Max Goldt schreibt in seinem Buch Wenn man einen weißen Anzug anhat:
Eine zweite Eigenheit des Neuen Spießers ist eine zügellose Larmoyanz das Wetter betreffend. Wettergenörgel wird es immer gegeben haben, aber seit es billige Urlaubsflüge für jedermann gibt, kommt die Empfindlichkeit gegenüber einem bedeckten Himmel einem wahren Volksirrsinn gleich. Man erinnere sich: Im Jahre 2000 waren Mai und Juni fast durchgehend warm und sonnig. Im Juli wurde es dann für einige Zeit etwas kühler. Sofort heulten aus allen Ecken die Spießer, wann es denn endlich mal Sommer werden würde in Deutschland, dass man es hierzulande kaum aushalten könne, dass man über kurz oder lang depressiv werde, weil ja immer alles grau in grau sei. Wenn es nach dreiwöchigen Trockenperioden, in denen das Radio immerfort Waldbrandstufe 4 ausruft, mehr als einen Tag lang regnet, wird man von der Hauswartsfrau für einen Ausbund an Arroganz gehalten, sollte man auf ihre Klage, in Deutschland regne es einfach immerfort, nüchtern erwidern, dass dies der erste Niederschlag seit drei Wochen sei.
"Ja ihr, ihr habt gut reden", würde die Hauswartsfrau in sich rein murmeln, "wir die kleinen Leute, müssen Tag für Tag durch das schlechte Wetter zum Container gehen, um unsere Schnapsflaschen loszuwerden, aber ihr intellektuellen Besserwisser sitzt vor euren gutgeheizten Bücherwänden und kackt Korinthen", und man darf keine Hoffnung darauf verschwenden, dass der Hauswartsfrau noch einfällt, dass es eigentlich keine besondere intellektuelle Leistung ist, dass Wetter auch über einen längeren Zeitraum korrekt wahrzunehmen.
Brillant beobachtet schreibt Max Goldt hier über eine Sache, die mich auch im Fernsehen und Radio tierisch nervt. Da wird kollektiv das Taschentuch gezogen, sollte die Vorhersage - die eh zu 50% versagt - vorhersagen, dass es evtl. morgen Regen gibt.
Eine zweite Eigenheit des Neuen Spießers ist eine zügellose Larmoyanz das Wetter betreffend. Wettergenörgel wird es immer gegeben haben, aber seit es billige Urlaubsflüge für jedermann gibt, kommt die Empfindlichkeit gegenüber einem bedeckten Himmel einem wahren Volksirrsinn gleich. Man erinnere sich: Im Jahre 2000 waren Mai und Juni fast durchgehend warm und sonnig. Im Juli wurde es dann für einige Zeit etwas kühler. Sofort heulten aus allen Ecken die Spießer, wann es denn endlich mal Sommer werden würde in Deutschland, dass man es hierzulande kaum aushalten könne, dass man über kurz oder lang depressiv werde, weil ja immer alles grau in grau sei. Wenn es nach dreiwöchigen Trockenperioden, in denen das Radio immerfort Waldbrandstufe 4 ausruft, mehr als einen Tag lang regnet, wird man von der Hauswartsfrau für einen Ausbund an Arroganz gehalten, sollte man auf ihre Klage, in Deutschland regne es einfach immerfort, nüchtern erwidern, dass dies der erste Niederschlag seit drei Wochen sei.
"Ja ihr, ihr habt gut reden", würde die Hauswartsfrau in sich rein murmeln, "wir die kleinen Leute, müssen Tag für Tag durch das schlechte Wetter zum Container gehen, um unsere Schnapsflaschen loszuwerden, aber ihr intellektuellen Besserwisser sitzt vor euren gutgeheizten Bücherwänden und kackt Korinthen", und man darf keine Hoffnung darauf verschwenden, dass der Hauswartsfrau noch einfällt, dass es eigentlich keine besondere intellektuelle Leistung ist, dass Wetter auch über einen längeren Zeitraum korrekt wahrzunehmen.
Brillant beobachtet schreibt Max Goldt hier über eine Sache, die mich auch im Fernsehen und Radio tierisch nervt. Da wird kollektiv das Taschentuch gezogen, sollte die Vorhersage - die eh zu 50% versagt - vorhersagen, dass es evtl. morgen Regen gibt.
02.06.2003, 18:42
/ Bücher
zutrine äußerte am 2. Jun, 20:25:
Kurze Hosen, lange Haare...
Das Wetter zur Zeit ist grauenvoll! Im Winter rennen alle mit Jeansjacke rum, beschweren sich, dass es doch viel zu kalt sei und sobald der erste Sonnenstrahl ihre Nasen kitzelt, laufen sie bald ohne jegliche Bekleidung rum. Warum lassen sie sich nicht die Haare noch schneiden? Wie kann man so ein Wetter genießen? ["Komm, sonnen wir uns!"] Das ist doch gar kein Wetter. Dieses "Wetter" hat überhaupt keinen Charakter. Das einzige, was ich daran mag, sind die Gewitter, die im Laufe des Abends den Tag versüßen. (Passt zwar nicht zusammen "Gewitter" und "versüßen"... aber ich weiß das zu wissen)Der Winter dahingegen hat sogar sehr viel Charakter. Schneestürme (leider nicht überall), Glatteis, auf dem diese Jeansjackenmenschen ausrutschen, weil sie keine Profilschuhe anziehen wollen, dunkle, kalte, geheimnisvolle Nächte und Tage, Eisblumen... und was hat uns der Sommer zu bieten? Blauen Himmel, einen hellen Ball, Perlen, die von der Stirn tropfen... Toll!
Wenn der Winter lebt und es wird vom einen auf den anderen Tag warm (7°C), freuen sich alle wie bekloppt (wenn es wieder kalt wird, weinen alle um das schöne Wetter).
Im Sommer hingegen weinen alle wie bekloppt, wenn es so ein schönes Wetter (7°C) wie "damals" im Winter ist.
Es gibt auch Wollpullis. Ja.
Cut1977 antwortete am 3. Jun, 01:30:
Damit ist alles gesagt, dem hab ich nichts hinzuzufügen.