch zu erraten, aber ersteres war schon schwieriger. (Sagas "Wind him up" hatte ich z.B. mit "Second hand gone" beschriftet, weil in dem Refrain anscheinend diese Worte zu hören sind, tatsächlich singt Sänger Rob Moratti die Wörter "second hand down") Auch die Kassette mit diesem Lied wurde beschriftet, und wie sich heute herausstellte, hatte ich aus Zufall den richtigen Liedtitel als Fantasietitel gewählt, "Mann aus Stahl". Nachdem diese Beschriftung ca. 1996 erfolgt war, verschwand die Kassette wiederum mehr oder weniger ungehört in meiner Kassettensammlung, vielleicht habe ich sie zwischendurch mal hervorgeholt, aber ich kann mich an kein einziges Mal richtig erinnern. Danach zog ich drei Mal um, in einem Dreieck durch Deutschland und jedes Mal kam diese Kassette mit. Dass sie wieder in meine Aufmerksamkeit getreten ist, verdanke ich dem Umstand, in meinem Badezimmer kein Radio o.ä. gehabt zu haben. Stattdessen schloss ich meinen alten Walkman an kleine Desktop-Boxen an und hörte Kassetten. Eine dieser Kassetten war eben diese alte Sampler-Kassette meines Bruders und ich hörte wieder die 1 Minute und 34 Sekunden dieses Songs. Ich war wie vom Donner gerührt, hatte ich doch in der Zwischenzeit sowohl aktuelle Musik verfolgt, die wie moderne NDW klang, Elektronik, die vermehrt Vocoder-Stimmen einsetzte und lauter theoretisches Zeugs über Pop-Musik gelesen. Dieses Lied war ein ganz klarer maßgeblicher Ziegelstein im Pop-NDW-Elektronik-Stammbaum, dies schien NDW und Kraftwerk zu verbinden, auf höchst künstlerische Weise noch dazu - soweit ich das beurteilen kann. Man hört eine Roland Drum-Machine, leicht angehallte Synthsizer und eine beschwörend neutrale und tiefe zugegeben deutsch-kühl klingende Stimme, die in deutsch und englisch singt und eben in einen Dialog mit einem Vocoder tritt. Ich machte mir keine großen Gedanken darum, herausfinden zu können, von wem das Lied sei, ich würde einfach wie bei den anderen Songs inzwischen auch, die Lyrics heraushören, bei einer Suchmaschine eingeben und die würde mir dann schon den Titel und Interpreten ausspucken. Das erwies sich hier auf zwei Arten als schwierig. Zuerst einmal hatte ich nur 1 Minute und 34 Sekunden dieses Liedes zu Verfügung. Dort wurde zwar gesungen, aber die Worte waren schwer zu erkennen, die auf englisch gesungenen Lyrics konnte man gar nicht heraushören, der Vocoder schien einfach Zahlen aufzusagen, aber bei dem deutschen Text konnte man folgendes heraushören: "Der Computer, Mann aus Stahl, kein Gefühl, ganz egal. Rote Augen, digital. Raumkontrolle, Zeitverlust..." Danach wurde es schwierig mit dem Text. Trotzdem hatte ich gedacht, dass das ja reichen müsste, um zu einem Ergebnis zu kommen. Tat es aber nicht. Keine Suchmaschine spuckte ein Ergebnis aus. Zum ersten Mal gelangte ich an eine Grenze, in der ich meine Unlust nicht ausgleichen konnte. Ich wurde wirklich ein wenig ärgerlich, dass ich jetzt anscheinend keine Chance mehr hatte, herauszufinden, von wem dieses Lied ist. Mein nächster Schritt waren also die Foren und Weblogs von Leuten, die sich mit Musik auszukennen schienen. Ich schrieb Beiträge vor allem in 80er-Foren und dann an Autoren von Weblogs und bekam meine Überlegungen zu dem Stück meistens gespiegelt. Es half mir alles nicht weiter. Ich schickte den Schnipsel ca. 30 Mal herum, u.a. auch an Frank Laufenberg und Peter Illmann. Mitglieder oder Management von D.A.F. konnte ich nur deswegen nicht erreichen, weil die E-Mail-Adresse auf deren Webseite defunct ist. Auf jeden Fall haben wohl einige den Schnipsel gehört und geraten, meistens wurde auf Titel wie "Mann aus Stahl" geschlossen, aber auch das kam zu keinem Ergebnis. Als meine Ideen am Ende waren, gab ich mehr oder weniger auf. Es sollte wohl Musik geben, die nicht identifiziert werden sollte, dachte ich mir. Mir fehlte damit etwas, aber ich begann mich damit abzufinden. Ab und zu schaute ich noch mal in die Foren, ab und zu wollte noch mal jemand den Schnipsel haben, aber nichts passierte. Bis vor ein paar Tagen, als ich nach längerer Zeit wieder in den von mir erstellten Thread eines NDW-Forums schaute. Dort hatte jemand von mir unbemerkt am 11. Oktober einen Beitrag gepostet, indem Interpret und Titel plötzlich vollkommen klar waren. Eine Recherche im Internet ergab schnell, dass der Beitrag recht hatte. Es war und ist Paul Vincent "Mann aus Stahl"/"Der Computer".
Was vor fünf Monaten in diversen 80er-Foren als Suche nach dem "Lied mit Vocoder-Gesang" begann, ist nun mit dem Ergebnis: Paul Vincent "Mann aus Stahl"/"Der Computer" vom Album "Sternreiter" endlich beendet. Ich bin erlöst und mir geht es den Umständen entsprechend gut. Wenn man so will, fing die Suche nach diesem Lied ja eigentlich schon viel früher an als in diesem Mai. Wenn ich sage Suche, dann heißt es ja ebenfalls, dass dieses Lied verloren war. War es auch, auf verschiedenste Arten und Weisen. Zuerst einmal wurde es von meinem Bruder aus dem Radio auf Kassette aufgenommen. Allerdings nur 1 Minute und 34 Sekunden davon. Danach hörte ich diese Kassette bei meinem Bruder wahrscheinlich das eine oder andere Mal. Aber ich hörte sie auch alleine, und die Erinnerung daran ist eine dieser tollen Auf-dem-Sofa-meines-Bruders-sitzen-und-auf-seiner-Anlage-Musik-hören-Erinnerungen. Er hatte einen großen grauen Ghettoblaster mit Radio und Kassettenteil und einer rot leuchtenden Digitaluhranzeige. Danach ist diese Kassette ungehört für wahrscheinlich 7, 8 oder 9 Jahre in einer Kiste verschwunden, bis ich Anfang der 90er Jahre anfing, die alten 80er-Pop-Kassetten meiner Geschwister zu sichern, aus Angst sie würden sie vielleicht irgendwann einmal wegschmeißen. In dieser Zeit hörte ich die Kassetten wieder ein paar Mal. Dann verschwanden sie wieder, bis ich sie so ungefähr 1996 anfing zu "beschriften". Beschriften steht deswegen in Anführungszeichen, weil ich bei 3/4 der Lieder nicht wusste, um welches Lied und um welchen Interpreten es sich handelte. Letzteres war manchmal noch zu erraten, aber ersteres war schon schwieriger. (Sagas "Wind him up" hatte ich z.B. mit "Second hand gone" beschriftet, weil in dem Refrain anscheinend diese Worte zu hören sind, tatsächlich singt Sänger Rob Moratti die Wörter "second hand down") Auch die Kassette mit diesem Lied wurde beschriftet, und wie sich heute herausstellte, hatte ich aus Zufall den richtigen Liedtitel als Fantasietitel gewählt, "Mann aus Stahl". Nachdem diese Beschriftung ca. 1996 erfolgt war, verschwand die Kassette wiederum mehr oder weniger ungehört in meiner Kassettensammlung, vielleicht habe ich sie zwischendurch mal hervorgeholt, aber ich kann mich an kein einziges Mal richtig erinnern. Danach zog ich drei Mal um, in einem Dreieck durch Deutschland und jedes Mal kam diese Kassette mit. Dass sie wieder in meine Aufmerksamkeit getreten ist, verdanke ich dem Umstand, in meinem Badezimmer kein Radio o.ä. gehabt zu haben. Stattdessen schloss ich meinen alten Walkman an kleine Desktop-Boxen an und hörte Kassetten. Eine dieser Kassetten war eben diese alte Sampler-Kassette meines Bruders und ich hörte wieder die 1 Minute und 34 Sekunden dieses Songs. Ich war wie vom Donner gerührt, hatte ich doch in der Zwischenzeit sowohl aktuelle Musik verfolgt, die wie moderne NDW klang, Elektronik, die vermehrt Vocoder-Stimmen einsetzte und lauter theoretisches Zeugs über Pop-Musik gelesen. Dieses Lied war ein ganz klarer maßgeblicher Ziegelstein im Pop-NDW-Elektronik-Stammbaum, dies schien NDW und Kraftwerk zu verbinden, auf höchst künstlerische Weise noch dazu - soweit ich das beurteilen kann. Man hört eine Roland Drum-Machine, leicht angehallte Synthsizer und eine beschwörend neutrale und tiefe zugegeben deutsch-kühl klingende Stimme, die in deutsch und englisch singt und eben in einen Dialog mit einem Vocoder tritt. Ich machte mir keine großen Gedanken darum, herausfinden zu können, von wem das Lied sei, ich würde einfach wie bei den anderen Songs inzwischen auch, die Lyrics heraushören, bei einer Suchmaschine eingeben und die würde mir dann schon den Titel und Interpreten ausspucken. Das erwies sich hier auf zwei Arten als schwierig. Zuerst einmal hatte ich nur 1 Minute und 34 Sekunden dieses Liedes zu Verfügung. Dort wurde zwar gesungen, aber die Worte waren schwer zu erkennen, die auf englisch gesungenen Lyrics konnte man gar nicht heraushören, der Vocoder schien einfach Zahlen aufzusagen, aber bei dem deutschen Text konnte man folgendes heraushören: "Der Computer, Mann aus Stahl, kein Gefühl, ganz egal. Rote Augen, digital. Raumkontrolle, Zeitverlust..." Danach wurde es schwierig mit dem Text. Trotzdem hatte ich gedacht, dass das ja reichen müsste, um zu einem Ergebnis zu kommen. Tat es aber nicht. Keine Suchmaschine spuckte ein Ergebnis aus. Zum ersten Mal gelangte ich an eine Grenze, in der ich meine Unlust nicht ausgleichen konnte. Ich wurde wirklich ein wenig ärgerlich, dass ich jetzt anscheinend keine Chance mehr hatte, herauszufinden, von wem dieses Lied ist. Mein nächster Schritt waren also die Foren und Weblogs von Leuten, die sich mit Musik auszukennen schienen. Ich schrieb Beiträge vor allem in 80er-Foren und dann an Autoren von Weblogs und bekam meine Überlegungen zu dem Stück meistens gespiegelt. Es half mir alles nicht weiter. Ich schickte den Schnipsel ca. 30 Mal herum, u.a. auch an Frank Laufenberg und Peter Illmann. Mitglieder oder Management von D.A.F. konnte ich nur deswegen nicht erreichen, weil die E-Mail-Adresse auf deren Webseite defunct ist. Auf jeden Fall haben wohl einige den Schnipsel gehört und geraten, meistens wurde auf Titel wie "Mann aus Stahl" geschlossen, aber auch das kam zu keinem Ergebnis. Als meine Ideen am Ende waren, gab ich mehr oder weniger auf. Es sollte wohl Musik geben, die nicht identifiziert werden sollte, dachte ich mir. Mir fehlte damit etwas, aber ich begann mich damit abzufinden. Ab und zu schaute ich noch mal in die Foren, ab und zu wollte noch mal jemand den Schnipsel haben, aber nichts passierte. Bis vor ein paar Tagen, als ich nach längerer Zeit wieder in den von mir erstellten Thread eines NDW-Forums schaute. Dort hatte jemand von mir unbemerkt am 11. Oktober einen Beitrag gepostet, indem Interpret und Titel plötzlich vollkommen klar waren. Eine Recherche im Internet ergab schnell, dass der Beitrag recht hatte. Es war und ist Paul Vincent "Mann aus Stahl"/"Der Computer".
25.10.2009, 10:10
/ Archäologie der Songs