Nur noch die Statistiken bei Last.FM können nun beweisen, wer in der letzten Zeit wirklich noch Michael Jackson gehört hat (geht man erst einmal von der unmanipulierten Evidenz der Zahlen aus); ein Umstand, für den sich die meisten geschämt haben werden, so wie man sich anscheinend allgemein schämen muss, wenn man sogenannten Achtziger-Pop hört, vor allem wenn man sich wissenschaftlich mit Musik auseinandersetzt. Wie ein Aussätziger wird man behandelt, da viele immer noch wie blind hinter der dialektischen Aufklärung und der Frankfurter Schule hinterherlaufen. Da ist man wie der Sawyer der Medien- und Kulturwissenschaften, wenn man das Gegenteil behauptet. Natürlich ist nicht alles aus den Achtzigern Michael Jackson, und natürlich ist nicht alles, wo Achtziger-Pop drauf steht auch Achtziger-Pop. Kulturwissenschaftler nehmen so etwas wie den Tod eines Künstlers oder Stars aber gerne als Anlass, um sich dann einmal mit den Umständen und Inhalten zu beschäftigen, deswegen wird es jetzt ganz hässlich werden. Sie werden jetzt alle ankommen und etwas gehaltvolles an und in Michael Jacksons Werk finden und dann gibt es einen Sammelband, der Michael Jackson auch endlich als in der Kulturwissenschaft angekommen auszeichnen wird. Dabei treiben sie ein ganz perfides Spiel mit dem, was Michael Jackson als Ausnahme ausgezeichnet hat. Zuerst fressen sich die Kulturwissenschaftler an einer angeblichen Indie/Mainstream-Opposition fett, vernichten alles was glitzert und glamourt und ernennen den Schmutz und Fehler einfach mal als ursprünglich Gutes, um dann zu erkennen, dass es nicht so ist. Diese Erkenntnis wird aber nicht groß herausposaunt, sondern erst einmal leise verkündet oder es wird gar darüber geschwiegen. Mit der Abschaffung eines großen herrschenden und herrischen Diskurses wurde ein noch schlimmerer geschaffen, der des Indie-Underdogs, angeführt von den Indie-Robin Hoods. Und die hatten nur einen großen Feind, wenn man einen benennen könnte, der für die Gemachtheit in der Pop-Welt steht: Michael Jackson. Im Tode aber darf man niemanden verlachen, verhöhnen, niedermachen, deswegen wird es jetzt hässlicher als es die ganze Zeit sowieso schon war. Sie ziehen Michael Jackson auf ihre Seite, indem sie ihm den Stempel der Wissenschaft verpassen und das Thema nicht so behandeln werden, als hätte Michael Jackson diesen Stempel schon lange verdient, das werden sie ihm nicht zugestehen. Für die Rehabilitation einer Wissenschaft, die sich viel zu lange mit Polen, mit Plus und Minus, mit Gut und Böse aufgehalten hat, und sich konsequent den Erkenntnissen über Diskontinuitäten verweigerte und nicht dem Fehler im Fehler erkennen wollte, wären Artikel und Aufsätze notwendig, die sich nun endlich mal daran machen, den Mainstream aus der Zeit zwischen 1979 und 1985 vom Nebel zu befreien.
Natürlich bin auch ich selbst einmal dieser einen Wahrheit hinterher gelaufen und habe mit flammenden Worten für das Gute Kleine gegen das Böse Große geeifert, lange Zeit und viele Jahre lang. Aber niemals hätte ich eine genealogisch erinnerte Pop-Vergangenheit verleugnet oder die Zerstörung ihrer gar schriftlich zu einer Wahrheit erhoben. Nun kann man sich nur noch den Massenmedien gegenüber abschotten, um all das nicht zu hören, nicht allerdings gegen die Öffentlich-Rechtlichen oder die Privaten, nicht gegen den SPIEGEL oder DIE ZEIT, nicht einmal gegen die BILD; nein, in Acht nehmen muss man sich gegen das rauschende Gelaber der Twitters und Facebooker, die wesentlich pietätloser über alles plärren, was eben so den ganzen Tag lang passiert. Wenn man das, was einem wichtig ist, nicht zerstört sehen will, muss man sich vor diesem trampelhaften Meinungsgepolter in Acht nehmen.
Natürlich bin auch ich selbst einmal dieser einen Wahrheit hinterher gelaufen und habe mit flammenden Worten für das Gute Kleine gegen das Böse Große geeifert, lange Zeit und viele Jahre lang. Aber niemals hätte ich eine genealogisch erinnerte Pop-Vergangenheit verleugnet oder die Zerstörung ihrer gar schriftlich zu einer Wahrheit erhoben. Nun kann man sich nur noch den Massenmedien gegenüber abschotten, um all das nicht zu hören, nicht allerdings gegen die Öffentlich-Rechtlichen oder die Privaten, nicht gegen den SPIEGEL oder DIE ZEIT, nicht einmal gegen die BILD; nein, in Acht nehmen muss man sich gegen das rauschende Gelaber der Twitters und Facebooker, die wesentlich pietätloser über alles plärren, was eben so den ganzen Tag lang passiert. Wenn man das, was einem wichtig ist, nicht zerstört sehen will, muss man sich vor diesem trampelhaften Meinungsgepolter in Acht nehmen.
26.06.2009, 13:17