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Ich höre den ganzen Abend über nur Stimmen, die gar nicht das sagen, was sie wirklich sagen. Ich höre immer: "Wissen Sie, wie mein Wein heißt?" und ähnliche Sätze. Auch der ganze Pöbel ist bei der Eröffnung der Yves Klein Ausstellung in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt geladen. Ziemlich viel Kunstbanausenpöbel, ähnlich den vier oder fünf Obdachlosen, die 20 Meter vor der Kunsthalle ihr Nachtlager aufgeschlagen haben. Da wirken die 40 bis 50 "Ehe"paare, die ihren Selbst- und Gegeneinanderhass in diesen Eröffnungsabend tragen... na, die wirken halt. Wie auch immer. Wahrscheinlich sind auch welche eingeflogen. Sie wollen nämlich etwas bestaunen, und im Nachdenken über Yves Kleins radikale Kunst ziemlich laut miteinander brabbeln; obligatorische Sekt-, Wasser- und Saftgläser in den Händen miteingeschlossen. Ich entwickle meinen Hass im Laufe des Abends und des Rundgangs auch auf die kleinen Kinder, die entweder bis auf 3 cm an die Exponate herangehen, oder mit hängendem Kopf voller Langeweile auf den Sofas sitzen. Aber vorher versprühe ich meinen Hass - und dann auch mein Gelächter - auf die Besucher, die mit der rechten Hand ihr Kinn und mit der linken Hand ihren rechten Ellenbogen stützen. Da mag man so den Stützarm wegziehen und zischen: "Hey, nicht so lang auf die Bilder starren. Die sind doch alle bloß blau." Aber das stimmt ja gar nicht. Yves Klein hat auch ein paar pinkish rosa Bilder gemalt, ein paar Schwämme aufgeklebt (allerdings auch in blau), eine Symphonie komponiert, die auf einem Ton basiert, leere Räume zur Darstellung des Immateriellen entworfen, und die einzig schönen Bilder sind die Fire Paintings. Aber, darauf kommen meine Begleitung und ich irgendwie erst ziemlich spät, darum geht es ja in der Kunst gar nicht, oder? Wer fragt nach Schönheit in der Kunst? Nur die Nichtwissenden. Ästhetik? Das ist doch ein eigenes Kapitel im Kunststudium. Und sowieso und überhaupt ist das gemeine Volk eh nicht für Yves Klein bereit. Selbst 42 jahre nach seinem Tod. So alt ist er ja selbst nicht mal geworden. Aber die Redundanz solcher Veranstaltungen ist wirklich erstaunlich. Man muss gar nicht hingehen, weiß man eigentlich alles schon vorher, so wie man es sich in schlimmster Polemik, im schlimmsten Zynismus nur ausdenken kann. Zwei sehr sehr wichtige Anzugmenschen reden dann auch so:
Anzugmensch zu Anzugmensch: "Da kommt man extra 75 Minuten zu spät, und der quatscht immer noch." Ob mit "der" jetzt Herr Hollein (Direktor der Kunsthalle), Herr Martin (französischer Botschafter), Herr Nordhoff (Kulturdezernent der Stadt Frankfurt), Herr Berggruen oder Frau Pfeiffer (Kuratoren der Ausstellung) gemeint war, kann ich nicht sagen, denn wir waren selber 75 Minuten zu spät. Ja ja, man kann teure Bücher kaufen, dabei teuer aussehen und wichtige Augenzusammenkneifenblicke auf die Bilder werfen, weniger blau werden die davon auch nicht. Das Design der Kunsthalle gefällt uns dann am besten, die ganzen blauen Autos in der Tiefgarage sind ziemlich unheimlich und der Iced Coffee im Starbucks war viel zu teuer und lag mir wie ein Stein im Magen.
Keats79 äußerte am 17. Sep, 14:26:
Ich habe...
...dazu etwas in meinem weblog geschrieben:
http://odysee.twoday.net/stories/334346/ 
tinowa äußerte am 18. Sep, 18:48:
und?
hatte irgendjemand nach der einladung zur vernissage geguckt? ein freund von mir wollte hin, aber am telefon hatte man ihn auf die einladungen verwiesen. die gibts aber immer und niemals nie auch hatte da jemand mal draufgeguckt. 
Cut1977 antwortete am 18. Sep, 21:33:
Na dann scheint...
... das die erste Eröffnung zu einer Ausstellung in der Schirn gewesen zu sein, bei der man genau auf die Einladung geachtet hat.