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Ich schätze mal, dass die Details, die man vor 30 Jahren aus Musik herausgehört hat, nicht so speziell waren, wie die von heute. Man hat da eher noch gröber unterschieden und gesagt: du hörst Pop und ich hör Rock. Das macht man heute auch noch, aber anders: Du hörst Glitch und ich hör Elektronik… oder so ähnlich. Den großen Überblick über alle „Pop“-Musik der Welt kann man nie wieder liefern. Deswegen sind auch diese Charts „100 besten Alben aller Zeiten“ usw. völlig irrelevant. Man kann da vielleicht von Verkaufszahlen reden, aber wenn jetzt jeder alles nur noch runterlädt, dann haben selbst die Verkaufszahlen immer weniger Aussagekraft. Blablabla, auf jeden Fall ist der Detailreichtum auch bei einer pop-minimalistischen Band wie WOLKE zu hören – und zu spüren. Einfach zu sagen: wir sind zu viele in der Band und wir brauchen unseren Schlagzeuger gar nicht, ist schon sehr gewagt, zeigt es doch den Weg an: mit weniger Mitteln anspruchs- und gefühlvolle Musik machen.
WOLKE gelingt das auf Susenky ganz wunderbar. Die Entscheidungen, die sie auf dem Album getroffen haben, sind allesamt richtig. Die Stimme klingt nah und manchmal wie ein Chor, wahrscheinlich durch einen Flangereffekt erzielt, damit wirkt sie auch sehr eindringlich. Ganz leise gibt es immer wieder Hall und Delay auf der Stimme, spärlich und ü b e r l e g t eingesetzt. Die Beatbox klingt sauber und tief und wuchtig, das Klavier und der Bass ebenfalls sehr nahe. Am wichtigsten natürlich aber die Melodiebögen, oftmals in Moll, aber niemal wird die Platte zu „depressiv“, zwischendurch auch in Dur, aber niemals wird die Platte zu beliebig.
In Bescheidenheit liegt oftmals Größe, verschwenden tun WOLKE auf diesem Album nichts, auch wenn manche schreiben: xyz gingen auf ihrem Album verschwenderisch mit Hits oder Melodien oder sonstwas um. Das ist doch kein Kompliment. Ausgewogenheit schafft erhöhte Halbwertszeit bei einem Album und somit wird WOLKEs Susenky ewig halten.
Pop kann nur als Minimalismus funktionieren, sollte er Anspruch behalten wollen.
Auch für die Bühne funktioniert dann ein Outfit in Anzügen für diese Musik wunderbar. Es ist gleichzeitig Attitüde und gar keine Attitüde, denn Anzug heißt: Menschen (und dementsprechend: Egos) treten zurück und Musik in den Vordergrund.
WOLKE versuchen ihre Lieder eben dann auch originalgetreu auf die Bühne zu bringen, und das Minimalisieren von Pop auf der Bühne zu erleben, ist ein Ereignis.
Eigentlich hat dieses Konzert gestern ja gar nicht stattgefunden. Mehr dazu hier.



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