Gefällt mir sehr gut, wie Kay Sokolowsky da in seinem Buch Late Night Solo Harald Schmidt zu einem Gott erhebt. Zumindest gefällt es mir zum größten Teil gut. Ich mag es eigentlich nicht, wenn jemand statt „beziehungsweise“, oder wie man es dann in einem Text schreiben würde, „bzw.“, immer „respektive“ schreibt. Kay Sokolowsky ist ein bisschen sehr selbstverliebt, mit seinen ganzen Fachtermini, aber das hat er sich wahrscheinlich von Harald Schmidt übernommen. Er definiert das Geniale an Harald Schmidt an mehreren Beispielen aus seiner Show, aber auch durch Abgrenzung von anderen Sendungen, und beschreibt die Entwicklung der Comedy in Deutschland anhand von „RTL Samstag Nacht“. Ganz richtig beschreibt er dort Stefan Jürgens und Esther Schweins als absolut unlustig. Vergessen hat er da m.E. aber auch noch Olli Dittrich, der noch nie in seinem Leben lustig war. Er war es nicht bei „RTL Samstag Nacht“, er war es nicht bei diesen miserablen Improvisationen mit Anke Engelke, und schon mal gar nicht bei „Dittsche“, diesem unlustigen Gequatsche, das niemanden interessiert.
Es scheint mir allerdings ein bisschen fragwürdig, ob Harald Schmidt, wie Kay Sokolowsky es am Ende seines Buchs behauptet, alles bei der NFS (Neue Frankfurter Schule) abgeguckt haben soll. Da scheint mir eher die Sehnsucht Sokolowskys durchzuscheinen, so eine Schule möge zurückkommen respektive niemals gegangen sein. Jemand wie Harald Schmidt wird sich wohl eher aus allen Ecken etwas abgeschaut haben, und ich würde auch einfach ein angeborenes Talent mit in die Analyse hineinnehmen. Auch Sokolowskys Betonen der Pointen und Witze, die Harald Schmidt im Auge haben soll, erscheint mir nicht richtig. Die Pointen und Witze respektive das daraus folgende Lachen der Zuschauer im Studio war oftmals eher ein Abfallprodukt der Themen der Show. Es schien Harald Schmidt eher zu stören, aber bei den unzähligen Ebenen, auf denen Harald Schmidts Komik funktionierte, ist es schwer, genau zu sagen, welche Ebene jetzt als „wahr“ erachtet werden darf, also welche Äußerung er dann ernst meint, und welche Ebene als Spott galt.
Für jemanden, der nach der Harald Schmidt Show süchtig war und ist, sich Gedanken darüber gemacht hat, wird dieses Buch nicht viel Neues an Erkenntnis bringen.
Es scheint mir allerdings ein bisschen fragwürdig, ob Harald Schmidt, wie Kay Sokolowsky es am Ende seines Buchs behauptet, alles bei der NFS (Neue Frankfurter Schule) abgeguckt haben soll. Da scheint mir eher die Sehnsucht Sokolowskys durchzuscheinen, so eine Schule möge zurückkommen respektive niemals gegangen sein. Jemand wie Harald Schmidt wird sich wohl eher aus allen Ecken etwas abgeschaut haben, und ich würde auch einfach ein angeborenes Talent mit in die Analyse hineinnehmen. Auch Sokolowskys Betonen der Pointen und Witze, die Harald Schmidt im Auge haben soll, erscheint mir nicht richtig. Die Pointen und Witze respektive das daraus folgende Lachen der Zuschauer im Studio war oftmals eher ein Abfallprodukt der Themen der Show. Es schien Harald Schmidt eher zu stören, aber bei den unzähligen Ebenen, auf denen Harald Schmidts Komik funktionierte, ist es schwer, genau zu sagen, welche Ebene jetzt als „wahr“ erachtet werden darf, also welche Äußerung er dann ernst meint, und welche Ebene als Spott galt.
Für jemanden, der nach der Harald Schmidt Show süchtig war und ist, sich Gedanken darüber gemacht hat, wird dieses Buch nicht viel Neues an Erkenntnis bringen.
12.11.2004, 11:47
/ Bücher
Keats79 äußerte am 12. Nov, 20:07:
Was genau meinst du mit "Abfallprodukt"?
Cut1977 antwortete am 13. Nov, 17:32:
Damit meine ich, dass bei der Konzeption der Shows nicht gesagt wurde: sag da mal das und das, dann lacht das Publikum.
Icepulse äußerte am 13. Nov, 10:48:
Jürgens, Schweins, Dittrich, Engelke, nie witzig gewesen, niemals, keiner von ihnen, nie, die Dittrich/ Engelke-"Improvisationen": grausam. die Leute sind mittlerweile so spaßbefreit, dass sie dazu bereit sind, alle Dinge, die ihnen mit der Ankündigung und Anweisung: "Achtung, lustig!" vorgesetzt und verordnet werden und die auch nur ein Milligramm origineller sind als ihr ödes genormtes Innenleben und ihr ödes genormtes Arbeitsleben, als originell und lustig wahrzunehmen. zu 95% ist diese Art von "Humor" eine leidenschaftslose spießige graue Dienstleistung, jede Alltagshandlung, und sei es nur ein Besuch bei der Post oder ähnliches, ist spannender und witziger, man muss es nur erkennen können
Cut1977 antwortete am 13. Nov, 17:32:
M.E. sehr gut formuliert, Herr Icepulse.
Icepulse antwortete am 14. Nov, 16:06:
Danke! Mein letzer Nachsatz ist zwar etwas arg sozialpädagogisch, aber da muss man eben manchmal durch...:)na ja, durch flächendeckende chronische Humorunterversorgung der Leute im Alltag hängt die Latte halt leider sehr sehr tief, ich weiss nicht mal, ob das jemals grundsätzlich anders war, aber heutzutage gibt es leider sofort eine Vielzahl an Leuten, denen wieder mal nichts anderes einfällt, als diese Defizite auf bestimmte Weise zu nutzen und zielstrebig zu Geld zu machen, Es entsteht in der Folge ein großer und gewinnträchtiger Humorsimulationsmarkt, aber kein einziger wirklicher Witz